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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Blick verengte sich. »Etwas stimmt nicht mit meinem Kind«, sagte sie mit matter Stimme.
    »Ja«, antwortete die Flussfrau.
    »Es war beinahe eine Totgeburt«, fügte Jin Li Tam hinzu. »Ihr habt ihn zurückgeholt.«
    Die Flussfrau neigte den Kopf. »So war es«, sagte sie, »und so habe ich es gemacht. Ja.« Sie sah Jin Li Tam nun in die Augen, den Blick starr auf sie gerichtet. »Es ist an der Zeit, dass wir unumwunden miteinander sprechen. Euer Kind ist krank, edle Dame Tam, und ich kann es nicht gesund machen.«
    Obwohl sie tief im Inneren gewusst hatte, dass etwas nicht in Ordnung war, lief ihr ein Schauer den Rücken hinab, als sie die
Worte hörte. Sie spürte die Sorge hart und kalt in ihrem Magen und bemerkte, wie sie instinktiv das winzige Bündel umklammerte, das an ihrer Brust keuchte. »Wie krank?«
    Ich werde stark sein , dachte sie, und ich werde nicht weinen.
    Die Stimme der Flussfrau war leise und sachlicher, als Jin Li Tam es nach den vielen Stunden erwartet hätte, die sie beim Tee mit der alten Frau in deren von Katzen überfüllten Hütte am Rande der Stadt verbracht hatte. »Wir können ihn am Leben erhalten«, antwortete sie, »wenn wir tüchtig sind.«
    Jin Li Tam spürte, wie ihre Entschlossenheit wankte, wie die Tränen sie bedrängten, und mit einem Mal wurde ihr bewusst, wie sehr sich ihr Leben verändert hatte. »Habt Ihr es König Rudolfo gesagt?«
    Die alte Frau schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht. Ich wollte vorher mit Euch sprechen.« Sie hielt inne. »Weiß er, wie weit Ihr gegangen seid, um ihm einen Erben zu schenken?«
    »Ja«, antwortete Jin und blickte in die Richtung seines Arbeitszimmers, während sie sich an die Nacht erinnerte, in der sie mit bloßen Füßen dorthin geschlichen war, von ihrem Gewissen getrieben, die letzte Manipulation zu beichten, die ihr Vater dem Mann zugefügt hatte, den sie liebte. Er hatte es gut aufgenommen, aber es waren dennoch jene Tage und Nächte gewesen, in denen die Entfernung zwischen ihnen am größten gewesen war – nachdem Petronus Sethbert hingerichtet und ihr Vater sich aus den Benannten Landen zurückgezogen hatte. Rudolfo hatte es mit einer unnahbaren Höflichkeit hingenommen, aus der weder Verdammung noch Lob zu lesen war. Trotzdem hatte sie sich besser gefühlt, nachdem diese letzte Täuschung, die zwischen ihnen stand, aus der Welt geräumt war. Doch die Frage der Flussfrau machte sie neugierig, und Jin Li Tam kniff die Augen zusammen: »Weshalb fragt Ihr? Glaubt Ihr, dass ein Zusammenhang besteht zwischen …«
    Sie brach mitten im Satz ab und schloss den Mund, ehe sie
fertig war. Natürlich bestand ein Zusammenhang. Weshalb sonst sollte sie wissen wollen, ob Rudolfo darüber unterrichtet war? Da kamen die Tränen, und nichts, was sie tat, konnte sie aufhalten. Sie ließ den Kopf hängen, klammerte sich an ihr Kind und weinte.
    »Etwas aus den Pulvern ist in Eurem Körper geblieben und auf Euren Sohn übergegangen.« Sie hielt inne. »Ich weiß kaum etwas darüber, wie diese Art von Pulvern wirkt, aber sie arbeiten jetzt gegen Euren Sohn. Ich habe dergleichen schon gehört. Das ist auch der Grund, weshalb die Androfranziner von ihrer Benutzung abgeraten haben.« Die Flussfrau rückte näher an Jin heran und legte ihr eine Hand aufs Bein. »Ihr konntet das nicht wissen, Herrin.« Sie lächelte mitfühlend. »Nun, ich habe Vögel an ein Dutzend meiner Schwestern geschickt, bis hinaus auf die Geteilten Inseln. Vielleicht wissen sie etwas, das ich nicht weiß. Aber es wäre das Beste, wenn ich mit derjenigen sprechen könnte, die Euch das Rezept gegeben hat. Ich hoffe, Ihr könnt mir dabei behilflich sein.«
    Ein Bild der Eisernen Armada, die nun seit sieben Monaten aus ihren Heimatgewässern in den Benannten Landen verschwunden war, blitzte vor Jins innerem Auge auf. Dann riss sie ihre Gedanken von den Wellen der Verzweiflung los, die sie zum Kentern zu bringen drohten, und blinzelte ihre Tränen fort. »Ich glaube nicht, dass das möglich ist. Es gibt doch sicher eine andere Lösung? «
    Die Flussfrau nickte langsam. »Bestimmt wird sich eine finden lassen. Die Vögel sind bereits unterwegs. Und ich habe den Mechoservitoren den Auftrag erteilt, jeden Fingerbreit ihrer Gedächtnisregister abzusuchen, außerdem die Bestände, die aus anderen Orten eingegangen sind. Aber der Großteil des Wissens um Magifizienten und Arzneien wurde mit Windwir zerstört.«
    Jin Li Tam spürte, wie Jakobs Mund losließ, und sie gab ihm die andere

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