Lisa geht zum Teufel (German Edition)
nicht wieder zueinandergefunden. Nun ja, es gab auch jede Menge andere schicksalhafte Verquickungen, die Lisa mit Bravour gemeistert hat«, deutete er an. Was er damit wirklich meinte, verstand nur ein kleiner Kreis. Es war seine Art, ihr zu sagen, dass auch er ihr viel zu verdanken hatte.
Dann griff Felipe nach einem Weinglas und hielt es hoch. »Auf Lisa!«, sagte er.
Die Gläser klangen nur für sie. Der Applaus galt aber ihm. Und wie er ihn genoss. Felipe verstand es nach wie vor, sich in Szene zu setzen. Lisa blickte zu Rafael. Er stand neben seiner Tochter und Giuseppe. Auch er applaudierte, gesellte sich dann aber zu ihr und Felipe.
»Ich könnte schwören, dass wir uns irgendwo schon einmal begegnet sind«, sagte Felipe und musterte Rafael von oben bis unten. »Ich frage mich das schon den ganzen Abend.«
Nachdem Rafael ihr am Morgen von seiner Steinschleuderattacke erzählt hatte, wunderte Lisa das ganz und gar nicht.
»Vielleicht in einem früheren Leben«, sagte Rafael verschmitzt. Das Beste daran war, dass er noch nicht einmal log. Sowohl Felipe als auch Rafael hatten ein neues Leben begonnen, eine Art Wiedergeburt erlebt, auch wenn sie dafür vorher nicht das Zeitliche segnen mussten.
Felipe begnügte sich mit der Antwort, auch wenn er die Blicke, die Lisa mit Rafael tauschte, misstrauisch taxierte. Vielleicht spürte er, dass sie ein Geheimnis vor ihm hatten. Es war aber auch gut möglich, dass ihn Rafaels Arm, der sich um ihre Hüfte legte, irritierte, die Vertrautheit und Wärme, die sie beide ausstrahlten. Für einen Moment schien es, als ob ein Funke Eifersucht in Felipes Augen zu lesen wäre, doch Delia sorgte dafür, dass dieser sogleich verblasste.
»Und jetzt tanzen wir!«, sagte sie im Kommandoton, als die Musik einsetzte.
Felipe wollte schon protestieren, da er nicht gerne tanzte, doch Delia ließ sich das Heft nicht mehr aus der Hand nehmen.
»Keine Widerrede!«, sagte sie resolut.
Felipe nickte devot. Wer weiß, vielleicht hatte er nun die starke Hand, die ihm die Schlange für den Rest seines Lebens vom Leib halten würde. Lisa wünschte es ihm von ganzem Herzen.
Epilog
Anne saß regungslos vor ihr – in Schockstarre und sprachlos. Dabei hatte Lisa ihr bestimmt nur dreißig Prozent von dem erzählt, was sie in ihrem Urlaub erlebt hatte. Sicherlich trug auch Tio Pepes Sherry, den Lisa ihr als kleines Souvenir mitgebracht hatte, seinen Anteil dazu bei. Drei Gläser hatten sie bereits intus, und nun war es Lisa gewesen, die ihrer norwegischen Freundin einen Monolog gehalten hatte – ausgleichende Gerechtigkeit für monatelange kosmetische Knebelungen, die ihre Konversationen auf Grunzlaute ihrerseits beschränkt hatten.
»Ich werde dich auf meiner Pritsche vermissen«, sagte Anne ein wenig resigniert und schenkte sich gleich noch etwas von dem andalusischen Sherry ein. »Ich wüsste aber auch gar nicht mehr, was ich an dir noch verbessern könnte«, fügte sie hinzu. »Männer – so verliert man seine Stammkundschaft …«
»Komm uns doch nächste Woche besuchen«, schlug Lisa ihr zum Trost vor und war sich sicher, dass Anne sich blendend mit Rafael verstehen würde.
»Braucht ihr denn nicht erst ein bisschen Zeit für euch?«, fragte Anne leicht verunsichert.
»Anne! Wir sind keine siebzehn mehr. Rafael bleibt für zwei Wochen hier. Ich weiß ja noch nicht einmal, ob es ihm in Deutschland gefällt.«
»Das wird es. Glaub mir!« Annes Wort in Gottes Ohr. Natürlich zählte Lisa bereits die Tage, bis sie ihn endlich vom Münchner Flughafen abholen konnte, doch es war fraglich, ob er sich in einer anderen Kultur wohl fühlen würde. Er war ein anderes Leben gewohnt. Außerdem waren noch viel zu viele Fragen offen. Sollte sie ihren Beruf aufgeben und nach Spanien ziehen? Auch darüber hatten sie bereits gesprochen, doch gerade weil Rafael keinen Druck auf sie ausübte und sicher noch einige Zeit brauchte, um sich mit seiner neuen Vaterrolle zu arrangieren, bestand kein Grund, etwas zu überstürzen. Ihren Beruf hinzuschmeißen, um fortan am Strand mit ihm Händchen zu halten, kam nicht in Frage, auch wenn der Gedanke daran sehr verführerisch war. Wenn ihr Chef Reiner nicht fristlos entlassen hätte, nachdem er sich auch noch an dessen Frau herangemacht hatte, wäre sie mit Sicherheit gleich in Spanien geblieben. Er hatte sogar die Frechheit gehabt, ihr eine SMS zu schreiben und zu fragen, ob sie nicht etwas für ihn tun könnte. »Scher dich zum Teufel«, hatte sie ihm
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