Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
vermutete sie hinter einigen Bäumen, die er umlief und vorwitzig umfasste. Er fühlte sich glücklich und die Freude steigerte seinen Leichtsinn in diesem unfairen Spiel. Er verirrte sich mit der rufenden und verführerischen Stimme immer weiter und tiefer in den Wald. Er sah sie mit wehenden Haaren zwischen den Bäumen und Büschen barfuß im Zickzack laufen. Sie spielte dem Zwerg vor, dass sie vor ihm flüchtete. Wie ein junges Mädchen kicherte sie herzerfrischend und tänzelte und schäkerte gekonnt. Sein Herz stolperte bei dem Anblick. Mit dem Zeigefinger winkte sie den benommenen liebeskranken Sinith zu sich. „Komm, sing ein Lied mit mir.“
Seele, Seele klein und rein …
Bald wirst du meine sein …
Abendrot und Morgenrot …
Die zusammen, dann bist du tot …
„Was ist das denn für ein Lied“, fragte er lachend. „Da gibt es doch schönere, oder?“
„Sing, mein kleiner Freund, und fühle die Welle, die deine Seele umgibt …“ Sie lachte und lachte.
Sinith war der Überzeugung, dass das alles einen spaßigen Charakter hatte und setzte an: „Seele, Seele klein und rein …“ Er stockte im Vers, als er sie nicht mehr sah. „Wo bist du?“ Er guckte in alle Richtungen und stolperte und stürzte über Baumstümpfe und herausstehende Wurzeln. Irritiert rief er nach ihr. „Sag was. Wo hast du dich versteckt?“ Der kleine Mann wirkte verschüchtert. Versteck spielen, das war nicht seine Leidenschaft.
„Hier bin ich. Und warte auf dein Lied“, kam die Stimme rechts von ihm. Als er im Sprung diesen Weg nehmen wollte, kam die Stimme von links. Er wendete und lief auf die andere Seite, dann erschallte die Stimme von vorne. „Hier bin ich.“ Und fast gleichzeitig hörte er sie von hinten. „Oder auch hier.“ Sekunden danach sagte sie: „Vielleicht bin ich aber auch hier.“
Orientierungslos drehte er sich auf der Stelle. Der dunkle Wald wirbelte mit hoher Geschwindigkeit um den kleinen Zwerg herum. In diesem unbändigen Karussell seiner Sinne erschien eine alte grässliche Fratze, die nach ihm greifen wollte und ihn drohend aufforderte, dazubleiben. Doch das Karussell drehte sich und wurde immer schneller …
Sinith wurde speiübel. Jemand rüttelte und schüttelte an ihm und schrie hysterisch seinen Namen. Als Sinith seine Augen aufschlug, übergab er sich in hohem Bogen.
Total verschwitzt und mit Todesangst in den Augen ließ sich Brokk völlig erschöpft in den Sand fallen. „Gott sei Dank, da bist du ja wieder. Diesmal dachte ich wirklich, dass ich dich für alle Zeit verloren habe!“
Keuchend und mit seinem rebellierenden Magen ringend sagte Sinith schwach: „Brokk, du täuschst dich, nicht ichwar weg, sondern mein anderes Ich … Und durch das geraten wir immer mehr in Gefahr!“
Brokk verstand nicht ganz, was Sinith ihm damit sagen wollte. Verblüfft hakte er nach: „Wie? Dein ‚Ich‘ im Unterbewusstsein? Wie kommst du auf diese Idee?“
Noch berauscht und benommen von dem liebreizenden Singsang wurde es nun Zeit, seinen Kameraden aufzuklären. Zaghaft und kaum verständlich sagte er mit leiser belegter Stimme: „Mein anderes Ich hat sich in die Hexe verliebt. Ich kann mich nicht dagegen wehren. Es sagt mir, was sie will, und fordert mich dazu auf, so zu handeln, wie sie es will!“
Entsetzt hörte Brokk den Worten seines Freundes zu und konnte sie dennoch nicht glauben. Ihm war schon klar, dass das alles unfassbar erschien, aber nicht unmöglich. Die Hexe nutzte tatsächlich alle Möglichkeiten aus. Sie hatte wirklich nichts, aber auch gar nichts ausgelassen, um an Siniths Seele zu kommen und das zu hören, was sie unbedingt hören will. Ihren schändlichen Namen!
Schlagartig wurde ihm bewusst, dass Sinith auf keinen Fall mehr schlafen durfte. Nur so konnte er der Hexe den Zugang zu seinem Unterbewusstsein vereiteln.
N ympfjet behielt währenddessen die kleine Familie Lindner immer im Auge. So ungezwungen einfach Tor und Tür offen stehen zu lassen, das sollte die nächste Zeit tabu sein. Fedora-Astarte hatte ihre Spione ausgesandt, um in das Haus zu gelangen. Gott sei Danklegte Nympfjet schon vorher den magischen Zauber ums Haus und verhinderte somit Schlimmeres.
Durch den Tod zweier Hexen, die sich ins Haus schleichen wollten, wird nun Fedoras Fokus auf dem Haus von Lisa und ihrer Familie liegen. Die Oberhexe wird die ganze Hölle in Bewegung setzen, um an das magische Schwert zu kommen. Der Tod der Hexen am Haus wird ihr nun bestätigt haben, dass sich das
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