Lisa geht zum Teufel (German Edition)
schwungvoll drehten, obwohl die Bewegungsabläufe alles andere als natürlich für ein Pferd waren. Lisa war froh, dass der Tisch, den Mercedes für sie ausgesucht hatte, etwas abseits vom Geschehen stand. Das würde ihr Zeit geben, um sich an die alte Umgebung zu gewöhnen. Felipe war mit sich selbst beschäftigt und würde sie wahrscheinlich gar nicht wahrnehmen, wenn sie nicht direkt zu ihm ging, doch da täuschte sie sich. Als ob er ihre Anwesenheit gespürt hätte, drehte er sich um und fixierte sie, was einigen der Anwesenden sofort auffiel. Er schenkte ihr ein Lächeln. Schon mal ein gutes Opening, dachte Lisa. Jetzt konnte er sich wieder seinen geliebten Rassepferden widmen, doch die schienen ihn nicht mehr zu interessieren. Früher durfte man ihn nicht einmal ansprechen, während er den Pferden beim Tanz zusah. Lisa traute ihren Augen kaum. Felipe stand auf und bahnte sich durch die versammelten Gäste seinen Weg zu ihr. Der König stieg von seinem Thron herab, um sie zu begrüßen. Wenn das keine versöhnliche Geste war.
»Hallo, Lisa. Mercedes. Ich freue mich, dass ihr kommen konntet«, sagte er und wandte seinen Blick einfach nicht mehr von ihr ab. Das gleiche Feuer wie damals lag in seinen Augen. Jetzt fehlte nur noch, dass er ihr sagen würde, wie bezaubernd sie aussah. Mit Komplimenten dieser Art aus dem Munde eines Mannes, dem man so gut wie alles abnahm, wenn er charmant lächelte, konnte man Lisa kaufen, und er wusste das.
»Felipe«, sagte sie nur und hatte erstaunlich wenig Mühe, sein Lächeln dabei charmant zu erwidern.
Felipe hätte nicht gedacht, dass Lisa wirklich kommen würde, selbst nach ihrer telefonischen Zusage, die äußerst knapp ausgefallen war. Dass sie Mercedes dabeihatte, freute ihn umso mehr. Die beiden Frauen seinen Gästen vorzustellen, war in Anbetracht ihrer neugierigen Blicke unumgänglich, auch wenn die meisten Gäste noch am Gatter standen, um den tanzenden Kartäusern zuzusehen. Dolores Martinez, eine Journalistin, die er seit Jahren kannte, gehörte allerdings nicht dazu. Die attraktive Mittdreißigerin, die regelmäßig in der lokalen Tageszeitung über seine Aktivitäten berichtete, was sehr PR-wirksam war, konnte es sich nicht nehmen lassen, ihre Aufwartung zu machen.
»Felipe. Immer in Begleitung von attraktiven Frauen«, sagte sie in die Runde. »Willst du mich nicht vorstellen?«
»Dolores. Aber passt auf, was ihr sagt. Sie ist von der Presse«, sagte er galant.
»Lisa. Ich bin Felipes Exfrau«, erwiderte Lisa ungewohnt charmant, was Felipe außerordentlich gut gefiel, noch viel besser aber Dolores’ Reaktion. Die Journalistin war normalerweise durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Sie wusste zwar, dass er zweimal geheiratet hatte, war Lisa aber noch nie begegnet. Dementsprechend groß wurden ihre Augen.
»Sehr erfreut. Sind Sie das erste Mal hier?«, fragte sie.
»Wir haben uns eine Zeitlang nicht gesehen«, antwortete Felipe an Lisas Stelle, um nicht zu riskieren, dass das Gespräch allzu privat wurde.
»Mercedes. Ich bin eine Freundin von Lisa …«, stellte sich Andreas’ Exfreundin selbst vor.
Spätestens jetzt war klar, dass Felipe den Traum von ihr als Schwiegertochter wohl begraben konnte, es sei denn, sein Sohn käme endlich zur Vernunft.
Der erste Teil der Show war zu Ende. Kein Wunder, dass sich nun gleich eine ganze Reihe von Leuten nach ihnen umdrehte und auf sie zusteuerte. Am schnellsten war aber Gustavo, der Lisa noch von früher kannte.
»So eine Überraschung, Lisa«, sagte er und reichte ihr die Hand, wobei sein fragender Blick auf den Gastgeber gerichtet war. »Habt ihr euch etwa versöhnt?«, fragte er keck.
»Haben wir das?«, fragte Felipe und sah Lisa dabei an.
»Da bin ich mir noch nicht so sicher«, erwiderte sie entwaffnend ehrlich.
»Du entschuldigst uns, Gustavo«, sagte Felipe und blickte auch in Richtung Mercedes, bevor er sich Lisa zuwandte. »Hast du Lust auf einen kleinen Spaziergang?«, fragte er.
Lisa nickte nur und überlegte einen Moment, ob sie Andreas für sein übles Ränkespiel nicht sogar dankbar sein musste. Allein schon, Felipe zu begegnen, ohne dabei feuchte Handflächen, Herzrasen, hektische Flecken oder einen flauen Magen zu bekommen, hätte kein noch so guter Psychotherapeut bewerkstelligen können. Mit ihm zu sprechen, ohne bei jedem Wort zwanghaft an irgendein Ereignis von früher zu denken, fühlte sich gut an. Dass sie gar neben ihm herlaufen konnte und er nicht die geringsten Anstalten machte,
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