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Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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ihrer Mimik war abzulesen, dass sie ihr glaubte.
    »Wenn Sie wollen, können Sie mich begleiten«, schlug Yolanda vor.
    »Sie fahren nach Jerez?«, fragte Delia.
    »Felipe hat mich und Luke eingeladen.«
    Delia verstand die Welt nicht mehr. Feierte Felipe jetzt etwa den Sieg über Lisa und lud sowohl sein Opfer als auch andere zu einem Leichenschmaus ein?
    »Er veranstaltet jedes Jahr das Sherryfest. Das ist Tradition«, erklärte Yolanda.
    Irgendetwas muss mir entgangen sein, überlegte Delia.
    »Ich muss Luke nur noch vom Arzt abholen. In einer halben Stunde können wir losfahren.«
    »Mit dem Zug?«
    »Mit meinem Wagen. Es sei denn, Sie trauen mir die Strecke nach Jerez nicht mehr zu.«
    »Nein, nein. So war das nicht gemeint. Ich freue mich, Sie zu begleiten«, sagte Delia und lachte.
    Lisa wunderte sich darüber, warum sie der ungute Abgang in Jerez nicht belastete. Vielleicht lag das auch daran, dass Mercedes auf der kurzen Taxifahrt zu Felipes Hazienda einen entscheidenden Satz vom Stapel gelassen hatte, dessen Relativierung, dass es ihr nicht zustehen würde, Urteile über Menschen zu treffen, die sie kaum kannte, der Wirkung keinen Abbruch tat. »Ich hab das Gefühl, dass diese Leute gar nicht zu dir passen«, hatte sie gesagt, nachdem sie vom »usted«, der förmlichen spanischen Anrede mit »Sie«, zum »Du« übergegangen waren. Mercedes kannte ihre Freunde zwar nicht, hatte aber gerade deshalb den Vorteil des unvoreingenommenen Blicks von außen. Und sie hatte recht. Sie passten nicht mehr zu ihr.
    »Ich übernehm das«, sagte Lisa und wimmelte Mercedes’ Versuch ab, sich an der Taxifahrt zu beteiligen. Das war das Mindeste, womit sie sich revanchieren konnte, und wenn es nur der Dank für ihr offenes Ohr und ihren grundanständigen Charakter war, der ihr diese junge Frau so sympathisch machte – vom Gleichklang ihrer Beziehungsseifenoper mal ganz abgesehen.
    »Ich bin ganz schön nervös«, gestand Mercedes, bevor sie aus dem Taxi stiegen.
    »Willkommen im Club«, erwiderte Lisa und stand für einen Moment regungslos vor dem riesigen Anwesen, das sie seit Jahren nicht mehr betreten hatte. Es sah noch so aus wie früher – ein riesiges Steinhaus, an dessen Wänden Blumen rankten. Durch einen Torbogen erreichte man einen Innenhof, in dem ein Brunnen unter einem schattenspendenden Olivenbaum plätscherte. Die ersten Gäste hatten sich bereits mit Drinks in den Händen unter dem Baum versammelt. Niemand schenkte ihnen Beachtung. Ringsum sah Lisa nur unbekannte Gesichter, von denen sie jedoch einige anlächelten, als sie an ihnen vorbeischlenderten, um nach Felipe Ausschau zu halten. Lisa bemerkte sofort, dass er immer noch an ihren Ideen und Deko-Vorschlägen festhielt. Die Baumreihe, die hinüber zum Gestüt führte, aber auch die Zypresse gleich neben dem Haus waren mit Lichterketten geschmückt. Als »albern« hatte er das einst abgetan, bis er an der »Weihnachtsbeleuchtung« Gefallen gefunden hatte, weil einige seiner Gäste bewundernde Blicke darauf geworfen und ihm Komplimente gemacht hatten. Typisch Felipe! Lisa musste schmunzeln. Im Gegensatz zu Madrid war dieser Ort überwiegend mit positiven Erinnerungen besetzt. Felipe war hier zeitlebens viel entspannter gewesen. Der große Zampano in seinem Reich. Daran hatte sich anscheinend nichts geändert. Und wie sie ihm alle huldigten. Eine Menschentraube, die nach andalusischem Großkapital aussah, hatte sich um ihn gruppiert. Andere saßen an Tischen, die halbkreisförmig um eines der Gatter mit Felipes Tisch im Zentrum angeordnet waren. Musik drang aus Lautsprechern, die links und rechts am Zaun befestigt waren. Wer Rassepferde züchtete, musste natürlich zeigen, was er im Programm hatte. Doch auch das war Lisas Idee gewesen. Sie hatte sich mit der königlichen Reitschule in Jerez in Verbindung gesetzt und dieses Highlight ermöglicht, das nach und nach zum festen Bestandteil im Jahresablauf von Felipes Gestüt wurde. Ein Reiter schoss mit einem von Felipes Kartäusern aus der Scheune und erntete Applaus. Dass die meisten Gäste nicht dem Reiter applaudierten, sondern dabei Felipe ansahen, verstand sich von selbst. Alles andere hätte er ihnen wohl übelgenommen.
    »Da hinten ist noch ein Tisch frei«, sagte Mercedes. Von dort hatte man einen guten Blick auf die Show, die die junge Frau sofort begeisterte: »Die tanzenden Pferde von Jerez.«
    Man musste es gesehen haben, um es zu glauben. Pferde, die sich im Dreivierteltakt geschmeidig bewegten,

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