Lisa geht zum Teufel (German Edition)
scharfer Stimme.
Nun platzte Mercedes der Kragen. »Wenn hier einer das Spiel zu weit getrieben hat, dann bist das doch wohl du. Und jetzt verzieh dich. Ich will dich nicht mehr sehen.«
Andreas schäumte augenblicklich vor Wut. Abrupt packte er sie am Arm, viel fester, als er das beabsichtigt hatte.
Mercedes sah ihn entsetzt an, und sofort bauten sich ihre beiden selbsternannten Bodyguards vor ihm auf, um ihn von ihr wegzudrängen.
»Das bereust du … Das schwöre ich dir«, rief er ihr nach, doch sie ignorierte ihn. Allerdings sah er, dass sie sich am Stehtisch festklammerte – ein sicheres Zeichen dafür, dass sie ziemlich fertig war. »Mercedes … Es tut mir leid … Ich …«, rief er über die Menge hinweg. Wunderbar! Nun war der Eklat perfekt. Mindestens ein Dutzend Augenpaare waren nun auf ihn gerichtet.
»Glauben Sie mir. Es ist besser, wenn Sie Ihre Freundin in Ruhe lassen und sich erst einmal beruhigen«, sagte einer der beiden Männer, die ihn zurückdrängten.
Andreas bebte und ärgerte sich, dass er all dies auch noch im Beisein seines Vaters und Lisas erleben musste, die in trauter Harmonie unter dem Torbogen zum Innenhof standen und ihn etwas betreten ansahen.
»Andreas. Kommst du mal«, rief sein Vater nun. Tiefer konnte man nicht sinken. Die pure Demütigung. Und wer war an alldem schuld? Diese deutsche Hexe namens Lisa, die anscheinend doch ausgefuchster war, als er sich das hatte träumen lassen.
Andreas’ Abfuhr mit ansehen zu dürfen war neben Felipes Pferdedressuren eines der Highlights an diesem Abend gewesen, eines mit Gänsehautfaktor, wie ein von oben inszeniertes Schauspiel für die Götter – doch leider auch ein Trauerspiel. Das Seltsame daran war, dass Felipe Lisa vor Jahren eine nahezu identische Szene gemacht hatte, allerdings nicht hier, sondern vor ihrem Haus. Auch er war eifersüchtig gewesen, als sie sich mit einem Kaufinteressenten ganz harmlos unterhalten hatte. Lisa hatte damals keine Lust gehabt, vor allen Leuten mit Felipe über seine grundlose Eifersucht zu diskutieren. Und so, wie Felipe diese Szene mitverfolgt hatte, musste er eben die gleiche Zeitreise gemacht haben. Lisa sah ihn mit wissendem Augenaufschlag an und hoffte, dass er nicht erzürnen würde. Zu ihrer großen Überraschung zuckte er nur etwas verlegen mit den Schultern und schmunzelte selbstironisch. Als Andreas ihnen einen wütenden Blick zuwarf und dabei war, grußlos an seinem Vater vorbeizueilen, versteinerte seine Miene geradezu, und er packte seinen Sohn rabiat an der Schulter.
»Willst du deinen Vater nicht begrüßen?«, fragte er mit eisiger Stimme.
»Lass mich in Ruhe«, zischte Andreas und versuchte, sich von ihm loszureißen, was für noch mehr Aufsehen in der Menge sorgte. Die halbe geladene Gesellschaft musste mittlerweile mitbekommen haben, dass hier gerade ein massiver Familienzwist im Gange war.
»Du verlässt das Fest nicht, bevor du dich nicht bei Lisa entschuldigt hast«, sagte Felipe im strengen Ton eines Vaters, der gerade sein Kind zurechtwies.
Obwohl Lisa die Situation mehr als peinlich war, rechnete sie Felipe sein Verhalten hoch an. Er hätte Andreas schon viel früher etwas härter anpacken sollen. Dass er so offen für sie Partei ergriff und sich vor allen Anwesenden vor sie stellte, war fast unglaublich.
»Was genießt du eigentlich mehr? Mich hier vorzuführen oder dass Lisa an deiner Seite steht? Das muss doch ein ziemlicher Triumph für dich sein … Oder sehen Sie das etwa anders, Lisa?«, fragte Andreas mit triefendem Sarkasmus.
»Ja, das tue ich«, entgegnete Lisa. Sie sah es anders und gedachte, Felipe nun ebenfalls den Rücken zu stärken. »Wenn sich hier jemand falsch verhält, dann sind Sie es, und was Sie getan haben, ist an Niedertracht kaum mehr zu überbieten«, fuhr sie fort.
»Ich hatte einen guten Lehrmeister«, erwiderte Andreas und sah seinen Vater voll Verachtung an.
»Es ist besser, wenn du jetzt gehst«, sagte Felipe, der vor innerer Erregung regelrecht bebte.
Andreas blickte seinen Vater hasserfüllt an.
»Aber dann wirst du Mercedes für immer verlieren – und das weißt du!«, setzte sein Vater nach.
Andreas’ Augen waren eisig. Wie konnte ein Sohn seinen Vater nur so kalt ansehen? Lisa lief ein Schauer über den Rücken. Die Gräben zwischen den beiden konnten größer kaum sein. Nun fing Andreas auch noch an zu applaudieren, was erneut die Aufmerksamkeit der Menge erregte, die sich schon allein aus Diskretionsgründen abgewandt
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