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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Androfranziner im päpstlichen Sommerpalast.«
    Der General von Turam meldete sich zu Wort. »Wir haben drei Karawanen verloren, die unterwegs zu Eurer neuen Bibliothek waren und auf der Straße liegen gelassen wurden, um zu verfaulen. « Sein Blick verengte sich, und er wandte sich plötzlich an Winters. »Diese Resurgenten … was sind es für welche?«

    Winters blickte zu Jin Li Tam und ihren Händen. Haltet Eure Antwort kurz.
    Sie schluckte und schmeckte plötzlich Erde und Eisen in ihrem Mund. »Es sind Y’Ziritische Resurgenten.«
    Sie hörte, wie alle nach Luft schnappten. Meirov starrte sie einen Moment lang an, dann hatte sie sich wieder im Griff und richtete ihren Blick auf Jin Li Tam. »Genau das haben wir befürchtet. Auf den Toten waren seltsame Zeichen.« Entschlossenheit und Bitterkeit nisteten sich wieder in Meirovs Stimme ein. »Ein Grund mehr für eine entschlossene Erwiderung durch alle Häuser der Benannten Lande, ehe diese Gewalt weiter anwächst.«
    Jin Li Tams Stimme war nun beschwichtigend und vertrauenerweckend. »Unsere Erwiderung ist entschlossen«, erklärte sie. »Ich habe Winters unsere Unterstützung zugesagt; wir werden ihr dabei helfen, diese Bedrohung gegen uns aufzuspüren und damit fertigzuwerden, indem wir mit ihrer Armee zusammenarbeiten – und nicht, indem wir in ihre Gebiete einmarschieren. «
    Meirov starrte Jin Li Tam an. »Unsere Bundschaft mit dem Wald ist im besten Fall angespannt, edle Dame Tam. Es ist nicht unbemerkt geblieben, dass Euer Haus das einzige ist, das durch Windwirs Fall einen Vorteil erlangt hat – oder dass Euer Haus in diesem jüngsten Verrat ohne einen Kratzer davongekommen ist. Wenn Ihr uns hier von unserer Arbeit abhaltet, wird Pylos das als Aufkündigung der Bundschaft verstehen.«zu
    Der General neben ihr nickte. »Turam ebenso.«
    »Das«, sagte Jin Li Tam, »wäre höchst bedauerlich.« Sie pfiff leise, und die Zigeunerspäher sammelten sich um sie. »Ich denke, wir haben diese Verhandlungen so weit geführt, wie es uns im Augenblick möglich ist. Ich würde weitere Verhandlungen unter ruhigeren Umständen willkommen heißen. Ich hoffe, dass Ihr …«
    Aber Meirov unterbrach sie, ihre Stimme kalt und gemessen.
»Wir haben nicht die Absicht, weiter zu verhandeln. Wenn Ihr Euch unserer Aufgabe in den Weg stellt, werden wir davon ausgehen, dass Ihr mit dem Sumpfvolk gemeinsame Sache macht, und es wird Krieg zwischen uns geben.«
    Jin Li Tam wendete ihr Pferd langsam, und Winters bemerkte die sorgfältigen Berechnungen, die sich im Stillen hinter ihren Augen abspielten. »Wir sind nicht gekommen, um Krieg zu führen, sondern um den Frieden zu halten.« Dann verengten sich Jins blaue Augen, und plötzlich wurde auch ihre Stimme kühl. »Aber wenn Ihr meine Armee angreift oder weiter nach Norden in die Sumpflande vordringt, werden wir Euch mit unseren Messern entgegentreten, Meirov. Euer Verlust tut mir leid – es ist ein schreckliches Verbrechen, und ich kann mir die Stärke Eurer Wut und Eures Leids nur vorstellen –, aber dies sind schwierige Zeiten in unserem Land, und Ihr müsst Euch die Frage stellen: Gibt es einen besseren Weg, den wir einschlagen können?«
    Winters wollte gerade ebenfalls ihr Pferd wenden, aber plötzlich kam es ihr vor, als müsse sie etwas sagen, irgendetwas, trotz Jin Li Tams Empfehlung. Unwillkürlich runzelte sie die Stirn, und noch während sie den Mund öffnete, spürte sie, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, die ihre ersten Worte beinahe erstickten. »Euer Verlust bricht mir das Herz, Königin Meirov, und meine Seele ist der Gerechtigkeit für all jene verpflichtet, die durch dieses Übel so schwer misshandelt wurden.«
    Aber Meirov erwiderte nichts. Es waren ihre Augen, die sprachen.
    Während sie sich umwandten und langsam von der Lichtung ritten, schluckte Winters ein Schluchzen hinunter und fuhr sich rasch mit der Hand über die Wangen, um die Tränen abzuwischen, die sie nicht mehr zurückhalten konnte.
    Sie ritten schweigend zurück ins Lager, und Winters versuchte die Erinnerung an Jakobs kleines Gesicht wieder heraufzubeschwören, an seine winzigen Hände, an seinen Geruch und die
Art, wie sein Mund im Schlaf geblubbert hatte. Als sie ihn gehalten hatte, war das der friedlichste Moment gewesen, den sie seit Wochen erlebt hatte, aber diese Erinnerung entzog sich ihr nun. Inmitten dieses Ansturms von Kummer konnte sie sie weder finden noch festhalten.
    Stattdessen war alles, was sie sah, der

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