Little Bee
n'ubosi nke unwo anyi. Amen.«
Der Mörder nickte. Er atmete. Ich hörte die kalte Brandung an- und abschwellen. Die braunen Hunde ließen den Kadaver des getöteten Tieres liegen und kamen näher. Sie standen da mit zitternden Beinen und gesträubtem Fell, das vom Blut verkrustet war. Der Mörder machte einen Schritt auf Kindness zu, aber mein Verstand hätte es wohl nicht überlebt, die Machete in sie eindringen zu sehen.
»Nein«, sagte ich. »Bitte ... bitte lassen Sie sie in Ruhe.«
Der Mörder blieb stehen und wandte sich zu mir. »Sie schon wieder?«
Er lächelte.
Andrew sagte: »Sarah, bitte, ich glaube, wir sollten am besten ...«
» Was sollten wir, Andrew? Den Mund halten und hoffen, dass sie uns nicht auch töten?«
»Ich glaube nur, dass es uns nichts angeht und daher ...«
»Ah, es geht Sie nichts an«, sagte der Mörder.
Er wandte sich zu den anderen Jägern und breitete die Arme aus. »Geht ihn nichts an, sagt er. Er sagt, ist Angelegenheit für schwarze Männer. Ha, ha, ha, ha!«
Die Jäger lachten. Sie schlugen einander auf den Rücken, und die Hunde umkreisten uns langsam. Als der Mörder uns wieder anschaute, wirkte er ernst.
»Ich höre zum ersten Mal weißen Mann sagen, dass ihn etwas nichts angeht. Ihr habt unser Gold. Ihr habt unser Öl. Was habt ihr gegen unsere Mädchen?«
»Gar nichts«, sagte der arme Andrew. »So war es nicht gemeint.«
»Sind Sie ein Rassist?«
»Nein, natürlich nicht.«
Der Mörder starrte Andrew an. »Und? Wollen Sie diese Mädchen retten, Mister?«
Andrew hustete. Ich beobachtete ihn. Die Hände meines Mannes zuckten - seine starken, schönen Hände, die ich oft angeschaut hatte, wenn sie eine Kaffeetasse umfassten oder sich auf der Tastatur bewegten, um Abgabetermine einzuhalten. Mein Mann, der gestern seine Sonntagskolumne von der Abfluglounge des Flughafens aus verschickt hatte, auf die Minute pünktlich wie immer. Ich hatte noch nach Tippfehlern gesucht, als unser Flug aufgerufen wurde. Der letzte Absatz lautete: Wir sind eine eigennützige Gesellschaft. Wie sollen unsere Kinder lernen, zuerst an andere zu denken, wenn wir es nicht tun ?
»Und?«, fragte der Mörder. »Wollen Sie sie retten?«
Andrew schaute auf seine Hände. Er stand lange Zeit so da. Über uns kreisten Seevögel und riefen einander in ihrer gequälten Sprache etwas zu. Ich versuchte, das Zittern meiner Beine zu beherrschen.
»Bitte«, sagte ich. »Wenn wir die Mädchen mitnehmen dürfen, geben wir Ihnen, was immer Sie wollen. Lassen Sie uns bitte aufs Hotelgelände gehen, dann bekommen Sie alles. Geld, Medizin, egal was.«
Der Mörder stieß ein hohes, schrilles Jaulen aus, und ein Schauer ließ seinen Körper erbeben. Er kicherte, und ein Blutrinnsal sprang zwischen seinen geraden weißen Zähnen hervor und spritzte auf den schmutzig grünen Nylonstoff seiner Weste.
»Glauben Sie, das interessiert mich? Sehen Sie nicht das Loch in meinem Hals? In zwei Tagen bin ich tot. Meinen Sie, mir liegt an Geld und Medizin?«
»Was wollen Sie dann?«, fragte Andrew.
Die Machete wechselte von der rechten in die linke Hand. Der Mörder hob die rechte Hand mit ausgestrecktem Mittelfinger. Dann schüttelte er ihn ganz dicht vor Andrews Gesicht und sagte: »Weißer Mann hat mir mein Leben lang diesen Finger gezeigt. Heute können Sie ihn mir für immer geben. Schneiden Sie Ihren Mittelfinger ab, Mister, und geben Sie ihn mir.«
Andrew zuckte zurück, schüttelte den Kopf und ballte die Fäuste. Er faltete die Daumen über die Finger. Der Mörder nahm die Machete bei der Klinge und hielt meinem Mann den Griff hin.
»Tun Sie es. Schnipp, schnapp. Geben Sie mir den Finger, und ich gebe Ihnen die Mädchen.« Lange Pause. »Und wenn nicht?«
»Dann können Sie gehen. Aber zuerst müssen Sie die Geräusche hören, die diese Kinder beim Sterben machen. Haben Sie schon mal gehört, wie ein Mädchen langsam stirbt?«
»Nein.«
Der Mörder schloss die Augen und schüttelte in aller Ruhe den Kopf. »Eine scheußliche Musik. Die werden Sie nicht vergessen. Vielleicht wachen Sie eines Tages in Kingston-upon-Thames auf und begreifen, dass Sie mehr als einen Finger verloren haben.«
Little Bee weinte jetzt. Kindness hielt ihre Hand.
»Hab keine Angst«, sagte sie. »Wenn sie uns töten, essen wir heute Abend das Brot mit Jesus.«
Der Mörder riss die Augen wieder auf und starrte Andrew an. »Bitte, Mister. Ich bin kein Wilder. Ich will diese Mädchen nicht töten.«
Andrew streckte die Hand
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