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Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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Rafael fort.
    Lisa musterte ihn. Irgendwie kam ihr sein Verhalten seltsam vor. Keine Spur von Schuldgefühl, aber auch nicht so recht überzeugt von dem, was er sagte. Für jemanden in einer offenen Beziehung war er nicht cool genug. Für jemanden, der das Gefühl hatte, seine Frau betrogen zu haben, nicht in dem Maße betroffen, wie man es erwarten würde.
    »Es war schön mit dir«, sagte er stattdessen, was, wie man in seinen Augen lesen konnte, völlig ernst und bestimmt ehrlich gemeint war.
    »Ich fand’s auch schön, aber … es hat mich offen gestanden überrascht«, gestand Lisa.
    »Wie meinst du das?«, fragte er etwas verunsichert.
    »Ich hab euch doch gehört … die Peitsche …«, präzisierte Lisa.
    »Ach das …«, erwiderte er und ließ sich entspannt auf das Kopfkissen sinken.
    Warum schmunzelte er jetzt?
    »Offen gestanden, Delia und ich, wir haben das inszeniert, um … du weißt schon …«
    »Inszeniert?« Lisa konnte kaum glauben, was sie da hörte.
    »Es war Delias Idee«, fügte er hinzu. »Tut mir leid.«
    Schon wieder spürte Lisa, dass Rafael nicht völlig bei sich war. Irgendetwas stimmte nicht. Zwar hielt sie es für möglich, dass Delia sich überlegt haben könnte, sie mit einer solchen Inszenierung aus dem Haus zu treiben, aber es überzeugte sie nicht. Dass es ihm hingegen leidtat, wirkte echt. So wie es aussah, hatten Delia und Rafael kaum noch Sex miteinander, sah man von »Inszenierungen« ab. Rafael schien ihre innere Zerrissenheit und ihre Zweifel zu spüren. Er wirkte auf einen Schlag tieftraurig und schien mit sich zu kämpfen.
    »Lisa, es gibt noch so vieles, was ich dir sagen möchte, aber …«, sagte er, und so, wie er sie nun ansah, war Lisa sicher, dass er es im Grunde seines Herzens ehrlich mit ihr meinte. Sie hatte auch kein Recht, weiter nachzubohren, ihre Fühler auszustrecken, um zu überprüfen, wie gut oder schlecht es mit seiner Ehe stand.
    »Gib mir Zeit, bitte!« Er klang nun fast ein wenig verzweifelt, und erneut suchte seine Hand Halt in ihrer.
    So eine Villa ganz für sich allein zu haben hatte was. Delia genoss die Ruhe im Garten, den schattigen kühlen Platz unter der großen Palme und den Luxus, entspannt in einer von Lisas Modezeitschriften zu blättern, während Roberta friedlich auf ihrem Schoß lag. Dennoch dachte sie unentwegt an Rafael und Lisa. Für beide musste die Reise nicht gerade einfach gewesen sein. Arme Lisa. Die Nummer, die Felipe da abzog, war mehr als erbärmlich. Lisa hatte das Schreiben von seinem Anwalt dagelassen. Delia hatte es mehrmals gelesen. Sicher war es denkbar, dass einem Amtsschimmel im Zuge irgendwelcher Flurbereinigungsmaßnahmen aufgefallen war, dass es seinerzeit keine Baugenehmigung für eine Unterkellerung gegeben hatte, aber dass es ausgerechnet jetzt passierte, konnte kein Zufall sein. Delia hatte sich zwar zunächst vorgenommen, auf Lisas Lagebericht zu warten, aber es konnte nicht schaden, selbst ein paar Erkundigungen einzuholen, allerdings nicht auf offiziellem Weg – einer der Vorteile ihres Berufsstands. Man hatte nach einigen Jahren ein ganzes Netzwerk an Kontakten zu allen möglichen Leuten. Wohlwollende Gönner, die dankbar für jahrelange Diskretion waren oder mit denen man sich einfach nur gut verstand. Einer davon war Alfonso Pérez, seines Zeichens Leiter der hiesigen Baubehörde. Die Telefonnummer, die sie von ihm hatte, stimmte noch. Er ging gleich ran.
    »Alfonso. Hier ist Delia. Wie geht es dir?«
    »Delia, was für eine Überraschung«, sagte er.
    »Können wir reden?«
    »Im Moment schlecht. Hab gleich eine Sitzung. Um was geht es?«
    »Ich brauche deine Hilfe«, sagte sie sofort. Sie wusste, dass sie sich auf Alfonso verlassen konnte. Er war jahrelang ihr Kunde gewesen, bis seine Frau an den Folgen eines Schlaganfalls verstorben war. Delia war für ihn da gewesen, als gute Freundin, und dies hatte er ihr nie vergessen.
    »Um was geht es?«, fragte er.
    »Um eine Schweinerei in eurer Behörde.« Delia kam gleich zum Punkt.
    Funkstille.
    »Geht es um dein Haus? Die Renovierungsarbeiten?«, fragte er dann. Alfonso nahm tatsächlich nach wie vor Anteil an ihrem Leben und behielt Dinge, die sie ihm erzählte, im Kopf.
    »Nein, um das einer Freundin.«
    »Okay, wir treffen uns heute um zehn im Coral Beach.« Ihr üblicher Treffpunkt, ein am Strand gelegenes Hotel in der Carretara de Cádiz, das sich aufgrund der Weitläufigkeit der Anlage ideal für diskrete Treffen eignete, auch wenn seit Jahren dazu

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