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Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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fünfunddreißig Minuten, und sie hatte noch kein Ticket. Die Zeit wurde knapp.
    »Lass dich umarmen«, sagte Delia, trat vor und drückte sie fest. »Viel Glück. Und hör auf dein Herz«, flüsterte sie ihr ins Ohr, so dass es niemand sonst hören konnte. Der Abschied von den anderen war herzlich. Mercedes’ Umarmung ganz besonders.
    »Kommst du jetzt öfter mit zum Reiten?«, fragte Luke, bevor Lisa in Felipes Wagen stieg.
    »Sicher«, sagte Lisa und bemerkte, dass Felipe sich anscheinend noch mehr darauf freute als der Junge.
    Felipe wollte gerade die Tür schließen, als Delia noch einmal an den Wagen herantrat.
    »Hier steht alles drin, was du wissen musst«, sagte sie und reichte ihr einen verschlossenen Briefumschlag. »Du musst ihn finden!«
    Lisa nickte. Genau das hatte sie vor.

Kapitel 17
    Lisa wunderte sich darüber, warum es heute im Parque del Retiro so kühl war. Verglichen mit den Temperaturen in Jerez fast frühlingshaft frisch. Noch merkwürdiger war, dass ihr keine Menschenseele begegnete. Das hatte sie bisher nur einmal erlebt, während eines wichtigen Spiels von Real Madrid. Die bewaldeten Wege abseits der großzügig angelegten Alleen, auf denen sich normalerweise Touristen oder Familien mit ihren Kindern tummelten, waren wie leer gefegt! Es musste doch noch jemand anders außer ihr im Park sein. Lisa hörte Schritte im Kies. Sie kamen vom Ende des kleinen Seitenwegs, der zum »Fuente del Ángel Caído« führte. Lisa ging schneller, von Neugier getrieben. Und dann entdeckte sie Rafael. Er spazierte geradewegs zum »Fuente« und blieb regungslos vor der Statue des Teufels stehen. Was um alles in der Welt machte er da? Lisa erreichte das Ende des Wegs und erstarrte. Die Schlange zu Luzifers Füßen fing tatsächlich an, sich zu bewegen. Sie löste den Druck um die Beine ihres Gefangenen, entspannte ihren mächtigen Leib und rutschte allmählich herunter, bis sie erst auf das Podest und dann auf den Rasen darunter fiel. Die Schlange wand sich am Boden und drehte sich um. Ihre Augen leuchteten gelb und sahen sie an. Lisa spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Hilfesuchend blickte sie zu Rafael, doch er bemerkte sie nicht. Erst als die Schlange sich auf das Dickicht des Parks zubewegte und darin verschwand, sah Rafael zu ihr herüber und streckte seine Hand nach ihr aus. Obwohl er mindestens zwanzig Meter von ihr entfernt stand, spürte sie seine Hand urplötzlich an ihrer Schulter. Sie zerrte und rüttelte an ihr.
    »Señora. Wir sind da«, ertönte eine sonore männliche Stimme.
    Ruckartig setzte sich Lisa auf. Sie vernahm das laute Quietschen von Zugrädern, ihr rhythmisch verlangsamtes Rattern auf den Gleisen. Grelles Neonlicht drang vom Bahnsteig in ihr Zugabteil und beschien das Gesicht des Mannes. Lisa musste gleich zweimal hinsehen. Hatte er nicht Ähnlichkeit mit dem gefallenen Engel? Lisa verkrampfte sich unwillkürlich.
    »Alles ist gut«, sagte der Mann, der nach mehrmaligem Blinzeln nun doch ganz anders aussah als die Statue im Park. »Sie haben bestimmt nur schlecht geträumt.«
    Lisa beruhigte sich. Bei näherer Betrachtung konnte von »schlecht« nicht die Rede sein. Es war ein schöner Traum gewesen. Die Schlange war weg, der Engel wieder frei. Lisa war richtig leicht ums Herz, doch das hielt nicht lange an, denn ob sie Rafael nach Delias Angaben, die sie gleich nach der Abfahrt gelesen hatte, finden würde, war fraglich.
    Die Aktion vor dem Hotel, die Passanten nicht nur mit neugierigen Blicken, sondern auch mit unendlich vielen Fragen begleitet hatten, lag hinter ihm. Es kam schließlich nicht alle Tage vor, dass ein Mann eine riesige rote Schleife um einen pinkfarbenen Mini Cooper band, während seine Katze es sich auf der Motorhaube bequem gemacht hatte. Rafael hatte schon damit gerechnet, dass die lokale Presse auftauchen würde. Die Schleife machte das Geschenk als solches für jedermann erkennbar. Der Anlass bot jedoch jede Menge Raum für Spekulation. Fast jeder Zweite tippte auf eine Frau, die er damit erobern wollte. Französische Touristen hielten seine Aktion für eine Installation, was kein Wunder war, wenn er an Paris und die dortigen avantgardistisch angehauchten Straßenkünstler dachte, denen man so etwas durchaus zutrauen konnte. Ein Student hatte ihm sogar dabei geholfen, die Schleife anzubringen. Es war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, so einen Stoff um ein Auto zu wickeln. Er war so glatt, dass er unentwegt vom Lack gerutscht und auf die Straße

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