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Listiger Freitag

Listiger Freitag

Titel: Listiger Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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den Tee nicht selbst trinken«, erklärte Blatt. »Ich dachte daran, ihn zum Handeln zu benutzen. Dann muss ich mir etwas anderes einfallen lassen.«
    Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, als ihr ein Gedanke kam. Sie bückte sich und hob einen kleinen Stein auf, einen der wenigen, die auf dem glatten Boden des Kraters herumlagen.
    »Übrigens, haben Sie eine Ahnung, wo dieser Bürger Feorin sich herumtreibt?«
    »Es gibt nicht viele Bürger hier«, entgegnete Harrison, »insgesamt vielleicht fünfzig. Die meisten halten sich auf Kreis Zehn auf, von Zehn vor Zwölf bis Zehn nach. Ich vermute, dass sie dort Zimmer haben. Angeblich patrouillieren sie die Kreise auch ab, aber ich kriege nicht oft welche zu sehen auf meinen Runden – wobei mir einfällt, ich muss bald wieder los. Muss zusehen, dass alle rumgedreht werden …«
    Er seufzte und ließ den Kopf hängen, und das leichte Federn, das sich in seine Schritte geschlichen hatte, sobald er sich bereit erklärte, Blatt zu helfen, war verschwunden, und er verfiel in sein übliches deprimiertes Schlurfen. Blatt ging schweigend hinter ihm her, den Kopf voller Ideen und Pläne, von denen sie die meisten nach kurzer Überlegung als völlig unbrauchbar verwerfen musste. Immer wieder kam sie auf drei grundlegende Ziele zurück, ohne dass ihr klar wurde, wie sie sie erreichen sollte.
    Erstens, ein Telefon im Haus finden und Arthur anrufen. Zweitens, Tante Mango finden und mitnehmen. Drittens, sich irgendwo mit Mango verstecken, bis Hilfe kommt.
    Eigentlich gab es vier grundlegende Ziele, räumte Blatt ein, und das vierte rief vielleicht am lautesten nach Verwirklichung:
    Sich von Lady Freitag fernhalten.
    Wie Harrison vorhergesagt hatte, begegnete ihnen unterwegs niemand. Das Wäschelager glich dem im Ostbezirkskrankenhaus, wo Blatt die Hemdtasche des Skelettjungen gefunden hatte, aufs Haar. Es rief unerfreuliche Erinnerungen in ihr wach, gab ihr aber auch Stoff zum Nachdenken, denn sämtliche Wäsche war mit dem Namen derselben Wäscherei versehen, die auch das heimatliche Krankenhaus belieferte.
    »Das ganze Zeug hier wird auf der Erde gewaschen, stimm ts? Nicht hier?«
    »Ich nehme es an«, meinte Harrison. »Ich kippe die schmutzigen Laken und Bezüge und so weiter in einen Schacht und hole mir die frische Wäsche hier ab …«
    »Also muss sie jemand hin und her transportieren«, stellte Blatt fest. »Es muss einen Weg von hier zu dem Krankenhaus auf der Erde geben.«
    »Wenn es einen gibt, dann muss man Lady Freitags Macht haben, um ihn zu benutzen«, wandte Harrison ein.
    Blatt schüttelte den Kopf.
    »Ausgeschlossen, dass Lady Freitag persönlich die Schmutzwäsche zur Erde und die saubere hierher zurückbringt! Also muss es einen Weg geben … aber vielleicht ist irgendein Zauber damit verbunden. Dennoch lohnt es sich, dieser Spur nachzugehen.«
    »Ich muss zurück zu den Menschenlagern … äh, zu den Stationen«, erklärte Harrison nervös. Er stand schon wieder im Begriff, abtrünnig zu werden. »Axilrad könnte vorbeikommen und nach dem Rechten sehen. Bleib nicht zu lange weg! Du solltest besser ziemlich bald kommen und mir helfen, sonst –«
    »Dann gehen Sie schon«, sagte Blatt. »Ich werde Sie finden, wenn ich Sie brauche.«
    »Mach keine … na ja, mach eben nichts …« Harrison sah zu Boden, scharrte mit den Füßen und ging.
    Blatt schaute sich in dem Wäschelager um, bis sie einen lockeren Nagel in einem der Holzregale entdeckte. Sie zog ihn heraus und ritzte damit einige erfundene Buchstaben in den Stein, den sie vom Kraterboden aufgelesen hatte, wobei sie sich Mühe gab, ihn interessant und eigenartig aussehen zu lassen. Vielleicht sogar wie ein Zaubersymbol …
    Gleichzeitig gab sie ein rhythmisches, trockenes Husten von sich.
    »Ah-wuff, ah-wuff, ah-wuff!«

KAPITEL DREIZEHN

     
     
    Arthur streckte die Arme aus und zog die Hände in die Ärmel seines neuen Papiermantels zurück, sodass Pirkin die Manschetten auf die richtige Länge zuschneiden konnte. Der Bürger benutzte dazu eine riesige alte Bronzeschere, was Arthur eigentlich hätte nervös machen müssen, aber er fühlte sich ganz entspannt. Es war sehr warm in der Hütte auf dem Floß, dank eines kühlschrankgroßen Porzellanofens, der auf einer drei mal drei Meter großen roten Steinplatte stand, in die fremde Buchstaben eingemeißelt waren. Ein Feuer war hinter der Rauchquarztür des Ofens nicht zu erkennen, und Arthur hatte auch nicht gesehen, dass er mit irgendeinem Brennstoff gespeist

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