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Lisa

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Titel: Lisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Glavinic
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klarer Sachverhalt. Die Modeschwulen, die Designer, diese Witzfiguren, denen die Oberflächlichkeit und Dummheit aus den Augen springt, wenn sie keine Sonnenbrille tragen, die finden solche Püppchen gut. Und diese Leute bestimmen ein unrealistisches Frauenbild. Auf solche Frauen stehen nur zwanzigjährige Jungs, die sich noch nicht auskennen, und Typen, die zwar schon ein paar Jahre hinter sich haben, denen Frauen aber trotzdem nicht ganz geheuer sind, warum auch immer, hat in der Regel mit einer limitierten Auffassung ihrer Rolle als Mann zu tun.
    Wie bin ich eigentlich darauf gekommen? Ach ja, Britney Spears. Dieses Foto, auf dem sie mit ihrem Freund auf dem Balkon steht und ihm mitten ins Leben greift. Davor war sie mir eher selten positiv aufgefallen. Plötzlich hat sie zehn Kilo mehr und trällert nicht mehr was vom Jungfrausein, sondern strahlt Weiblichkeit und Erotik aus.
    Doch es ging ja um dieses Foto. Ich würde an ihrer Stelle dem Paparazzo, der es geknipst hat, noch eigens Honorar drauflegen, denn damit hat sie sich sicher neue Fanschichten erschlossen. Da steht sie und langt dem Kerl zwischen die Beine und sieht ihn an, und ihr hört direkt, was sie zu ihm sagt, sie sagt, gehen wir wieder rein, gehen wir wieder rein, gehen wir einfach rein.
    …
    Was ich da zusammenrede, geht auf keine Kuhhaut. Ich habe von allem zuviel, aber das ist es nicht. Es ist das Herzklopfen, die Unruhe, dieses Fieber. Ich schlafe viel zuwenig, und wenn, dann nicht tief genug.
    Ich sollte zumindest das Weiße zurückfahren. Schaffe ich aber nicht. Ich bin den ganzen Tag angespannt, und das Einzige, was mich auf den Boden zurückholt, sind diese kleinen Exzesse hier, wo ich frei reden kann. Mit einem Achtjährigen könnt ihr ja nicht über Serienmord und gekochte Fußballer oder über Beziehungen und Sex und die Irrwege des Lebens reden.
    Ich weiß, es gibt wahrscheinlich Leute, die finden, ihr könnt auch mit einem Mikrofon schlecht über Sex und gekochte Fußballer reden, und unter anderen Umständen würde ich mich der Meinung anschließen, bloß hier und jetzt stelle ich fest, dass es sehr wohl geht. Die Dinge ändern sich, und das Leben bringt uns immer wieder in neueSituationen. Na, das klingt wieder besch … Ich weiß auch nicht.
    …
    Colouring of Pigeons von The Knife @ Mt. Sims. Brauche ich zweimal, aber ich schalte gleich wieder leiser.
    …
    Mir fehlen die Menschen hier oben. Hätte ich nicht gedacht. Dabei hätte ich zu Hause in der Stadt oft nichts dagegen, sie alle vom Hals zu haben. Ich verabscheue die Rücksichtslosigkeit der Menschen. Ich verabscheue ihre Roheit und Dummheit und Ignoranz. Ihren Mangel an Empathie, ihre Herzlosigkeit, ihre Unfähigkeit, etwas anderes zu sehen als das, was direkt vor ihrer Nase ist. Ich verstehe sie nicht.
    Das ist es wohl. Ich verstehe sie nicht. Ich weiß, dass wir alle gleich sind, unabhängig von Rasse und Herkunft. Wir alle wollen dasselbe. Wir alle wollen Liebe und ein Dach über dem Kopf und ein bisschen Kleingeld und ab und zu Sex und vielleicht ein Hobby und zwei, drei Freunde und letztendlich, wenn wir von Luxus reden, noch ein bisschen große Idee und Sinn. Das wärs. So sind wir. Ich bin wie die anderen, aber ich verstehe sie dennoch nicht.
    Ich wundere mich nicht selten, wieso die meisten Leute so unsensibel durch die Gegend laufen. Setzen sich im Café an den Nebentisch und merken nicht, dass sie, weil es eng ist, faktisch auf dem Schoß des Nachbarn sitzen. Wenn ihr eure Tasse zum Mund führt, müsst ihr ihnen den Ellbogen in den Rücken rammen, aber glaubt ihr, das würde sie irritieren? Sie rücken nicht mal zur Seite, sie sehen euch nur über die Schulter scheel an, wenn überhaupt, meistens tun sie, als wäre nichts.
    Und auf der Straße? Da wird es erst richtig brutal. Nein,ich denke nicht an all die Fehler, die Menschen begehen, sobald sie ihr Auto gestartet haben, es reicht, wenn sie ganz banal und alltäglich einen Fuß vor den anderen setzen. Wenn sie zu zweit oder zu dritt sind, laufen sie wie Hooligans nebeneinander her, ohne Anstalten zu machen, den Entgegenkommenden auszuweichen, und wenn sie allein sind, laufen sie eben allein in dich rein, wenn du nicht zur Seite springst.
    Woher kommt das? Blödheit? Ungezogenheit? Oder beides? Wie die Viecher! Nicht vorausschauen, sich bloß nicht darum scheren, was vor ihnen ist!
    …
    Ungezogenheit ist ein Wort, bei dem ihr aufpassen müsst, wann und wo ihr es verwendet. Ein Reizwort. Wenn ihr es verwendet,

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