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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Wälder um Hilfe gebeten, wenn irgend möglich. Die Antwort mit dem Versprechen einer Unterstützung, die noch nicht genauer festgelegt war, wurde bereits von schnellen Flügeln überbracht, und darin eingebettet
lag Jin Li Tams Anfrage: Mein Sohn ist krank von den Geburtspulvern; kannst du ihn heilen?
    All das hätte sie erleichtern sollen, dachte Jin. Doch ihre Hoffnung hatte sich gewandelt. Sie wusste nicht, wie sie es beschreiben sollte. Etwas anderes war aus ihrer Hoffnung geworden – etwas Nagendes. Etwas, dem als stetiger Begleiter die Angst zur Seite stand.
    »Edle Dame Tam?«
    Eine sanfte Stimme erschreckte sie, und sie blickte auf. Eine junge Frau in schlecht passender Rüstung stand mit traurigen Augen vor ihr, ihr wirres braunes Haar von einem Helm bedeckt, der ihr zu groß war, eine riesige silberne Kriegsaxt in den schlammigen Händen. Ihr Gesicht war mit Asche und Schmutz beschmiert. Zwei Zigeunerspäher begleiteten sie.
    Jin Li Tam blinzelte. Sie hat sich in der kurzen Zeit verändert. »Winters?«
    Winters machte einen Knicks. »Es ist schön, Euch zu sehen.«
    Die Augen des jungen Mädchens hatten sich am meisten verändert. Jenseits der Traurigkeit war dort etwas anderes verborgen. Angst? Unsicherheit? Ja , erkannte Jin Li Tam, aber auch noch etwas Tiefergreifendes . Etwas, das ihr vertraut und verstörend zugleich vorkam.
    Verrat . Ein niederträchtiges, tödliches Unkraut wuchs in ihrem Volk und bedrohte sie alle.
    Jin Li Tam neigte den Kopf. »Es ist auch schön, Euch zu sehen. Habt Ihr etwas Neues in Erfahrung gebracht?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Meine Armee durchkämmt die gesamten Sumpflande, dreht jeden Stein um, um die Wurzel dieses Übels zu finden, das über uns hereingebrochen ist. Und Ihr?«
    Auch Jin Li Tam schüttelte den Kopf. »Nichts, das Ihr nicht schon wisst. Verstärkungstruppen sind unterwegs. Die ersten paar Angriffe haben besonders von den Waldläufern hohen Tribut
gefordert. Diese Plänkler kämpfen ohne Selbsterhaltungstrieb; sie kämpfen, bis sie fallen.«
    Winters seufzte, und ihre Stimme klang verloren. »Das sind die Blutmagifizienten. Schon bevor sie sie anwenden, wissen sie, dass sie nicht überleben werden.«
    Keine der beiden hatte die Späher unter dem Einfluss der Blutmagifizienten kämpfen sehen, aber über die Äcker aus Fleisch und Knochen, auf denen sie ihre Ernte eingebracht hatten, waren sie beide schon gegangen. Jin Li Tam fühlte den Schmerz des Verlustes, als sie an die Nacht zurückdachte, in der Winters gezwungen worden war, ihren Thron zu besteigen. Und nun kam sie gerade vom Begräbnis der toten Androfranziner aus dem päpstlichen Sommerpalast, während ihre Lande sich auf eine Invasion vorbereiteten. Sie saß kaum auf dem Thron und wurde schon von innen und außen bedroht.
    Jakob hörte auf zu trinken. Jin Li Tam richtete ihr Hemd und ihren Umhang und legte sich das Kind auf die Schulter, um ihm sanft auf den Rücken zu klopfen, bis es die Luft ausstieß. »Ich habe Meirov nicht gesagt, dass ich Euch mitbringe«, sagte sie. »Ich denke, es ist besser so. Als Angehörige der Bundschaft der Wälder steht Ihr unter meinem Schutz.«
    Winters schluckte und nickte. Sie trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, und Jin sah die Unentschlossenheit in ihrer Körperhaltung. Sie will etwas fragen, weiß aber nicht, wie.
    Jin bemerkte, wie das Gesicht des Mädchens langsam rot wurde, noch während der Blick ihrer braunen Augen forthuschte. »Gibt es …« Sie hielt inne. »Gibt es Neuigkeiten von Neb?« Winters blickte wieder auf, um Jin Li Tam einen Augenblick lang anzusehen, und die Röte stieg ihr noch stärker in die Wangen. »Ich weiß, dass er verschollen ist und dass Aedric ihn sucht.«
    Natürlich. Der Junge. Jin Li Tam versuchte, sich zu einem Lächeln zu zwingen, stellte aber fest, dass es ihr nicht gelang. »Ich lasse eine ganze Einheit nach ihm suchen. Ich weiß, dass es
ihm gut ging, als er Aedric verlassen hat, um Isaak und den anderen Mechoservitor zu verfolgen.« Sie war sich nicht sicher, was sie noch sagen sollte. Dies waren schlechte Zeiten für die Liebe; ein bitterer Boden, um darauf zu gedeihen. Und wegen der Wochen, die Rudolfo inzwischen fort war, um ein Heilmittel für Jakob zu suchen – während denen lange Zeiträume ohne eine Nachricht ihres Mannes vergangen waren –, kannte sie den scharfen Biss der Sorgen, die an der jungen Sumpfkönigin nagten. Ich sollte etwas sagen, um sie zu trösten. »Ich weiß, dass Neb Euch

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