Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Titel: Little Miss Undercover - Ein Familienroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Lutz
Vom Netzwerk:
ist einfach verschwunden. Der Fall wurde uns vor zwölf Jahren übertragen; wir haben ihn ein Jahr bearbeitet, solange unser Klient die Kosten tragen konnte; im Folgejahr haben wir uns diesen Fall zwischenzeitlich immer wieder vorgenommen, kostenlos. 1997 haben wir ihn dann endgültig aufgegeben, als sämtliche Quellen versiegt waren und wir aus Personalmangel nicht weitersuchen konnten.«
    »Ihr übertragt mir die Suche nach einer Person, die seit zwölf Jahren als vermisst gilt?«, fragte ich.
    »Du sollst prüfen, ob wir eventuell etwas übersehen haben«, erklärte mein Vater.
    »Wir wissen doch beide, dass ständig zahllose Dinge übersehen werden.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Mom.
    »Ich meine, dass dieser Fall nicht zu lösen ist.«
    »Du willst ihn doch nicht ablehnen?«, sagte sie.
    Ich hätte dringend ablehnen sollen, tat es aber nicht, in der Annahme, ich könnte mit nur einer einzigen neuen Information den Job erledigen und meinen Abschied nehmen. Natürlich glaubte ich nicht, den Fall wirklich lösen zu können, keine Sekunde glaubte ich daran, Andrew Snow doch noch ausfindig zu machen – auch meine Eltern glaubten nicht daran –, aber ich glaubte, den Fall ein für alle Mal zu den Akten legen zu können.
    »Zwei Monate maximal«, sagte ich. »Danach ist Schluss.«
    »Vier Monate«, konterte Mom. Es war ja nicht das erste Mal, dass ich mit ihr schacherte. Sie ist härter als Rae. Ein bisschen würde ich ihr entgegenkommen müssen.
    »Drei Monate«, lenkte ich ein. »Das ist mein letztes Wort.«
    Als Rae hörte, dass ich Spellman Investigations bald verlassen würde, wollte sie ihre ausgeklügelte Sicht der Dinge unbedingt meinem Barkeeper Milo vortragen. Doch der schüttelte nur den Kopf, als er Rae kurz nach Ladenöffnung im Philosopher’s Club auflaufen sah.
    »Mach mir heute bloß keinen Ärger, Rae.«
    Meine Schwester setzte sich in die Mitte der freien Barhockerreihe und bestellte einen Doppelten auf Eis, den Milo bitte nicht verwässern sollte. Milo erinnerte Rae daran, dass sie Ginger-Ale trank, und schenkte ihr ein Whiskey-Glas voll, Eiswürfel inklusive. Als Rae ein paar Scheine auf die Theke knallte, schob Milo das Geld zurück.
    Dann griff er zum Telefonhörer: »Rufst du deine Schwester an oder soll ich?«
    »Ich hab eine harte Woche vor mir, Milo. Warum darf ich mich hier nicht ein bisschen erholen? Ich lass dich auch in Ruhe, versprochen.«
    »Schon klar. Ich rufe sie an.«Wie erwartet, hielt Rae wieder einen ihrer Monologe, als ich eintraf.
    »Schlimm genug, dass ich mich mit meinem fiesen Onkel herumschlagen muss. Wenn Izzy das Familienschiff verlässt, bin ich erledigt, Milo. Total erledigt. Dann hängt alles an mir. Wie soll ich das schaffen? Ich kann unser Büro doch nicht allein managen. Wer besorgt die Heftklammern und Hängemappen? Wir brauchen einen Haufen Hängemappen. Und wer macht die Buchhaltung? Ich hab da keine Lust zu. Das ist so öde. Und wer steuert den Observationsbus? Wer? Wahrscheinlich werde ich wenigstens den Führerschein haben, wenn sie mir das Büro überlassen, aber trotzdem, wer kümmert sich um all diesen öden Kram? Klar bin ich dazu in der Lage, wenn es unbedingt sein muss, aber ...«
    »Izzy, endlich!« Milo kaschierte seinen gereizten Unterton mit einem Lächeln.
    »Das hier ist meine Bar, Rae. Such dir was anderes«, sagte ich.
    »Das hier ist ein freies Land.«
    »So frei auch wieder nicht. Deinetwegen könnte Milo eine Menge Ärger bekommen.«
    »Es ist doch nur Ginger-Ale.«
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Wie konntest du mir das antun?«
    »Was?«
    »Kündigen.«
    »Normale Menschen spionieren anderen nicht hinterher. Normale Menschen überprüfen nicht die Daten ihrer Freunde. Normale Menschen stellen nicht alles und jeden unter Generalverdacht. Wir sind nicht normal.«
    »Was ist auf einmal mit dir los?«
    »Ich sehe den Tatsachen ins Auge. Mehr nicht.«
    »Hoffentlich bleibt mir das erspart«, sagte Rae, als ich sie am Kragen packte und aus der Bar schleifte. Während der Fahrt blieb sie die ganze Zeit stumm; damit übertraf sie ihren bisherigen Rekord um dreizehn Minuten.
V ERMISSTE P ERSONEN
    Privatdetektive werden nur selten mit der Suche nach vermissten Personen beauftragt. Allein die Polizei verfügt über ausreichend Mittel und Personal sowie über die legale Handhabe zur Ausschöpfung aller Möglichkeiten. Allerdings kann die Polizei ihre Fahndung nicht unbegrenzt fortsetzen, so dass manche Familien Privatdetektive mit der weiteren

Weitere Kostenlose Bücher