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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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schon bald herausfinden«, sagte Aedric. »Wir reiten bei Morgendämmerung zu Sanctorum Lux.«
    Er weiß, dass ich nicht alles sage. Neb wandte sich ab, seine Wangen waren heiß.
    Es erzwingt eine Erwiderung. Eine geheime Erwiderung, um die Feinde des Lichts zu verwirren – jene, die es auslöschen wollten. Jene, die Windwir vernichtet hatten. Jene, deren Augen und Ohren nun auf den Benannten Landen lagen, auch wenn Neb nicht sicher war, woher er das wusste. Er spürte es einfach, und er vertraute seinem Gefühl.
    Dieser Ort hat mich verändert.
    Und plötzlich wusste Neb, dass er sich Aedric nicht anschließen würde – dass seine Zeit bei den Zigeunern genauso schnell vorüber war, wie sie begonnen hatte. Stattdessen würde er zu dem eisernen Deckel zurückkehren, die Ziffernfolge ergründen und die Quelle des Traums an sich nehmen. Er würde von Renard die Gepflogenheiten der Ödlande lernen und dem Traum folgen, bis er ihn in die Heimat führte. Auf nichts anderes kam es an. Nicht auf Winters, nicht auf seine Ersatzheimat bei den Zigeunern, und auch nicht auf seine Zukunft als Offizier der Waldbibliothek. Er spürte es in seinen Füßen, die auf dem verheerten Boden standen.
    Voll und ganz gab er sich diesem Ruf hin und löste sich erst wieder davon, als die anderen sich langsam entfernten und ihn mit Aedric und Renard alleine ließen. Es war Aedrics Hand auf seiner Schulter, die ihn schließlich in die Gegenwart zurückholte.
    »Ruh dich aus«, sagte der Erste Hauptmann. »Es gibt warmes Essen im Lager der Tam, und bei den Männern bekommst du eine neue Uniform. Morgen steht uns ein langer Ritt bevor.«
    Neb schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht mit Euch gehen.«
    Aedrics Blick verengte sich. »Du bist ein Offizier der Zigeunerspäher, Leutnant Nebios, und du wirst morgen als ein solcher mit uns reiten.«
    Ich bin Nebios ben Hebda, der Heimatsucher , dachte er. Er schüttelte abermals den Kopf. »Richtet Rudolfo aus, dass es mir leidtut«, sagte er, »und dass ich dankbar für alles bin, was er getan hat.« Dann begegnete er Aedrics Blick, und diesmal wandte er sich nicht vor dem Zorn ab, den er dort sah. »Ich bin auch Euch dankbar.«
    Langsam griff Neb unter seinen Arm, band den zerfledderten Schal los, der dort hing, um seinen Rang anzuzeigen, und reichte ihn Aedric.
    Der Erste Hauptmann nahm ihn entgegen. »Du machst einen Fehler, Junge.«
    »Es wäre ein Fehler, wenn ich bleiben würde«, erwiderte Neb, und selbst er konnte die Stärke in seiner Stimme hören, als er es sagte.
    Aedric musterte ihn nachdenklich und nickte schließlich. »Ich werde deine Nachricht dem General persönlich überbringen.« Sein Blick wurde weicher. »Und hast du an das Mädchen gedacht, an deine junge Königin?«
    Neb schluckte. Das war sein eigenes Opfer für den Traum. »Sagt ihr, dass ich gerufen wurde, unsere Heimat zu finden.«
    Aedric warf ihm einen letzten Blick zu, nickte noch einmal und ging ohne ein weiteres Wort weg.
    Renard lächelte ihn an. Sie waren jetzt allein. »Du hast es also gehört«, bemerkte er.
    Neb blinzelte. »Du hast es auch gehört?«
    »Nein«, sagte Renard. »Aber dein Vater.«
    »Ich muss wieder dorthin zurückkehren«, verkündete Neb.
    Renard nickte. »Das werden wir. Ich kann nicht laufen, aber ich kann reiten.«
    Neb blickte sich im Lager um. Er würde sich irgendwann von
Isaak verabschieden und ihm im Geheimen das Gedächtnisregister geben müssen, das sein metallener Vetter für ihn bestimmt hatte. Und er wollte mit den Männern essen. Aber danach freute er sich darauf, die Wurzel zu kauen und die Beine zu strecken.
    Die Geschichte dieses Landes durch seine Füße in sich aufzusaugen, während er auf das vergrabene Lied zulief.
    Seine Berufung regte sich in ihm, und Nebios Heimatsucher spürte seine Freude darüber und lächelte.
    Jin Li Tam
    Jin Li Tam kämmte ihr langes Haar aus und beobachtete, wie Winters ihren Sohn hielt. Ihre anfänglichen Ängste vor dem Neugeborenen waren verflogen, und die gleichen Instinkte, die Jin als neue Mutter leiteten, leiteten auch das junge Mädchen beim Entdecken eines der Wunder, die ihr Körper eines Tages erschaffen konnte. Sie sah zu und zwang sich zu einem Lächeln.
    Mein Sohn ist gerettet; ich sollte mich nicht zur Freude zwingen müssen. Aber das musste sie. Sie sah ihre Hände auf den Füßen der Königin des Machtvolks und hörte, wie ihre Stimme brach, als sie um das Leben ihres Sohnes bettelte. Es war beschämend gewesen und erleichternd

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