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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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in die Mahlenden Ödlande.
    Neb öffnete den Mund, um etwas zu sagen, während die Worte des Mechoservitors wie aufgescheuchte Vögel in seinem Kopf herumflatterten, aber dann besann er sich eines Besseren. Deine Zeit ist noch nicht gekommen. Er blickte zuerst Isaak an und dann Aedric. Ein violetter Bluterguss breitete sich im Gesicht des Ersten Hauptmanns aus, in seinen Augen stand Entschlossenheit. Er musterte den flüchtenden Metallmann mit gerunzelter Stirn, dann wandte er sich an den Wachhauptmann. »Schick einen Vogel zur Siebten Waldresidenz«, sagte er mit leiser Stimme. »Berichte der edlen Dame Tam, was heute hier vorgefallen ist. Teile ihr mit, dass wir den Mechoservitor in die Ödlande verfolgen. «
    Der Wachhauptmann nickte und ging.
    Aedric wandte sich an Neb. »Magifiziere die Pferde, damit sie schneller sind. Wir brechen in fünf Minuten auf.« Dann wandte er sich an Isaak. »Hol deine Werkzeuge, Metallmann. Du wirst sie brauchen.«
    Neb rannte die Stufen hinab, während er schon Befehle für die Zigeunerspäher um sich herum pfiff, die forteilten, um Pferde und Ausrüstung zu holen. Hinter sich hörte er Isaak tuckern und
klicken, der Neb – trotz dessen mörderischer Hast – sicheren Schrittes über die Steinstufen folgte.
    Wenn du den Traum ebenfalls gekostet hättest , hatte der Metallmann gesagt, würdest du es verstehen.
    Während Nebs gepfiffene Befehle als Rufe weitergetragen wurden, fragte er sich unvermittelt, welche Art von Träumen Metallmänner haben mochten und wie es sein konnte, dass diese Träume ihnen Erkenntnis brachten. Er dachte an seine eigenen Träume, wie vieldeutig und chaotisch sie waren. Schließlich richtete er seine Gedanken auf das Ziel des Metallmanns, irgendein Versteck in den Mahlenden Ödlanden, und fragte sich, woher er wissen konnte, dass der Mechoservitor in Bezug auf Sanctorum Lux gelogen hatte.
    Dann raffte er seine Ausrüstung zusammen und befestigte sie am Rücken seines frisch magifizierten Pferdes. Seine Hufe waren noch ganz weiß von den Pulvern der Flussfrau, und bald würden sie auf den breiten Steinen der Whymerischen Straße Funken schlagen. Sein ganzes Leben lang hatte Neb sich nach den Ödlanden gesehnt. In ihnen gründete seine Leidenschaft für die Geschichte der Neuen und der Alten Welt, sie waren der Grund, warum er all die Jahre in der Großen Bibliothek verbracht und alles über die Expeditionen des Ordens in diese riesige Ödnis gelesen hatte.
    Nun, da Neb an der Schwelle zu der Geschichte der Alten Welt stand, hatte er plötzlich Angst vor den Geistern, die ihn vielleicht hinter den Toren des Gestern erwarteten.
    Petronus
    Petronus saß an einem Tisch und wartete darauf, dass die schlanken, dunkelhäutigen Mädchen das Frühstück auftrugen. Er
nippte an seinem Chai und versuchte, sich keine Sorgen zu machen.
    Wir hätten längst ankommen müssen , dachte er. Die Zeit verging zwar anders, wenn man unter Deck eingesperrt war und keine Möglichkeit hatte, die Nacht vom Tag zu unterscheiden, aber soweit er es abschätzen konnte, fuhren sie bei guter Geschwindigkeit mit dem Wind, und selbst die hinterste Ecke des Deltas war von Caldusbucht aus mit einem Schiff wie der Bundhai in zwei Tagen mühelos zu erreichen. Etwas hielt sie auf.
    Natürlich gab es auch noch andere Dinge, die einem Sorgen bereiten konnten. Etwa die Leiche des Sümpflers, die im Frachtraum aufbewahrt wurde, die Augen gläsern im Tode, der Mund blutig, und seine rätselhaften Worte: Zu jedem der anderen hat mein Meister einen Trupp geschickt. Welche anderen? Welcher Meister? Anscheinend jemand mit einem tiefen Hass auf Petronus im Besonderen und die Androfranziner im Allgemeinen, so sah es zumindest aus.
    Zu Euch schickte er nur mich, denn Ihr seid alt und allein. Das war eine harte Wahrheit, mit der man leben musste, und so froh Petronus über das Eingreifen von Grymlis war, fraßen sich die Worte doch tief in seine Knochen. Alt und allein .
    Aber am Leben , dachte er, und das war besser als alles, was man von seinem Angreifer behaupten konnte. Was zu einer weiteren Frage führte: Was hatte den verhinderten Attentäter umgebracht? Er hoffte, dass die Verbündeten, die Grymlis im Delta aufgetan hatte, ihm dabei helfen konnten, sich in dem whymerischen Irrgarten zurechtzufinden, zu dem sein Leben geworden war.
    Petronus blickte auf, als Grymlis die Kombüse betrat, gefolgt von demjenigen, den er für ihren Gastgeber hielt, Rafe Merrique. Es war das erste Mal, dass er den Piraten

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