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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Sommerfreizeit für Drama-Fans. Wir quatschten in unseren Zelten bis tief in die Nacht, betrachteten die Sterne, sprangen in den Fluss, wenn uns heiß wurde, und erschlugen Stechmücken. Wir wurden beste Freunde - oder Feinde fürs Leben.
    Ich weiß nicht, warum Charles' Eltern ihren Sohn zum LARPen geschickt hatten. Er war nicht die Art Junge, die dieses Zeug wirklich genoss. Er war eher die Sorte, die Fliegen ihre Flügel ausriss. Na ja, vielleicht auch nicht. Aber er war echt nicht der Typ, in Verkleidung im Wald rumzurennen. Er muffelte die ganze Zeit bloß rum, hatte für alles und jeden bloß Verachtung übrig und versuchte uns davon zu überzeugen, dass das alles lange nicht so toll war, wie wir glaubten. Bestimmt habt ihr solche Menschen schon getroffen: Menschen, deren selbst gestellte Aufgabe es ist, allen anderen jeglichen Spaß zu verderben.
    Charles' zweites Problem war, dass er simulierte Gefechte einfach nicht begreifen konnte. Wenn man erst mal anfängt, im Wald rumzurennen und ausgefeilte halbmilitärische Spiele zu spielen, dann geht es ganz schnell, bis dein Adrenalinspiegel so hoch ist, dass du bereit bist, jemandem in echt an die Gurgel zu gehen. Und in diesem Zustand ist es wirklich keine gute Idee, ein Schwert, eine Keule, Lanze oder ein anderes Utensil zur Hand zu haben. Aus diesem Grund ist es in solchen Spielen jedem Teilnehmer absolut strikt verboten, einen anderen zu schlagen.
    Stattdessen sind, wenn du jemandem nahe genug zum Kämpfen kommst, einige flotte Runden Schere-Stein-Papier angesagt, unter Berücksichtigung deiner jeweiligen Erfahrung und Bewaffnung und deines Gesundheitszustands. Die Schiedsrichter schlichten Streitereien. Das ist ziemlich zivilisiert und ein bisschen bizarr. Da rennst du jemandem durch den Wald hinterher, holst ihn ein, fletschst die Zähne, und dann setzt du dich mit ihm hin auf ein kleines Spielchen. Aber es funktioniert, und es sorgt dafür, dass alles sicher und spaßig bleibt.
    Charles konnte das partout nicht begreifen. Ich glaube schon, dass er verstanden hatte, dass die Regel "kein Kontakt" lautete, aber er war zugleich in der Lage, zu entscheiden, dass die Regel egal war und dass er ihr nicht gehorchen wollte. Die Schiedsrichter mussten ihn deshalb ein paar Mal an diesem Wochenende zur Ordnung rufen, und immer versprach er, sich dran zu halten, und immer ignorierte er die Regeln aufs Neue. Er war schon damals einer von den Größeren, und es machte ihm Spaß, dich am Ende einer Jagd "versehentlich" zu tackeln. Und wenn du auf dem felsigen Waldboden landest, ist Tackling kein Vergnügen.
    Ich hatte grade Darryl auf einer Waldlichtung ordentlich gequält, wo er auf Schatzsuche war, und wir lachten zusammen über meine enorme Heimtücke. Er wollte grade Monstern gehen - getötete Spieler konnten zu Monstern werden, und das bedeutete, dass mit fortschreitender Spieldauer immer mehr Monster hinter dir her waren, so dass jeder weiterspielen musste und die Schlachten immer ausschweifender wurden.
    In diesem Moment kam Charles hinter mir aus dem Unterholz hervor und tackelte mich; er stieß mich so hart zu Boden, dass mir einen Moment lang die Luft wegblieb. "Hab dich!", brüllte er. Bis dahin hatte ich ihn nur entfernt gekannt, und allzu viel von ihm gehalten hatte ich noch nie; aber jetzt war ich bereit zu töten. Langsam erhob ich mich und schaute ihn an mit seinem Grinsen und der stolzgeschwellten Brust. "Du bist so was von tot", sagte er. "Ich hab dich astrein erwischt."
    Ich grinste, und dabei fühlte sich etwas in meinem Gesicht falsch und wund an. Ich berührte meine Oberlippe. Sie war blutig. Meine Nase blutete, und meine Lippe war aufgeplatzt, als ich nach seinem Angriff mit dem Gesicht zuerst auf einer Wurzel gelandet war.
    Ich wischte das Blut an meinem Hosenbein ab und lächelte. Ich gab mir den Anschein, das alles unheimlich lustig zu finden, lachte ein bisschen und ging auf ihn zu.
    Charles ließ sich nicht überlisten. Er war schon am Zurückweichen und versuchte, im Gebüsch zu verschwinden. Darryl schnitt ihm den einen Fluchtweg ab. Ich übernahm den anderen. Plötzlich drehte er sich um und rannte. Darryls Fußangel ließ ihn die Schwalbe machen. Wir stürzten uns gerade auf ihn, als wir eine Schiedsrichterpfeife hörten.
    Der Schiedsrichter hatte nicht gesehen, wie Charles mich foulte, aber er hatte ihn am Wochenende beim Spielen beobachtet. So sandte er Charles zum Camp-Eingang zurück und erklärte ihm, dass er aus dem Spiel war. Charles

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