Little Brother
Hauch einer Ahnung von Nervosität spürte ich aber doch. Hey, ich hatte am Wochenende ein Date mit diesem völlig umwerfenden Mädchen (streng genommen hatte sie ein Date mit mir), und zwar bei einem illegalen Rave mitten in einer belebten Gegend.
Es versprach ziemlich interessant zu werden.
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Interessant, in der Tat.
Über den ganzen langen Samstagnachmittag verteilt tröpfelten die Leute in Dolores Park ein und verteilten sich unter die Frisbeespieler und Hundehalter. Einige spielten auch Frisbee oder führten Hunde aus. Es war noch nicht recht klar, wie das Konzert vonstatten gehen sollte, aber es hingen schon eine Menge Bullen und Verdeckte rum. Die Verdeckten erkannte man an ihren Castrofrisuren und dem Nebraska-Körperbau, genau wie damals Pickel und Popel: stämmige Typen mit kurzem Haar und unordentlichen Schnurrbärten. Sie stromerten herum und wirkten seltsam unbeholfen in ihren riesigen Shorts und weit geschnittenen Hemden, die wohl das Ausrüstungsgeraffel überdecken sollten, mit dem sie vermutlich behängt waren.
Dolores Park ist hübsch und sonnig; Palmen, Tennisplätze und jede Menge Hügel und urwüchsige Bäume zum Rumlaufen und Abhängen. Nachts schlafen Obdachlose dort, aber das tun sie ja überall in San Francisco.
Ich traf Ange die Straße runter in der Anarchistenbuchhandlung. Mein Vorschlag. Im Nachhinein wars eine völlig durchsichtige Nummer, um vor ihr als cool und trendig dazustehen, aber in diesem Moment hätte ich schwören können, dass es einfach bloß ein günstiger Treffpunkt war. Als ich kam, las sie gerade ein Buch mit dem Titel "An die Wand, Motherf....r".
"Wie hübsch", sagte ich. "Was sagt denn deine Mutter zu so was?"
"Deine Mutter soll sich mal nicht beschweren. Ernsthaft, das hier ist die Geschichte einer Gruppe von Leuten wie die Yippies, aber in New York. Und sie hatten das Wort alle als Nachname, zum Beispiel ,Ben M-F'. Es ging darum, eine Gruppe zu haben und in die Nachrichten zu kommen, aber mit einem absolut undruckbaren Namen, einfach nur, um die Medien zu ärgern. Ziemlich lustig, echt."
Sie stellte das Buch zurück ins Regal, und ich fragte mich, ob ich sie wohl umarmen sollte. Die Leute in Kalifornien umarmen sich eigentlich ständig, zur Begrüßung und zum Abschied, außer sie tun es mal nicht. Und manchmal küssen sie sich auf die Wange. Ziemlich verwirrend das alles.
Sie nahm mir die Entscheidung ab, indem sie mich zu einer Umarmung schnappte, meinen Kopf an sich heranzog, mich hart auf die Wange küsste und mir dann einen Furz in den Nacken blies. Ich lachte und schubste sie weg.
"Willst du einen Burrito?", fragte ich.
"Ist das ne Frage oder eine Feststellung offensichtlicher Tatsachen?"
"Weder noch. Es ist ein Befehl."
Ich kaufte ein paar lustige Aufkleber DIESES TELEFON IST VERWANZT, die genau die richtige Größe für die Münztelefone hatten, die es immer noch in den Straßen der Mission gab, in diesem Viertel, in dem sich nicht unbedingt jeder ein Handy leisten konnte.
Wir traten raus in die Abendluft. Ich erzählte Ange davon, wie es vorhin im Park ausgesehen hatte.
"Ich wette, sie haben hundert von diesen Trucks um den Block geparkt", sagte sie, "damit sie uns besser hochnehmen können."
"Öh." Ich blickte mich um. "Eigentlich hatte ich gehofft, du würdest sowas sagen wie ,ach, dagegen können sie überhaupt nichts machen'."
"Aber darum gehts nicht, glaub ich. Es geht darum, ne Menge Zivilisten in eine Situation zu bringen, in der die Bullen sich zu entscheiden haben, ob sie all diese normalen Leute wirklich wie Terroristen behandeln sollen. Es ist son bisschen wie diese Jammerei, aber mit Musik statt mit Elektronikkrams. Du jammst doch auch, oder?"
Manchmal vergaß ich, dass meine Freunde nicht wussten, dass Marcus und M1k3y derselbe waren. "Ja, ein bisschen", sagte ich.
"Das hier ist wie Jammen mit einem Haufen toller Bands."
"Verstehe."
Mission Burritos sind eine Institution. Sie sind billig, riesig und lecker. Stellt euch eine Röhre in der Größe einer Bazooka-Granate vor, die mit würzigem Grillfleisch, Guacamole, Salsa, Tomaten, zweifach gebratenen Bohnen, Reis, Zwiebeln und Cilantro gefüllt ist. Es verhält sich ungefähr so zu Taco Bell wie ein Lamborghini zu einem Hot-Wheels-Modell.
Es gibt ungefähr zweihundert Mission-Burrito-Filialen. Allen gemeinsam ist ihr Mut zur Hässlichkeit, mit unbequemen Sitzgelegenheiten, nur einem Minimum an Deko (ausgeblichene Mexiko-Tourismus-Plakate und gerahmte, elektrische
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