Lisa geht zum Teufel (German Edition)
dass sie mit dem Feind, der im Prinzip ja nichts anderes als Felipes verlängerter Arm war, eine gemütliche Stadtfahrt durch Marbella unternehmen würde, noch dazu in einem Sanitätsfahrzeug. Wenn sie schon mal auf engstem Raum zusammensaßen und Rafael sich zugänglicher und gesprächiger als erwartet zeigte, musste man dies ausnutzen.
»Wir haben uns im Golfclub kennengelernt«, gestand Rafael, nachdem Lisa nicht lockergelassen hatte, ihn danach zu fragen, woher er Felipe kannte. Den Golfplatz nahm sie Rafael nicht ab. Soviel sie wusste, verabscheute Felipe Golf. Wie oft hatte er darüber geschimpft, dass angesichts geringer Niederschläge an den Küsten Andalusiens, die böse Zungen bereits »Costa del Golf« nannten, aber auch generell im Süden Spaniens so viel kostbares Wasser für das saftige Grün zur Bespaßung von Touristen verschwendet wurde. Allerdings konnte es durchaus sein, dass Felipe seine Haltung geändert hatte. Vielleicht aus beruflichen Gründen. Die Wohlhabenden, die er für seine Immobiliengeschäfte erreichen musste, spielten nun mal Golf.
»Welches Handicap hat er denn?«, fragte Lisa und hoffte daraus Rückschlüsse ziehen zu können, wie lange ihr Exmann schon Golf spielte. Diese Frage schien Rafael in arge Bedrängnis zu bringen. Er wurde immer nervöser.
»Keine Ahnung.«
»Haben Sie denn nicht mit ihm gespielt?«
»Doch … gelegentlich, aber nur zum Spaß – und nie eine ganze Runde.«
»Ist das üblich, dass man nur ein paar Holes spielt?«, bohrte Lisa nach.
»Ich war als Platzwart tätig«, sagte Rafael sichtlich erleichtert.
Lisa fiel es schwer, zu glauben, dass sich ihr Ex mit so einfachen Leuten wie einem Platzwart abgeben würde. Und abgesehen davon, würde der Verdienst eines Platzwarts doch niemals reichen, um Felipe das Haus abzukaufen, in dem sie ihr Wohnrecht hatte.
»Verdient man da so gut?«, hakte Lisa nach.
Rafael zuckte bei ihrer Frage geradezu zusammen. »Ach, Sie meinen, wegen des Hauses …?«
Lisa nickte.
»Ich hab geerbt. Von meiner Tante«, sagte er.
Bestimmt die aus Amerika, überlegte Lisa. Es wurde ja immer besser und verzwickter. Auf alle Fälle machte es Spaß, Rafael in die Enge zu treiben. »Aus Amerika?«, fragte sie.
Rafael sah sie irritiert an.
»Na, die Tante«, präzisierte Lisa mit wachsendem Misstrauen.
»Ja. Woher wissen Sie das?«
»Ich hab nur geraten«, amüsierte Lisa sich.
»Sie war die Tochter eines Silberminenbesitzers«, erklärte er. »Leider blieb ihre Ehe kinderlos.«
Erzählte er ihr am Ende doch die Wahrheit? So etwas Verrücktes konnte man sich unmöglich ausdenken.
»Dass Sie so ein vermögender Mann sind, hätte ich Ihnen nie im Leben angesehen«, sagte Lisa und war gespannt, wie er seinen ersten Auftritt im Haus rechtfertigen würde.
»Ich mag es nicht, zu prahlen. Außerdem liebe ich meine Freiheit. Man braucht nicht viel zum Leben, wissen Sie. Delia geht es genauso … Wir wollen ein Zuhause. Ein Nest, verstehen Sie das?«
Lisa verstand es nicht. Das »Nest« passte irgendwie nicht zu einer Beziehung, in der einer den anderen auspeitschte. Die Umstände, unter denen er dieser SM-Schachtel mit spitzer Zunge begegnet war, hätten sie zwar brennend interessiert, aber sie verkniff sich die Frage lieber, nicht dass er ihr noch einen peinlichen Vortrag über seine sexuellen Vorlieben hielt. Zumindest eines schien glaubwürdig zu sein: Felipe hatte stets großen Respekt vor Menschen, die nicht mit ihrem Vermögen prahlten. Auch Rafaels Aussage, dass sie sie nicht in Felipes Auftrag schikaniert hätten, sondern einfach wütend auf sie und ihre unfreundliche Begrüßung gewesen seien, klang glaubhaft. Gut möglich, dass sie Gespenster gesehen hatte. Lisa rekapitulierte die Ereignisse und ging gedanklich Indiz für Indiz durch. Die vergessene Pfanne kam ihr als Erstes in den Sinn. Konnte man von einer ehemaligen Domina erwarten, dass sie in der Küche ein Ass war? Konnte man jemandem verübeln, dass er auf Knoblauch stand? So gesehen, waren die Vorfälle vielleicht wirklich nur eine Kette von missverständlichen Ereignissen gewesen, die zur Eskalation führten.
Durch die Scheibe des Sanitätsfahrzeugs sah Lisa, dass sie ihr Haus bald erreicht hatten. Und allem Anschein nach musste sie sich wohl damit abfinden, dass die beiden zu Dauergästen wurden. Es gab Schlimmeres im Leben, aber noch fehlte ihr Rafaels Handschlag, dass mit den dummen Spielchen nun auch seinerseits Schluss war.
»Von nun an Waffenstillstand. Was
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