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Lobgesang auf Leibowitz

Lobgesang auf Leibowitz

Titel: Lobgesang auf Leibowitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter M. jr. Miller
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fortschritt, wurde Francis den Eindruck nicht los, als lächelte das Gesicht der Holzstatue ein irgendwie bekanntes Lächeln. Er zeichnete es so, und das Gefühl der Vertrautheit nahm zu. Trotzdem wußte er nicht, wo er das Gesicht schon einmal gesehen hatte, konnte sich nicht erinnern, wer so ironisch gelächelt hatte.
    »Nicht schlecht. Wirklich gar nicht schlecht!« meinte Fingo zu seinen Skizzen.
    Der Schreiber zog die Schultern hoch. »Ich werde das Gefühl nicht los, daß ich ihn irgendwo schon einmal gesehen habe.«
    »Nicht hier in der Gegend, Bruder. Nicht in unserer Zeit.«
     
     
    In der Adventszeit wurde Francis krank, und es vergingen einige Monate, bevor er die Werkstätte wieder besuchte.
    »Das Gesicht ist fast fertig, Francisco«, sagte der Holzschnitzer. »Wie findest du es jetzt?«
    »Ich kenne ihn!« brachte Francis mühsam heraus und starrte auf die zugleich heiter und traurig wirkenden faltigen Augen, auf den Anflug eines ironischen Lächelns in den Mundwinkeln – irgendwie fast zu vertraut.
    »Du kennst ihn? Wer ist es denn?« wollte Fingo wissen.
    »Nun, es ist… ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, daß ich ihn kenne, aber…«
    Fingo lachte. »Du erkennst nur deine eignen Skizzen wieder«, schlug er als Erklärung vor.
    Francis war davon nicht so überzeugt. Er wußte nach wie vor nicht ganz genau, wo er das Gesicht schon gesehen hatte. Das spitze Lächeln schien nach einem Hmm – hnnn! auszusehen.
    Der Abt jedoch fand das Lächeln schändlich. Obgleich er die Fertigstellung der Arbeit erlaubte, erklärte er, niemals zuzulassen, daß es für den ursprünglich geplanten Zweck verwendet würde, daß es in der Kirche nicht aufgestellt werden würde, sollte die Heiligsprechung des Seligen je erreicht werden. Als die ganze Statue viele Jahre danach vollendet war, ließ sie Arkos in einem Gang des Gastbaues aufstellen, überführte sie jedoch später in seine Studierstube, nachdem ein Besucher aus New Rome vor ihr zusammengezuckt war.
     
     
    Langsam, mühsam machte Bruder Francis die Lammhaut zu einem Spiegel der Schönheit. Sein Vorhaben hatte sich in der Kopierstube herumgesprochen, und die Mönche versammelten sich oft um seinen Tisch, um die Arbeit zu beobachten und Beifall zu murmeln. »Göttliche Eingebung!« flüsterte jemand. »Sie ist offenbar genug. Es könnte der Selige gewesen sein, den er da draußen getroffen hat.«
    »Ich verstehe nicht, warum du deine Zeit nicht mit etwas Nützlichem verbringst«, nörgelte Bruder Jeris, dessen sarkastische Witzeleien sich im Lauf der Jahre an den geduldigen Antworten von Bruder Francis erschöpft hatten. Der Spötter hatte seine eigne Freizeit dazu verwendet, aus ölgetränkter Seide Lampenschirme für die Kirche zu verfertigen und zu verzieren. Dadurch zog er die Aufmerksamkeit des Abtes auf sich, der ihm bald die Verantwortung für die Daueraufträge übertrug. Wie die Rechnungsbücher bald bestätigten, war die Beförderung von Bruder Jeris zu Recht erfolgt.
    Der Meisterschreiber Bruder Horner erkrankte. Binnen Wochen wurde deutlich, daß der wohlgelittene Mönch auf seinem Sterbebett lag. Die Totenmesse sang man zu Beginn der Adventszeit. Die sterblichen Reste des frommen alten Meisterschreibers wurden der Erde ihres Ursprungs übergeben. Während die Gemeinschaft ihre Trauer durch Gebete ausdrückte, bestellte Arkos unauffällig Bruder Jeris zum Meister der Kopierstube.
    Einen Tag nach seiner Ernennung teilte Bruder Jeris dem Francis mit, daß er es für angebracht hielte, die kindische Beschäftigung beiseite zu legen, um endlich anzufangen, wie ein Mann zu arbeiten. Gehorsam wickelte der Mönch sein wertvolles Werk in Pergament, schützte es durch schwere Bretter, stellte es weg und begann in seiner Freizeit Lampenschirme aus Ölhaut zu verfertigen. Er murmelte keinen Widerspruch, sondern begnügte sich mit der Vorstellung, daß eines schönen Tages die Seele des teuren Bruders Jeris den gleichen Weg nehmen werde wie die Seele Bruder Horners, um jenes Leben anzutreten, zu welchem diese Welt nur als Vorbereitung dient. Er könnte es in ziemlich zartem Alter antreten, sah man ihn so antreiben, toben und sich totarbeiten. Darauf könnte Francis, so Gott will, wieder erlaubt werden, an seiner geliebten Handschrift weiter zu arbeiten.
    Indessen griff die Hand der Vorsehung schon eher in die Angelegenheit ein und ohne die Seele Bruder Jeris’ zu seinem Schöpfer zu versammeln. Während des Sommers, der seiner Ernennung zum Meister folgte,

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