Lisa geht zum Teufel (German Edition)
ist, weiß ich ganz sicher.«
»Madrid?«
Wieder nickte Delia. »Ich weiß, wo seine Tochter wohnt«, sagte sie.
Lisa überlegte, ob sie das überhaupt wissen wollte.
Kapitel 15
Wie kämpft man um eine Frau, die tief verletzt ist? Diese Frage hatte Andreas auf der Fahrt nach Jerez begleitet. Um Frauen hatte er bisher noch nie kämpfen müssen. Außerdem hatte jeder Kampf einen Gegner. In diesem Fall gab es aber keinen, weil er ja um etwas kämpfen musste, was man nicht greifen konnte. Harte Bandagen würden da nichts nützen. Allein schon die Vorstellung, vor ihr kriechen zu müssen, war ihm zuwider. Seine Anspannung wuchs, als er das feierlich beleuchtete Haupthaus seines Vaters erreichte und seinen Wagen im Innenhof parkte. Wieder einmal hatte sein Vater ihn dazu gekriegt, nach seiner Pfeife zu tanzen, wie alle, die hier anwesend waren und Andreas freundlich grüßten. Am liebsten wäre er gleich umgekehrt, doch der Gedanke an die pure Möglichkeit, Mercedes für immer zu verlieren, trieb ihn voran.
»¡Hola, Andreas! ¿Qué tal?«, grüßte ihn einer der Geschäftsfreunde seines Vaters.
Andreas nickte nur flüchtig in seine Richtung und rang sich ein Lächeln ab. Wo steckte Mercedes? Schade, dass dies kein Maskenball war. Jeder kannte ihn und erwartete, zumindest kurz mit ihm sprechen zu können. Wie gerne wäre er jetzt unter normalen Umständen hier. Die Sonne stand bereits tief am Horizont. Zwei der Stallburschen seines Vaters entzündeten die letzten Fackeln im Innenhof, die die Steinwände in gelb flackerndes Licht tauchten. Der Wind trug den Geruch von gegrilltem Fleisch herüber. Die Gäste amüsierten sich. Der Einzige, der es nicht tat, war er, und das ärgerte ihn noch viel mehr. Mercedes musste irgendwo draußen sein, entweder im Garten oder bei der Koppel. Am Ende war sie gar nicht mehr da. Den halben Tag hatte er mit sich gehadert, überlegt, ob er überhaupt nach Jerez fahren sollte. Schließlich hatte er sich nichts vorzuwerfen. Was war so schlecht daran, wenn man versuchte, einer Frau alles zu bieten? Zum wiederholten Male stieg Wut auf seinen Vater in ihm auf. Er hatte doch verdammt noch mal nichts Schlimmes getan.
»Hola, Andreas. Was für eine Überraschung«, ertönte es von hinten.
Delia?!
»Was machen Sie denn hier?«, fragte er verblüfft.
»Ich bin doch eine Freundin Ihres Vaters. Schon vergessen?«, erwiderte sie abgeklärt. »Ich hoffe, Ihr Vater zieht Ihnen das Fell über die Ohren«, fuhr sie dann fort. »Ich würde gerne dabei sein und zusehen.«
Andreas spürte, wie Panik in ihm hochstieg. Was ging hier vor? Hatten sich jetzt alle gegen ihn verschworen? Wie kam Delia überhaupt auf das Fest?
»Amüsieren Sie sich!«, sagte Delia und verschwand mit einem Weinglas in der Hand in der Menge.
Wenn sie hier war, musste Lisa über alles Bescheid wissen. Eine andere Querverbindung gab es nicht. Andreas schnappte sich ein Weinglas von einem Tablett, das ein Ober des Cateringservices vorbeitrug. Nach einem kräftigen Schluck sah er sie. Seine Mercedes. Schöner denn je. Ihr dunkles Haar fiel geschmeidig auf ein langes weißes Kleid, das er ihr im Frühjahr gekauft hatte. Dass sie mit zwei Männern im Gespräch war, um nicht zu sagen: mit ihnen flirtete, gefiel ihm allerdings weniger. Nun hatte auch sie ihn bemerkt. Andreas versuchte, möglichst lässig zu wirken und sie anzulächeln, bemerkte aber, wie sich seine Gesichtsmuskulatur bei diesem Versuch so verspannte, dass er ungewollt eine Grimasse schnitt.
Nun wandte Mercedes sich auch noch von ihm ab, drehte ihm demonstrativ den Rücken zu. Was bildete sie sich eigentlich ein? Ohne ihn wäre sie doch gar nicht hier, und so wie es aussah, gefiel es ihr doch auch, im schicken Kleid auf einer Fiesta dieser Größenordnung zu sein. Diese verdammte Heuchelei. Ihr hätte es doch auch in Lisas Haus gefallen. Andreas nahm sich vor, sie gleich hier zur Rede zu stellen, ob sie jetzt mit anderen Leuten sprach oder nicht.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte er zu den beiden Männern, die Mercedes in Beschlag genommen hatten. »Ich hab etwas mit meiner Freundin zu besprechen.« Sein Tonfall war bewusst ernst. Damit machte er klar, dass sich die beiden Kerle trollen sollten. Dazu setzten sie auch an, doch Mercedes wusste dies erfolgreich zu verhindern.
»Ich unterhalte mich im Moment lieber mit diesen beiden Herren«, gab sie ihm schnippisch zu verstehen und wandte sich von ihm ab.
»Mercedes! Treib das Spiel nicht zu weit!«, sagte er mit
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