Lisa geht zum Teufel (German Edition)
nur an, als ob sie noch überlegen müsste, wie sie mit ihm verfuhr. Warum zeigte sich ausgerechnet jetzt ein Lächeln in ihrem Gesicht?
»Danke! Danke, dass Sie das alles für mich getan haben«, sagte sie und wirkte dabei beschwingt und leicht.
Andreas verstand kein Wort, war jedoch erleichtert darüber, weil dies so klang, als habe Lisa seine Entschuldigung angenommen.
»Mit Mercedes ist wieder alles in Ordnung?«, fragte sie.
Andreas nickte. »Wir werden bald heiraten. Die Verlobungsfeier ist in zwei Wochen. Wir möchten Sie gerne einladen, falls das unter diesen Umständen noch möglich ist.«
»Feiern Sie hier?«, fragte sie.
»Nein, irgendwo in Marbella. Ihre Familie lebt dort.«
»Ja, wenn das so ist … Mein Garten ist doch groß genug«, bot Lisa an.
»Das ist nicht Ihr Ernst.« Andreas war sichtlich verblüfft.
»Aber um das Catering und den ganzen Kram kümmern Sie sich!«
Nun tat es ihm gleich noch mehr leid, dass er Lisa so zugesetzt hatte. Noch viel mehr bedauerte er seinen Vater. Er hatte so eine tolle Frau gehen lassen. Dieses Schicksal blieb Andreas erspart. Aus Fehlern konnte man lernen. Nicht das Geschäft, Macht oder Geld waren das Wichtigste im Leben, sondern die Liebe, und diese Einsicht hatte er letztlich dieser Frau zu verdanken.
Dass Lisa der Abschied von Felipes Hazienda so schwerfallen würde, hätte sie sich nicht einmal im Traum vorstellen können – höchstens in einem Alptraum.
Felipe schien es ähnlich zu ergehen. »Willst du wirklich schon fahren?«, fragte er, als sie das Haus verließen und sich auf den Weg zu seinem Wagen machten, vor dem bereits Delia, Yolanda mit Luke, Andreas und Mercedes Spalier standen.
»Ich muss morgen früh in Madrid sein«, sagte sie.
»Termine?«
»Könnte man so sagen.«
»Ich fahr dich auch bis nach Madrid, wenn du magst. Sag ja …«
»Das wäre keine gute Idee«, erwiderte sie. Dass er sie bis zum Bahnhof bringen würde, war mehr als genug. Rührend war sein Angebot trotzdem.
»Also privat«, schlussfolgerte er richtig. In dieser Hinsicht hatte er sich nicht geändert. Felipe schien nach wie vor einen untrüglichen Instinkt mit in die Wiege gelegt bekommen zu haben, eine Art emotionale Intelligenz, die er bis dato leider zumeist nur für die eigenen Ziele eingesetzt hatte. Wie schön, miterleben zu dürfen, dass sich das nun änderte.
Lisa bejahte seine Frage mit einem Nicken.
»Jemand aus Madrid? Ein Urlaubsflirt? Lass mich raten: Du hast ihn in Marbella am Strand kennengelernt.« Felipe schien vor Neugier zu brennen.
»Könnte man so sagen.«
»Ein Glückspilz«, drang er weiter vor.
»Das wird sich erst noch herausstellen«, entgegnete sie und genoss es ein wenig, ihn zappeln zu sehen.
»Schade – ganz ehrlich. Für einen Moment habe ich darüber nachgedacht, ob wir vielleicht noch eine zweite Chance verdient hätten …« Er seufzte, wobei er ein ironisches Schmunzeln zeigte.
Lisa wusste aber genau, dass sich dahinter tatsächlich eine ernsthafte Überlegung verbarg, auch wenn sie nur für den Bruchteil eines Augenblicks in ihm aufgeflackert war. Der Gedanke war weder abwegig noch verrückt. Sie selbst hatte an diesem Morgen an die Möglichkeit gedacht, sich dann aber klargemacht, dass sie das Leben, das er führte, und all den Luxus, für den andere Frauen töten würden, nicht mehr brauchte. Eine zweite Chance für einen normalen Umgang miteinander, und wer weiß, vielleicht sogar eine Freundschaft, sah sie durchaus.
»Eine Chance? Die haben wir«, sagte Lisa. »Ich bin deine Exfrau«, sagte sie frei von Ironie.
»Ja, die bist du, meine Exfrau«, sagte er nicht ohne Stolz in seiner Stimme und bot ihr galant seinen Arm an, an dem sie sich einhängte – das Signal zum Aufbruch auch für die anderen, die bereits auf sie warteten.
»Bis in zwei Wochen. Ich freu mich«, sagte Andreas.
»Vielen Dank, Lisa. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.« Mercedes griff den Faden der ausgesprochenen Einladung zur Verlobungsfeier auf. Nur einer schien noch nicht im Bilde zu sein.
»Ist mir da irgendwas entgangen?«, fragte Felipe verdutzt.
Für gewöhnlich war er es, der andere vor vollendete Tatsachen stellte.
»Wir feiern unsere Verlobung in Lisas Haus«, erklärte Mercedes und strahlte Andreas dabei an.
Felipe so überrumpelt rudern zu sehen machte Spaß.
»Du bist selbstverständlich auch eingeladen«, fügte Lisa nicht nur der Ordnung halber hinzu. Dann blickte sie auf die Uhr. Ihr Zug von Jerez nach Madrid ging in
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