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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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inzwischen bemerkt und begriffen, was sie vorhatten, doch das hielt ihn nicht davon ab, weiterzusingen und zu grölen. Genauer gesagt, er sang sie jetzt direkt an, verhöhnte sie, beugte sich vor und brüllte in voller Lautstärke: » NAKED ! NAKED ! NAKED ! NAKED !« – und ich wusste, dass William recht hatte. Es war sinnlos, ihn aufzuhalten.
    »Was bedeutet F-Troops?«, fragte ich William, nur um irgendetwas zu sagen.
    »Fußball-Hooligans, Millwall-Fans. Starr nicht zu ihnen rüber.«
    Ich schaute weg. »Kommen sie durch die Tür?«
    »Sie versuchen es …«
    Ich hörte die Tür rappeln … dann einen Faustschlag gegen das Glas. Ich hörte, wie Curtis lachte … und dann wieder grölte.
    » NAKED ! NAKED ! NAKED ! NAKED !«
    »Die Verbindungstür ist abgeschlossen«, sagte William.
    »Was werden sie tun?«
    »Auf die nächste Station warten.«
    » NAKED ! NAKED !«
    Weitere Faustschläge gegen die Tür. Rufe drangen herüber: »Du Wichser! Du bist tot! Scheiß tot! Ihr alle! Scheiß tot!«
    » NAKED ! NAKED !«
    Und dann spürte ich, wie der Zug langsamer wurde … wir fuhren in eine U-Bahn-Station ein. Ich war wie versteinert.Mir war schlecht. Jeden Moment würden die Türen aufgehen, die Skinheads herausspringen, über den Bahnsteig rennen, in unseren Wagen springen …
    Ich schaute nach unten auf meine Hände.
    Sie zitterten.
    »Wartet am Bahnhof London Bridge auf mich«, hörte ich William sagen.
    Ich sah ihn an. Er war aufgestanden und beobachtete die Skinheads, wie sie sich um die Tür ihres Waggons sammelten und darauf warteten, dass der Zug hielt.
    »Was?«, fragte ich.
    William lächelte. »Wartet einfach am Bahnhof London Bridge auf mich, okay?«
    »Was hast du vor ?«
    Doch der Zug hatte jetzt angehalten und William stand schon an der Tür. Curtis grölte noch immer wie ein Idiot …
    »I’M NAKED ! YOU ’ RE NAKED ! WE ’ RE ALL FUCKING NAKED !«
    … und ich war zu verängstigt und durcheinander, um irgendetwas zu tun. Ich konnte nur dasitzen und zusehen, wie die Türen mit einem müden Zischen aufgingen und William – unfassbar! – auf den Bahnsteig trat und langsam auf die Skinheads zuging, die aus ihrem Wagen drängten und zu unserem rannten. Und ich dachte, das war’s für ihn. Die Skinheads würden auf ihn losgehen, ihn niederschlagen und ihn zusammentreten – und dann würden sie weiterrennen zu unserem Wagen. Doch als William auf sie zutrat, freundlich lächelnd und mit erhobenen Händen, sah ich, wie die vorderen Skinheads kurz zögerten und ein wenig irritiert wirkten. Und mehr brauchte William nicht. Er sagte etwas zu dem ersten – einem riesenhaften jungen Kerl mit links undrechts auf die Stirn tätowierten Hörnern –, und auch wenn ich durch den widerhallenden Lärm der U-Bahn-Station nichts verstand, sah ich doch den Effekt, den Williams Worte auf den Skinhead hatten. Er erstarrte eine Sekunde lang, aber fast im selben Moment stieg ihm die Wut in die Augen und er spuckte William ins Gesicht. William reagierte überhaupt nicht. Er stand nur da und sah zu, wie sich der vordere Skinhead zu den andern umdrehte und sie auf William zeigend anbrüllte, offenbar um zu erklären, was dieser Typ da gerade gesagt hatte. Ihre Reaktion war die gleiche – ein plötzliches Anschwellen von Hass –, und genau in dem Moment, als sie sich alle drohend auf William zubewegten, rührte er sich. Es ging so rasend schnell, dass die Bewegung kaum zu sehen war. Er hatte den Riesen von Skinhead an den Schultern gepackt, sprang in die Luft und rammte ihm die Stirn ins Gesicht. Und danach – ehe die andern ein Chance hatten, ihn zu erwischen – sprang er zur Seite, donnerte dem zweiten Skinhead einen Schlag zwischen die Beine und rannte über den Bahnsteig davon.
    Die Zugtüren schlossen, doch die Skinheads kümmerten sich nicht darum. Sie hatten Curtis vollkommen vergessen. Der Riese stolperte umher und hielt sich sein Gesicht, seine gebrochene Nase, überall rann Blut. Der Zweite war auf die Knie gesunken und stöhnte und fluchte vor Schmerz. Und der Rest des Trupps rannte jetzt über den Bahnsteig hinter William her. Als der Zug anfuhr, stand ich auf und lief an die Tür, um zu sehen, ob William es schaffte. Der Zug beschleunigte, ratterte und dröhnte auf den Tunnel zu, und als er an der jagenden Skinheadmeute vorbeifuhr, sah ich, wie sie sich im Laufen etwas zuschrien und brüllten und nach oben zeigten … und dann, ein, zwei Sekunden später, gerade alsder Zug in den Tunnel einfuhr, erhaschte

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