Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
Vom Netzwerk:
das selbst Tote erwecken könnte, erstickte den Anflug von Trübsal im Keim.
    »Lisa. Na, lass dich ansehen. Wow, tolles Kleid. Das steht dir«, heuchelte Claudia, die sicher das Leinenkleid vom letzten Jahr erkannte. Ihr Mann, Alex, nickte dennoch anerkennend, bevor er sogleich einen Arm um Claudias Hüfte legte. Was für ein hübsches Paar. Beide brünett getönt, gepflegt, Ton in Ton gekleidet, synchron lächelnd – zu einer Einheit verschmolzene Seelen. Wahre und innige Liebe! Paradigmatisch.
    Jetzt nur keinen Neid aufkommen lassen, nahm Lisa sich vor, spürte aber genau jenen in sich aufsteigen, als ihr Blick Vronis neue Flamme streifte.
    »Das ist Stefan«, stellte Vroni nicht ohne Stolz ihre neue Eroberung vor.
    »Angenehm. Ich hab schon viel von Ihnen gehört«, sagte er galant.
    Was blieb Lisa da anderes übrig, als zu antworten: »Hoffentlich nur Gutes«, bevor sie mit einem unverbindlichen Lächeln am Tisch Platz nahm. Vor sich zwei Turteltäubchen zu haben, Claudia und Alex, und zwei frisch Verliebte, Vroni und Stefan, hatte wenig Erbauliches, wenn man selbst allein, der Stuhl neben einem frei und ein sechstes Gedeck aufgelegt war. Nun fragte der Ober auch noch, ob er den Stuhl für einen anderen Tisch haben könnte oder noch jemand käme.
    »No necesitamos la silla«, sagte Lisa, um die fragenden Blicke ihrer Freunde zu beantworten. Den sechsten Stuhl brauchten sie wirklich nicht. Der Ober nickte und stellte ihn flink an einen der Nebentische. Prompt kam die Frage, für die sich Lisa bereits während der Taxifahrt tausend Antworten zurechtgelegt hatte.
    »Hatte Reiner etwa keine Lust?«, fragte Vroni vorsichtig.
    »Das kann man so sagen«, erwiderte Lisa trocken und beschloss, es endlich hinter sich zu bringen. »Er hat per SMS vor der Abreise mit mir Schluss gemacht«, sagte sie mit einer überraschenden Selbstverständlichkeit, die ihr schon unheimlich war.
    »Das gibt’s doch nicht«, entrüstete sich Claudia.
    »Heutzutage ist das wohl in«, fügte Alex hinzu und schüttelte den Kopf.
    »In?«, hakte Lisa nach.
    »Der Klaafs hat doch damit angefangen. Erinnert ihr euch noch? DSDS. Die Quietschsocke. Kaum war er Superstar, hat er mit seiner Alten Schluss gemacht. Per SMS.«
    So gesehen hatte Alex recht. Kaum war Reiner zum »Superstar« ihrer Vertriebsabteilung avanciert, hatte er sie in die Tonne geworfen.
    »Das ist ja furchtbar«, ereiferte sich Vroni nun und warf Lisa einen mitleidigen Blick zu, bevor sie ihren neuen Schatzibär, wie sie Stefan nannte, demonstrativ anschmachtete. Vermutlich dankte sie gerade dem Herrn, nicht in Lisas Haut stecken zu müssen.
    »Du Arme«, tröstete sie Claudia, nachdem sie sich von Alex’ Klammergriff gelöst hatte, um ihre Freundin fest zu drücken. Mitleid und Trost waren aber das Letzte, was Lisa gerade gebrauchen konnte, auch wenn sich Claudias Umarmung unerwartet gut anfühlte.
    »Es gibt Schlimmeres«, rang sich Lisa äußerst glaubwürdig ab, was ein Leichtes war. Dazu musste sie ja nur an ihre Ehe mit Felipe denken. Claudia musste wohl ihre Gedanken gelesen haben, suchte der weibliche Bonobo doch schon wieder ganz unbewusst nach dem Männchen, sprich Alex’ Arm, der wie ein Tentakel nach ihr grabschte und sich an ihr festsaugte. Gab es so etwas wie menschlichen Magnetismus? Wenn ja, dann wären die beiden der lebende Beweis.
    »Um es kurz zu machen: Er hat mir schöne Augen gemacht, um an einen guten Posten zu kommen, und ich war so blöd und bin darauf reingefallen. Mehr gibt es zu diesem Thema nicht mehr zu sagen.«
    Lisa war über sich selbst erstaunt, dies so rational und ruhig von sich geben zu können.
    »Lisa. Ich bin stolz auf dich«, sagte Claudia, und auch Vroni, Stefan und Alex nickten anerkennend. »So jemand kann uns den Urlaub nicht vermiesen.« Wieder einhelliges Nicken. Das erste Thema war somit abgehakt, aber es gab ja noch ein zweites.
    »Felipes Sohn hat sich bei mir einquartiert. Mit Anhang.« Am besten, sie legte gleich alle Karten auf den Tisch. Was weg ist, ist weg. Das galt für berufliche und private Angelegenheiten gleichermaßen. Claudia verschluckte sich. Vroni starrte sie an. Was war jetzt wohl schlimmer? Von einem Mann, in den man sich verliebt hatte, versetzt worden zu sein, oder sich mit dem Sohn des Ex und seiner Freundin auseinandersetzen zu müssen? Vermutlich Letzteres, denn blankes Entsetzen stand mittlerweile in Claudias Augen.
    »Ich dachte, Felipe …«, stotterte sie.
    »Natürlich. War ja auch all die Jahre

Weitere Kostenlose Bücher