Lisa geht zum Teufel (German Edition)
ihnen zu.
»Ein wunderschöner Morgen heute«, sagte Rafael und setzte sich zu ihr an den Tisch, ohne sie dabei anzusehen.
»Und wie der Kaffee duftet«, bemerkte Delia.
Small Talk! Auf nichts war Lisa im Moment allergischer. Delia schenkte sich Kaffee ein und hörte nicht auf, sie anzulächeln. Unerträglich. Am besten, sie sprach die beiden offen darauf an, wie sie künftig miteinander umgehen sollten. Nur, was sollte sie sagen? Etwa eingestehen, dass sie immer noch Gefühle für Rafael hegte und nicht mehr wusste, wohin damit? Sich lächerlich machen und miterleben, wie die beiden diese Nacht in Madrid herunterspielten? Nur gut, dass ihr Delia die Entscheidung über den Gesprächsverlauf abnahm.
»Gibt es etwas Neues von der Gemeinde?«, fragte sie.
»Nein. Ich weiß nur, dass ich nichts für das Haus bezahlen kann.«
»Vielleicht musst du das ja auch gar nicht«, gab sich Delia sibyllinisch.
»Da kennst du Felipe schlecht«, entgegnete Lisa.
Rafael schien das Gespräch gar nichts anzugehen. Er nippte nur an seiner Kaffeetasse und starrte in den Garten.
»Ich werde das Haus verkaufen«, fuhr Lisa nun fort. »Ihr könnt es haben.« Dabei wunderte sie sich erneut darüber, mit welcher Selbstverständlichkeit ihr das über die Lippen kam. Dies löste nun doch eine Reaktion bei Rafael aus. Er verschluckte sich fast und sah sie ungläubig an.
»Du solltest nicht so schnell aufgeben«, sagte Delia. »Oft wendet sich alles zum Guten.«
»Ihr wolltet es doch«, stellte Lisa klar.
Warum warf Rafael Delia nun einen fragenden Blick zu?
»Für euch ist diese Nachzahlung doch kein Problem«, meinte Lisa.
Wieder nur Blicke zwischen den beiden. Wollten sie das Haus jetzt oder nicht?
»Es ist vielleicht doch nicht das Richtige für uns«, sagte Rafael schließlich. »Es ist dein Haus. Wir finden auch etwas anderes, nicht wahr, Delia?«
Delia nickte eifrig.
Das passte doch alles nicht mehr zusammen.
»Du hängst sehr daran. Es ist dein Leben«, sagte Delia.
Was wusste sie schon von ihrem Leben? »Ja, eben! Es ist mein Leben. Und wenn ihr es nicht mehr wollt, dann verkaufe ich es eben an Andreas.«
Die Gesichter der beiden wurden immer länger.
»Aber es ist doch so schön hier«, sagte Rafael etwas unbeholfen.
»Was ist hier eigentlich los?«, fragte Lisa schließlich leicht erbost. »Sind das irgendwelche Spielchen?«
Einhelliges Kopfschütteln.
Lisa spürte Wut in sich aufsteigen. Die ganze Situation war so absurd und wurde mit jeder Minute, die sie hier noch verbrachte, immer absurder. Raus aus dem Wahnsinn, und zwar so schnell wie möglich. »Ich werde es an Andreas verkaufen. Fertig!«, sagte sie. Täuschte sie sich, oder hellte Delias Miene sich für einen Moment auf? Das passte jedenfalls nicht zu dem, was sie ihr vorhin gesagt hatte. Nichts passte mehr zusammen!
Rafael hatte in seinem Leben schon viel erlebt. Höhen und Tiefen. Komplexe Entscheidungen waren in seiner Zeit als Banker an der Tagesordnung gewesen. Jede dieser Entscheidungen war mit einem positiven oder negativen Gefühl einhergegangen, aber jener Moment, in dem Andreas ihnen zwei Umschläge mit der restlichen Rate überreichte, war einzigartig in seinem Leben. Wie konnte man sich einerseits über etwas freuen und andererseits im gleichen Atemzug das Gefühl haben, sich gleich an Ort und Stelle übergeben zu müssen? Er würde Carmen den Wagen kaufen können, hatte aber Lisa verraten. Wie konnte er der Frau, für die er so viel empfand, das nur antun? Delia hoffte immer noch, dass Lisa nicht verkaufen würde, sah aber auch die Notwendigkeit, Andreas das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ein ewiges Hin und Her zwischen Scham, Freude und Genugtuung darüber, dass dieser gierige Yuppie sie umsonst bezahlt haben würde, sobald die Baubehörde den Bescheid zurücknahm.
»Das haben Sie sich redlich verdient. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell klappt«, sagte Andreas und strahlte dabei überglücklich.
»Was hat Lisa Ihnen denn gesagt?«, fragte Rafael. Bisher hatten sie von Andreas nur erfahren, dass sie ihn überraschend angerufen hatte.
»Wir haben nur kurz telefoniert. Sie sagte nur, dass sie nach reiflicher Überlegung verkaufen würde. Wie haben Sie das nur gemacht?«
Rafael wurde augenblicklich so schlecht, dass er den ersten Würgereiz verspürte. Judas!, schoss es ihm durch den Kopf.
»Nur ein bisschen nachgeholfen«, sagte Delia, doch auch ihr war anzumerken, dass sie sich diese Bemerkung abringen musste.
Rafael zuckte
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