Lob der Faulheit
und die jeweiligen Statussymbole, das heißt Häuser, Autos, Designerkleidung, Fernreisen, Home-Cinema, teure und häufig wechselnde Einrichtungen und was sonst noch angesagt ist. Davon versprechen sie sich Glück, Freiheit und Geborgenheit, obwohl wir gesehen haben, dass Glück andere Voraussetzungen hat, Freiheit nicht zu kaufen ist und Geld weder vor Tod, Krankheit oder Einsamkeit schützen kann.
Der Glaube an diese Illusionen ist ungebrochen. Aronson berichtet, dass sehr viele Menschen regelmäßig falsch einschätzen, was sie glücklich machen wird. Die Motivation amerikanischer Studienanfänger besteht meist darin, später so viel Geld wie möglich zu verdienen. Das dürfte bei uns nicht anders sein.
Der Mythos, dass Geld glücklich macht, lebt fort. In Wirklichkeit machen Banknoten und Münzen weder glücklich noch unglücklich. Das darf man nicht verwechseln mit der Befriedigung der Grundbedürfnisse. Geld jedenfalls ist einfach ein Zahlungsmittel. Das ist eigentlich eine Binsenweisheit. Aber
wie viele andere Selbstverständlichkeiten ist auch diese offenkundige Tatsache nicht im Bewusstsein der Menschen verankert. Sie schreiben materiellen Dingen Eigenschaften zu, die diese nicht besitzen. Am deutlichsten wird dies bei Amuletten. Ein Talisman kann kein Glück bringen. Wie sollte er dies tun? Trotzdem ist dieser Aberglaube weit verbreitet. Genauso hat Geld für viele einen irrationalen Zauber.
Erinnern Sie sich noch an Epiktets Erkenntnis, dass nicht die Dinge Menschen beunruhigen, sondern ihre Meinung darüber? In Abwandlung dieses Satzes kann man sagen: Weder Geld noch andere Dinge beglücken Menschen, sondern ihr Glaube daran. Wie wäre es sonst zu erklären, dass MillionärInnen depressiv werden und sich umbringen? Sie kennen alle die entsprechenden Berichte aus der Regenbogenpresse. Bildschöne, erfolgreiche und im Geld schwimmende Menschen enden irgendwo einsam in einem Hotelzimmer. Konnten ihre Häuser, ihre Designerkleidung, ihre Luxusautos, ihre edlen Einrichtungen sie davor schützen?
Epiktets Weisheit ist 2.000 Jahre alt. Dennoch hat die Masse der Menschen ihr Bewusstsein noch nicht wesentlich weiterentwickelt. Es wäre wichtiger, in die Seele zu investieren als in Aktien.
Es trifft jedoch zu, dass die Grundbedürfnisse des Lebens gestillt werden müssen, damit Glück möglich wird. Wer hungern muss, kein Dach über dem Kopf hat oder in einem Kriegsgebiet lebt, entbehrt die Basis eines zufriedenen Lebens. Auch deshalb ist eine bedarfsdeckende Grundsicherung für alle, die ohne Schikanen und Zwangsandrohungen gewährt wird, so wichtig.
Sonst haben Menschen das Gefühl, die Ressourcen seien knapp und sie müssten um ihr Überleben kämpfen, koste es, was es wolle. Sie sind dann bereit, ihre Gesundheit und ihr Glück zu opfern, verhalten sich rücksichtslos gegenüber anderen und schrecken auch vor Straftaten wie Steuerhinterziehung nicht zurück.
Sobald die Grundbedürfnisse abgesichert sind, steigert Geld das Wohlbefinden nicht mehr. Seit 1940 ist der Lebensstandard in den USA enorm gewachsen. Aber die Lebenszufriedenheit ist nicht größer geworden. Daraus lässt sich schließen, dass wir den Energieverbrauch, den Konsum und den Abbau der Ressourcen einschränken könnten, ohne unglücklich zu werden. Das Einzige, was uns daran hindert, ist der Aberglaube, wir bräuchten ständig mehr materielle Dinge. Diese Illusion teilen wir mit Drogenabhängigen. Obwohl Drogen kein geeignetes Mittel gegen Depressionen und keinen Ersatz für ein glückliches Leben bieten können, meinen die Süchtigen, den Stoff unbedingt zu brauchen und gehen dafür in Extremfällen sogar über Leichen. Jeder Außenstehende, der dieser Sucht nicht verfallen ist, erkennt den Wahnsinn sofort.
Unsere Gesellschaft setzt bisher unerschrocken ihren Irrweg fort. Kleine kosmetische Korrekturen ändern nichts daran. Sie unternimmt sogar alles, um das Tempo noch zu erhöhen. Auch dieses Verhalten teilt sie mit Drogenabhängigen. Die Dosis muss ständig erhöht werden, damit der Kick anhält. Lassen Sie uns die drei Glücksfaktoren durchgehen und Sie werden sehen, dass die meisten in die falsche Richtung laufen.
Befriedigende soziale Beziehungen machen glücklich. Doch die Vereinzelung der Menschen schreitet voran. Aronson berichtet,
dass 1985 noch 75 Prozent der Amerikaner einen engen Freund hatten, mit dem sie über alles sprechen konnten. 20 Jahre später waren es nur noch 50 Prozent. Das
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