Lobgesang
zusammensitzen, Winters in der Mitte, wo sie sich leise unterhielten und zusätzlich eine Zeichensprache benutzten, die Neb nicht kannte. Sie befanden sich in verschiedenen
Stadien der Ungepflegtheit, wie es ihrer Art entsprach. Die Asche und der Schmutz, den sie sich auf die Haut und ins Haar rieben, verliehen ihnen ein unbändiges und wildes Aussehen, das die meisten Leute veranlasste, sich von ihnen fernzuhalten. Ihre gertenschlanke Königin wirkte verwirrt und neugierig, und ihr Blick leuchtete, als sie ihn erkannte. Sie ließ ihre Hände sinken und erhob sich.
»Nebios«, fragte sie, »was ist los? An der Tür sind Wachen, die uns nicht hinauslassen wollen.«
Neb schluckte wieder und nickte langsam. »Wir müssen uns unterhalten«, sagte er, während sein Blick zu der kleinen Gruppe von Dienern wanderte, die sie umringten. »Und anschließend wünscht Rudolfo, dass du ihn in seinem Arbeitszimmer aufsuchst. « Die Worte fühlten sich unbeholfen an. »Draußen wartet mein Halbtrupp, um dich zu eskortieren.«
An dieser Stelle verengte sich ihr Blick, und Neb fragte sich, was sie gerade in seinem Gesicht las. Was immer es war, ihre Nasenlöcher weiteten sich, und ihre Augen wurden groß, als ihr der Ernst seines Gebarens bewusst wurde. Sie schaute hinüber zu ihren Leuten, und Neb folgte ihrem Blick. Sofort wandten sie die Augen ab und rutschten in der Stille unbehaglich herum. In Winters’ Stimme lag ein Hauch von Panik, der ihn überraschte, als hätte sie die finsteren Neuigkeiten schon vorausgesehen. »Was ist passiert, Nebios?«
Er ging tiefer in das Zimmer hinein und öffnete eine der vielen Türen, die zu den einzelnen Schlafräumen der Unterkünfte führten. Winters folgte ihm, und Neb zog die Tür hinter ihnen zu. Er stand dicht bei ihr, ohne recht zu wissen, was er sagen oder wie er sich verhalten sollte.
Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Und plötzlich, in dem Wissen, dass sie unter sich waren, verlor er nur einen Augenblick lang die Kontrolle über das Schluchzen, das ihm im Hals feststeckte, und über die Tränen in seinen Augen, aber
es war genug. Er sah, wie Winters’ Unterlippe zu beben begann.
Sie weiß, dass etwas passiert ist. Sag es ihr. Er zwang sich dazu, die Worte zu finden, und als es ihm gelang, stolperten sie aus seinem Mund wie Betrunkene aus einer schließenden Schenke. »Man hat uns angegriffen«, sagte er. »Männer, die unter dem Einfluss einer neuen Art von Magifizienten standen – von Blutmagifizienten, denke ich –, sind in den Wald eingedrungen, sind vor den Vögeln der Wache da gewesen und haben den Kronprinzen von Turam an der Ehrentafel getötet.« An dieser Stelle versagte ihm die Stimme. Er verabscheute sich dafür, Winters Nachrichten überbringen zu müssen, von denen er wusste, dass sie ihr unendlichen Schmerz zufügen würden. »Sie haben auch Hanric getötet.«
Einen Augenblick wirkte Winters wie ein in die Ecke getriebenes Kitz. Ihr Blick wurde wild, schoss hin und her, dann entwich alle Luft aus ihrem Brustkorb. Neb streckte die Hand nach ihr aus, aber sie schob ihn fort und ließ sich zu Boden sinken.
Da er nicht wusste, was er sonst tun sollte, setzte er sich zu ihr. Noch einmal versuchte er, sie zu berühren, aber sie sträubte sich, und er merkte, dass sie flüsterte, Worte, die rasch ineinander übergingen, wie die Zungenrede, die sie schon einmal gemeinsam erlebt hatten.
Doch nach einer Weile wurden die Worte deutlicher, und Neb erkannte, dass sie von einem säubernden Wind aus Blut sprach, von einer tilgenden Eisenklinge. Und während sie sprach, umschlang sie ihren Körper mit den Armen, schaukelte vor und zurück, und ihr verengter Blick schoss von hier nach dort.
Nach einigen Minuten, die sich viel länger anfühlten, legte er ihr die Hand auf die Schulter und drückte sie. Winters sah auf, ihre Augen feucht und rot. Weiße Linien zogen sich über ihre Wangen, saubere Haut, dort wo die Tränen den Schmutz abgewaschen hatten. Als sich ihre Blicke trafen, begann ihre Unterlippe
abermals zu beben, und Winters ließ zu, dass er sie in die Arme nahm. Sie schmiegten sich eng aneinander und hielten einander fest, und endlich ergab auch Neb sich der Trauer, die sie beide erfüllte.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagte Winters, nachdem weitere lange Minuten vergangen waren. Sie löste sich von ihm und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand, ihren Blick auf die Tür gerichtet. »Ich muss es meinen Leuten sagen.«
Neb setzte sich
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