Lisa geht zum Teufel (German Edition)
gestand er und fühlte sich erleichtert, als sie nickte, ihn verstand.
»Ich auch nicht«, gestand sie und setzte hinzu: »Hör nicht auf!«
Rafael beschloss, ihrem Wunsch nachzukommen, befreite sich von allem Leistungsdruck. Sie wollte gestreichelt werden, und er machte es gerne.
»Es ist so schön«, hauchte sie mit geschlossenen Augen, als seine Hand sich ihrem Unterleib näherte und er registrierte, wie er sich erwärmte. Zugleich erwachte in ihm der Drang, sie noch intensiver zu spüren. Er musste sie küssen, und sie ließ es geschehen. Der Stromfluss verstärkte sich, als sich ihre Lippen berührten. Er fühlte sich wieder als Mann, vollwertig und kraftvoll, bereit, sich mit ihr zu vereinen, gefühlvoll und mit aller Hingabe, genau so, wie es ihr Körper wollte, in ihrem Rhythmus, der den seinen suchte und auch fand.
Am Morgen in den Armen eines Mannes aufzuwachen, in den sie sich nicht ad hoc verliebt hatte und der ihr bei der ersten Begegnung nicht sonderlich attraktiv erschienen war – von Herzklopfen ganz zu schweigen –, war äußerst verwirrend und ungewohnt. Sie hatte Sex mit einem Mann gehabt, den sie noch vor Tagen in die Hölle gewünscht hatte. Mit einem Mann, der auf Schmerzen stand und sich gelegentlich von einer ausgemusterten Domina auspeitschen ließ. Mit einem Mann, der überhaupt nicht zu ihr passte, bei dem sie sich noch nicht einmal einen Kuss auch nur im Entferntesten hätte vorstellen können. Und alles war ganz anders gelaufen, als sie sich das bei all den Flirts der letzten Jahre ausgemalt hatte. Unspektakulär, sanft und doch unerwartet leidenschaftlich. Rafael lag noch ganz entspannt neben ihr. Lisa verspürte den Wunsch, ihn wachzuküssen, um dann seine Hand noch mal auf ihrem Bauch zu spüren. Nur noch heute Morgen. Es musste bei diesem einmaligen Abenteuer bleiben, denn Fakt war, dass sie die Nacht mit einem verheirateten Mann verbracht hatte. Einzig tröstlich war die Wahrscheinlichkeit, dass er mit Delia in Sachen Sex eine ziemlich progressive Beziehung führte. Sie hatte jahrelang als Prostituierte gearbeitet und würde in sexuellen Aktivitäten ihres Mannes jenseits des ehelichen Habitats kein Kapitalverbrechen sehen. Dennoch nagte es an ihr, Delia unter die Augen zu treten. Sollten sie ihr den Ausrutscher gestehen? War es denn ein Ausrutscher? Lisa musste ihren Blick von Rafael abwenden, denn wenn sie ihn so ansah, fühlte sich der Ausrutscher nicht mehr wie einer an. Sie mochte ihn, sogar sehr, und wenn sie an die gestrige Nähe dachte, die sie so noch nicht einmal mit Felipe in der Zeit, in der sie noch frisch ineinander verliebt gewesen waren, hatte erleben dürfen, wurde ihr ganz warm und flatterig. Mittlerweile fixierte sie den Deckenventilator, der zwar ihr Gesicht kühlte, aber nicht für den erhofften kühlen Kopf sorgte. Lisa hoffte, dass Rafael nicht so schnell aufwachen würde. Zu viele Gedanken mussten noch geordnet, zu viele offene Fragen geklärt werden.
»Morgen, Lisa«, kam es aber von der Seite, und er griff nach ihr, was die Klärung der Fragen sofort im Keim erstickte. Zu schön war dieses Gefühl, zu intensiv die Erinnerung an die vergangene Nacht. »Ich könnte dich schon wieder küssen«, sagte er und schmiegte sich an sie.
Lisa genoss diesen Moment sehr, aber seine Nähe fühlte sich in der klaren Luft des Morgens einfach nicht mehr richtig an, obwohl sie sie doch wollte. Dass sie sich etwas versteifte, als seine Hand ihren Hals berührte, war nicht zu übersehen.
»Alles gut?«, fragte er sanft.
Lisa fasste sich ein Herz und beschloss, zumindest einen der Punkte zu klären.
»Ich hab vorhin an deine Frau gedacht«, sagte sie und blickte ihn fragend an. Fast schien es, als müsste Rafael erst überlegen, was sie meinte. War es etwa so selbstverständlich, dass sie miteinander geschlafen hatten? »Ich weiß nicht, wie ich mich Delia gegenüber verhalten soll«, erklärte Lisa.
»Delia …«, erwiderte er. Warum wirkte er jetzt erleichtert?
»Delia und ich, wir … na ja, wir haben … eine offene Beziehung«, sagte er und nickte, um dies zu untermauern.
»Es ist völlig okay«, fuhr er fort und wirkte dabei nicht die Spur betrübt, was in Anbetracht der Sachlage einen Tick zu progressiv wirkte.
»Liebst du sie?«, bohrte sie nach, auch wenn ihr schon mal der erste Stein vom Herzen gefallen war.
Wieder nickte Rafael, wobei seine Mimik den Eindruck erweckte, als müsse er das noch einmal abwägen.
»Wir kennen uns schon so lange …«, fuhr
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