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Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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überraschend schnell mit der Abfuhr ab. Irgendetwas hatte sich verändert, was Lisa zwar einerseits beunruhigte, andererseits aber erstaunlich wenig störte. Alles fühlte sich neu an. Sie fühlte sich neu an. Einfach alles war diesmal in ihrem Urlaub anders. Schon wieder das Telefon. Claudia gab wohl doch nicht auf.
    »Ja, hallo«, meldete sie sich.
    »Señora Köhler? Mein Name ist Alfonso de Alba. Ich rufe im Auftrag meines Klienten Señor Felipe Comez an.«
    Lisa bemerkte, wie es ihr augenblicklich die Kehle zuschnürte. Wie oft hatte sie diesen Satz schon gehört? Von irgendeinem Anwalt, den ihr Felipe auf den Hals gehetzt hatte. Hörte das denn nie auf?
    »Was wollen Sie?«, fragte sie.
    »Die Gemeinde hat uns angeschrieben. Im Zuge einer Flurbereinigungsmaßnahme wurde festgestellt, dass für den Keller des Hauses, in dem Sie ein Wohnrecht haben, nie eine Baugenehmigung erteilt wurde. Das Haus gilt somit als illegal.«
    Aus dem leichten Unbehagen wurde ein inneres Zittern. Von wegen Flurbereinigungsmaßnahme! Lisa war sicher, dass Felipe an einigen Fäden gezogen hatte. Sie erinnerte sich nur allzu gut, dass die Legalität des Kellers damals nicht zur Debatte gestanden hatte. Dennoch war alles möglich, da Felipe sich seinerzeit um den ganzen Papierkram mit den Baugenehmigungen gekümmert hatte.
    »Was will Felipe?«, fuhr sie seinen Anwalt an. Je schneller er zum Punkt kam, desto eher hatte sie es hinter sich.
    »Die Sache ist folgende, Señora Köhler … Die Gemeinde könnte das Haus abreißen lassen. Aber Sie wissen, dass Ihr geschiedener Mann gute Kontakte hat, und es ist uns gelungen, einen Kompromiss auszuhandeln.«
    »Und der wäre?«, fragte sie.
    »Sie verlangen eine Nachzahlung. Beim jetzigen Wert wären das zweihunderttausend Euro. Mein Mandant wäre natürlich bereit, die Summe zur Hälfte zu übernehmen, und wenn man anteilsmäßig Ihr Wohnrecht nach aktuellem Stand bewerten würde, wären das für Sie um die fünfzigtausend Euro.«
    Lisa wurde augenblicklich schlecht. Sie musste über Nacht in eine Zeitmaschine geraten sein. Auch damals hatte Felipe ihr alles Mögliche an konstruierten Schadenersatzforderungen angehängt, für »Schaden«, den sie ihm »zugefügt« hatte, weil sie angeblich Akten hatte verschwinden lassen. Auch Kunden hätte sie »falsch« beraten. Felipe war nichts zu schmutzig gewesen, um sie fertigzumachen.
    »Señora Köhler? Hallo?«
    Lisa legte einfach auf. Sollte der Anwalt sich doch schriftlich an sie wenden. Sie brachte sowieso keinen Ton mehr heraus.
    Obwohl Rafael sich darüber freute, dass das »Kriegsbeil«, wie Delia es am Morgen beim Frühstück formuliert hatte, mittlerweile begraben war und er nun sogar die Blütenpracht in Lisas Garten unbeschwert genießen konnte, ohne damit rechnen zu müssen, mit einem Wasserwerfer vertrieben zu werden, wurde er das dumpfe Gefühl, das ihn am Abend zuvor nach Delias Ausführungen über die überwiegende Schuld, die Männer am Scheitern von Beziehungen trugen, nicht mehr los. Damit hatte Delia seinen neuralgischen Punkt getroffen. Es war fortwährend die gleiche Frage, die ihm seit Jahren keine Ruhe ließ. Hatte seine Frau ihn zu Recht verlassen und ihm Carmen mit gutem Grund vorenthalten? Hatte Lisa ihren Mann, wonach es jetzt aussah, nicht auch zu Recht verlassen? Andere Paare trennten sich in Frieden. Wenn niemand Schuld hatte oder dem anderen die Schuld am Scheitern gab, war ein harmonisches Auseinandergehen eher möglich. Warum nur tauchten diese Fragen nun mit so einer Penetranz auf? Am Ende deshalb, weil er wieder so etwas wie ein normales Leben hatte und sich daher an frühere Zeiten erinnerte, in denen das genauso war: ein Dach über dem Kopf, regelmäßige Mahlzeiten, etwas Komfort. Es hatte keinen Sinn, weiter darüber zu grübeln, denn wer Schuld am Scheitern seiner Ehe trug, stand fest. Rafael beschloss, sich abzulenken und die Blumen zu gießen. Lisa würde sich bestimmt darüber freuen. Vielleicht sollte er ihr auch eine morgendliche Dusche verpassen. So träge, wie sie auf ihre Terrasse trat, würde ihr eine kleine Erfrischung sicher guttun.
    »Morgen, Lisa«, rief er ihr zu und erntete dafür lediglich ein zaghaftes Nicken, bevor sie schnurstracks zur Bank vor dem Haus ging und ihren Kaffee auf dem Tisch davor abstellte. Was war los? Hatten sie das Kriegsbeil denn nicht begraben?
    »Lisa?«
    Diesmal sah sie in seine Richtung, doch er bemerkte, dass sie sich ein Lächeln geradezu abringen musste.
    »Ich hab

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