Lisa geht zum Teufel (German Edition)
sie unter Druck zu setzen oder zu provozieren, war sensationell, vielleicht aber auch damit erklärbar, dass nun Felipes Sohn den Schwarzen Peter in der Hand hatte, was Felipe die Grundlage entzog, sie angreifen zu müssen, um sich zu verteidigen. Stattdessen erzählte er ihr von seiner erfolgreichen Zucht – einer Leidenschaft, die sie sogar ein bisschen mit ihm teilte. Auch wenn es interessant war zu erfahren, wer alles auf seinem Fest erschienen war, lag es Lisa sehr am Herzen, endlich über die Dinge zu sprechen, die der Grund dafür waren, dass sie hergekommen war. Andreas gehörte dazu.
»Weiß dein Sohn, dass Mercedes und ich hier sind?«, fragte sie Felipe.
Felipe nickte und sagte: »So ein dummer Junge …«
»Auf mich macht er eher einen aufgeweckten Eindruck. Auf so eine Nummer muss man erst mal kommen«, entgegnete Lisa.
»Das meine ich gar nicht«, erklärte Felipe. »Die Pferde sind mit ihm durchgegangen. Er ist vernarrt in diese Frau.«
»Macht Liebe nicht bekanntlich blind? Hat sie uns nicht auch blind gemacht?«, fragte Lisa und war gespannt darauf, wie Felipe darauf reagieren würde. Soweit sie sich zurückerinnern konnte, hatten sie so gut wie nie über ihre Beziehung gesprochen – einer der Gründe, weshalb ihre Ehe gescheitert war.
Auch diesmal wich Felipe ihrer Frage aus, was Lisas Vermutung bekräftigte.
»Er hätte sich jedes Haus kaufen können. Ich war so wütend. Stell dir vor, er hat mir sogar damit gedroht, das alles hier zu verkaufen. Dabei wollte er doch immer den Betrieb übernehmen.«
»Da ist wohl irgendetwas schiefgelaufen«, sagte sie und fürchtete gleich, dass Felipe dies in den falschen Hals bekommen könnte. Gegen Vorwürfe war er schon immer äußerst allergisch gewesen.
Felipe zuckte in der Tat etwas zusammen. Ihre Bemerkung passte ihm ganz und gar nicht, aber erstaunlicherweise nickte er schließlich doch und blickte auf die große Koppel mit all seinen Schätzen auf vier Beinen. »Er wollte was von der Welt sehen. Andreas mag Pferde, aber … Er hat sich für ein Touristikstudium entschieden. Und jetzt stattet er Luxushotels aus. Ich hätte schon damals wissen müssen, dass all das hier nach mir keinen Bestand mehr hat.«
»Du kannst ihn nicht dazu zwingen.«
»Natürlich nicht, aber mich enttäuscht, was aus ihm geworden ist. Ich hatte gehofft, dass er anders wird als …« Felipe hörte abrupt auf zu reden.
Lisa wusste genau, weshalb er plötzlich schwieg, was ihm sichtlich unangenehm war. Sie beschloss, diesen Moment zu nutzen und ihm wenigstens einmal auf den Zahn zu fühlen, ohne dass sie miteinander stritten. »Du hättest es damals in der Hand gehabt, Felipe«, sagte sie nur traurig. Sie wusste, dass er sehr wohl verstanden hatte, dass es nicht mehr um Andreas ging, sondern um sie beide. Felipe stand wie versteinert am Gatter zu der Koppel, die so weit in sein Land hineinreichte, dass man das andere Ende nur erahnen konnte.
»Ich hab einiges falsch gemacht«, gab er zu und holte tief Luft, bevor er weitersprechen konnte. Auch ihm schien etwas auf der Seele zu liegen. »Ich erwarte auch nicht von dir, dass du mir verzeihst, aber …«
»Was aber, Felipe?«
»Dein Entschluss, einfach zu gehen … Er kam so plötzlich … Nein, keine Sorge, ich mache dir keine Vorhaltungen mehr, dass du alles hattest, was sich eine Frau nur erträumen kann, dass ich dich gut behandelt habe … Das habe ich nicht und das weiß ich, aber ich finde einfach keine Antwort darauf, was in den letzten Monaten unserer Ehe anders war, was dich zu dieser Entscheidung bewogen hat. Ich war doch schon immer der, der ich bin.« Felipe sah ihr direkt in die Augen. Er wirkte verzweifelt.
Erst jetzt dämmerte Lisa, dass sein ganzer Zorn auf sie, all das, was er ihr angetan hatte, seinen Ursprung in dieser Verzweiflung haben musste. Lisa hatte ihm den wahren Grund damals nicht sagen können, und sie konnte es auch heute nicht. So hilflos, wie er dastand, musste sie aber etwas erwidern, was zumindest ein gutes Gefühl bei ihm hinterließ. »Manchmal verändern sich Menschen …«, begann sie und schämte sich sogleich für diese nichtssagende Floskel. »Ich war mal sehr glücklich mit dir«, sagte sie leichten Herzens und meinte es auch so. Der eigentliche Grund für ihre damalige Trennung kam ihr aber nicht über die Lippen.
Felipe schien sich jedoch mit ihrer Antwort zufriedenzugeben. Er nickte, blickte für einen Moment gedankenverloren auf sein Land und lächelte sogar, zwar nicht
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