Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
Nächstenliebe unterwegs, um einer alleinstehenden Frau von nebenan unter die Arme zu greifen. Herr Lindner fühlte sich dermaßen von der reizvollen Nachbarin geschmeichelt, weil sie seine Arbeit schätzte, anerkannte und sehr lobte. Er konnte von ihrem Beifall gar nicht genug bekommen. Geschickt provozierte die nur scheinbar gute Frau von nebenan einen Ehekrieg. Gefühle von Vernachlässigung und Nicht-geschätztwerden machten sich bei Herrn Lindner von Tag zu Tag mehr in seiner Brust breit. Heute Morgen erst wollte er mit seiner Frau eine Tasse Tee trinken, aber die hatte im Moment für alles und jedes Zeit. – Nur nicht für ihren eigenen Mann. Schmollend und schmählich vernachlässigt suchte er seine Nachbarin auf und ließ Lisa lieber bei ihren intensiven Arbeiten mit komischen Köcheleien in ihrer Küche allein. So hatte die fremde geheimnisvolle Frau leichten Zugang zu ihm und konnte ihn Stück für Stück aus dem Haus entführen. Ohne dass es ihm besonders auffiel, verfiel er immer mehr der Verschlagenheit einer bösen Hexe!
„Ach, Herr Lindner, was bin ich froh, dass Sie so handwerklich geschickt sind. Was sollte ich bloß ohne Sie machen?“ Mit bittersüßem Lächeln umgarnte sie den hilfsbereiten Mann. Vorsichtig legte sie ihre warme Hand auf sein Bein ab und schaute mit ihm unter die Spüle, die er eben auseinandernahm. Der war natürlich wieder mal von der Aufmerksamkeit, die seiner Arbeit entgegengebracht wurde, angetan. Insgeheim beglückwünschte er sogar die absolute Hilflosigkeit und die zwei linken Hände der reizvollen Frau.
„Das ist doch Ehrensache.“ Lorenz Lindner lag auf dem Rücken unter dem Spülbecken und drehte und schraubte am Abflussrohr und war von dem Lob eitel beeindruckt.
„Da haben wir auch schon den Übeltäter.“ Er krabbelte flink aus dem Schrank hervor und hielt einen kleinen Ball zwischen zwei Fingern hoch. „So wie das aussieht, wollte eine ihrer Katzen ihr Spielzeug waschen.“
Die Hexe nahm ihm den Ball aus den Händen und lächelte ihn spöttisch an. „Solche Schlawiner auch!“ Wie zur Bestätigung schlich eine Katze schnurrend um ihre Beine und knurrte Herrn Lindner fauchend an.
„Oh, ich habe sie doch nicht beleidigt, oder?“, lachte Lorenz Lindner über den offenkundigen Protest der Katze.
„Nein, nein“, wehrte die Hexe schlau ab und gab dem Tier mit einem Stoß zu verstehen, zügig zu verschwinden. „Sie ist vielleicht etwas eifersüchtig auf Sie.“
In Herrn Lindners Gesicht zeichnete sich eine Spur von Verlegenheit ab. „Ach eifersüchtig. Auf mich doch nicht!“ Herr Lindner suchte im Raum scheu nach neuer Arbeit.
Die Hexe nutzte die Scham sofort aus. „Unter uns weilte schon lange kein Mann mehr, wir sind alle zu einsamen Landstreichern mutiert.“ Sie seufzte gekonnt zurückhaltend.
„Sie meinen, Ihre dreizehn Katzen sind Landstreicher? Aber Sie doch nicht.“
„Ja, natürlich nur die Katzen. Ach, ich Dummerchen bin kein Vagabund, ich bin nur einsam.“ Sie seufzte herzergreifend. „So ein Mann, wie Sie sind, so einer fehlt mir im Leben.“ Mit schmachtendem Augenaufschlag himmelte sie Lorenz Lindner an.
Der Mann schluckte peinlich berührt und wollte der Versuchung schnell ein Ende setzen. Oder auch nicht. In seinem Kopf gab es eine Stimme, die etwas anderes sagen wollte als das jetzt. „Na, dann kann ich ja mein Werkzeug wieder einpacken!“ Verwirrt kramte er seine durcheinanderliegenden Utensilien zusammen. Irgendetwas in ihm wollte das Werkzeug doch lieber ausstatt einpacken. Es war so eigenartig …
„Warum denn so eilig, Herr Lindner.“ Die Hexe nahm ihm den Schraubenzieher lächelnd aus der Hand. „Ich hätte da noch einige Kleinigkeiten zu erledigen, die für eine Frau zu gefährlich sind.“ Sie blinzelte ihm treuherzig entgegen. Hinterhältig und mit List und Tücke versuchte sie den Mann aufzuhalten und daran zu hindern, in die Obhut seiner Familie zurückzukehren! Mit funkelnden Augen, und ohne dass es ihm bewusst war, wurden ihm die Worte sorgfältig auf einem silbernen Tablett serviert. Er brauchte nur ablesen.
„Na, dann her damit. Ich bin ja nun mal gerade hier und habe die Kraft eines Bären!“ Euphorisch hob er seinen Werkzeugkoffer in die Höhe und zeigte seine strotzenden Muskeln an den Oberarmen. Die Feuerhexe war am Ziel angelangt, gewissenlos und kalt belächelte sie seine Bereitschaft, noch mehr Arbeiten im Haus zu erledigen.
„Das ist ausgezeichnet. Bitte gehen Sie doch voran Richtung Dachboden
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