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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Rest der Wurzel auf den Boden, machte seinen Wasserschlauch los und nahm einen großen Schluck. Er fühlte sich durch und durch lebendig, und das ging so seit jener Nacht, in der er in dem Ring aus gläsernen Bergen dem Lobgesang gelauscht hatte. Nachdem er Sanctorum Lux wieder verschlossen und hinter sich gelassen hatte, hatte er seine erste Nacht allein in den Mahlenden Ödlanden verbracht, sein Ohr auf den eisernen Deckel gepresst, der die Quelle des Traums der Metallmänner versiegelte. Am nächsten Morgen war er erfrischt aufgewacht und hatte eine kleine, verborgene Quelle entdeckt, an der er seinen Wasserschlauch wieder aufgefüllt und in der er gebadet hatte. Anschließend war er zu einem Lauf zu
D’Anjites Brücke aufgebrochen und hatte die Strecke in einem Stück zurückgelegt.
    Ein Luftzug erhob sich am Fuß der Brücke, als er sich näherte, und Neb spürte die Bewegungen von magifizierten Spähern um sich. Ein kleiner brauner Vogel flog aus einem unsichtbaren Gürtelkäfig und schoss über die Schlucht zum Netz des Wachhauptmanns, ehe jemand etwas sagen konnte.
    »Hauptmann Aedric wird dich sehen wollen«, sagte ein Zigeunerspäher.
    Neb nickte. »Ich muss mit ihm sprechen.« Er beobachtete, wie das Lager zum Leben erwachte, als die Nachricht dort ankam, und er glaubte, an einer Stelle Aedric zu erkennen. »Geht es Renard und Isaak gut?«
    »Ja. Unser Arzt hat dem Ödlandführer eine Schiene verpasst und eine Krücke, damit er laufen kann. Der Androfranziner kümmert sich um Isaaks Bein.«
    Der Androfranziner? Er wunderte sich, fragte aber nicht nach.
    Ein weißer Vogel flog aus dem Lager auf und wurde von einem Sack verschluckt, den Neb nicht sehen konnte. Aber er erinnerte sich sehr gut an diesen Teil der Ausbildung. Wie man einen Vogel fing und die Knoten las, die in das Garn geknüpft waren.
    »Dann lasst uns gehen«, sagte die Stimme und bewegte sich über die Brücke. »Späher, bewacht den Posten. Ich bringe ihn hinein.«
    Neb folgte ihm. Sie liefen über die Brücke, und die unmagifizierten Wachen am anderen Ende traten vor ihnen zur Seite. Im Lager sah Neb Zigeunerspäher, die sich unter eine Handvoll Männer und Frauen mischten, die in die Seidengewänder der Smaragdküste gekleidet waren.
    Der Zigeunerspäher schien seinen Gesichtsausdruck gesehen zu haben. »Das Haus Li Tam«, sagte er, »hat Charles auf Bitten von General Rudolfo auf dem Seeweg hierhergebracht.«
    Neb blinzelte. »Vater Charles ist hier?« Dann war er der
Androfranziner, der Isaaks Bein reparierte. Neb hatte den alten Erzmaschinisten oft in der Großen Bibliothek gesehen, wo er inmitten seiner mechanischen Schöpfungen gebastelt hatte, und einmal hatte er sogar gehört, wie der alte Mann über das Wesen des Lichts in Bezug auf die mechanischen Studien referierte.
    »Er ist wegen des Metallmanns und Sanctorum Lux hierhergekommen«, sagte eine weitere Stimme. Neb blickte auf und sah Aedric näher kommen. »Wir haben sie zufällig unterwegs getroffen, als wir auf der Suche nach dir und Isaak waren.«
    Er legte seine Arme um Neb und drückte ihn. »Geht es dir gut, Junge? Wo ist dein metallener Freund?«
    Besser als gut. Wieder hörte er das Lied hinter sich. »Er ist …« Er suchte nach dem richtigen Wort. Konnte ein Automat tot sein? »Er hat sich zerstört. Ich habe ihn in Sanctorum Lux gelassen. «
    Aedrics Blick weitete sich, und nun wurde sich Neb der anderen bewusst, die sich um sie versammelten. Er sah, wie Charles näher kam, und hinter ihm hinkte Renard auf seiner Krücke heran. »Dann hast du es gefunden?«
    Neb nickte, dann schluckte er. Er sah den Funken der Hoffnung in Aedrics Augen aufleuchten und wieder erlöschen, als der Zigeunerhauptmann die Verzweiflung sah, die zweifellos in Nebs Gesicht geschrieben stand. »Es ist zerstört. Sie haben es alles verbrannt. «
    Aedric zuckte zusammen. »Wer?«
    Neb blickte zu Vater Charles. »Es waren die Mechoservitoren.«
    Der Androfranziner runzelte die Stirn. »Das ist nicht möglich. Es liegt gänzlich außerhalb ihrer Befehlsstruktur.«
    Neb dachte an das Lied und den Traum, den es gebar. Soll ich ihnen davon erzählen? Doch wenn er ihnen davon erzählte, würde es damit nicht getan sein, deshalb sagte er nichts, obwohl ein Teil von ihm traurig darüber war, ihnen die Wahrheit vorenthalten zu müssen. Neb blickte auf und sah, wie Aedric ihn musterte. Der
Erste Hauptmann nickte leicht, als sich ihre Blicke begegneten, und zog die Augenbrauen zusammen. »Wir werden es

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