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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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genommen habe, sollten alle seine Funktionen wiederhergestellt sein.« Ein Dampfstoß schoss zischend aus seinem Entlüftungsrost. »Er war erheblich beschädigt. Ich habe getan, was ich konnte, aber es gibt keine Ersatzteile, die ich verwenden könnte.«
    Nebs Blick wanderte zu dem Mechoservitor. Er war unförmiger, eckiger und kantiger als Isaak, was ihn älter und eher kastenartig aussehen ließ. Seine Metallhaut war angelaufen und an einigen Stellen verzogen, an anderen eingedellt und angesengt. Neb trat näher, aber nicht zu nah, von einer Neugier getrieben, die durch Vorsicht gedämpft wurde. »Hast du irgendetwas darüber herausgefunden, wo er herkommt?«
    Isaak zögerte und blickte von Aedric zu Neb. »Bruder Charles ist unser beider Vater«, sagte er. »Dieser hier trägt einen Datumstempel,
der dem Tag meiner ersten Bewusstwerdung ein Dutzend Jahre vorausgeht.«
    Neb trat noch näher, sein Blick wanderte von Isaak zu dem ausgestreckten Mechoservitor auf dem Tisch. Sie waren sich ähnlich – ein ungeübtes Auge hätte womöglich keinen Unterschied zwischen ihnen festzustellen vermocht –, aber eigentlich unterschieden sie sich stark voneinander. »Nur ein Dutzend Jahre auseinander? «
    »Bruder Charles war ein brillanter Mann«, sagte Isaak. »Ich glaube, dieser Mechoservitor stellt ein frühes Versuchsstadium dar.« Getriebe klackten und klickten, während Isaak den Kopf neigte. »Aber weder ich noch meine Brüder haben in den Katalogen Aufzeichnungen über diese Generation gefunden.«
    Jetzt kam auch Aedric näher. »Sind diese Aufzeichnungen mit Windwir verlorengegangen?«
    »Vielleicht«, sagte Isaak. »Aber das ist unmöglich zu sagen.« Er blinzelte wieder. »Es weist einiges darauf hin, dass sie möglicherweise aus den Aufzeichnungen getilgt wurden.« Er stocherte mit dem Werkzeug im Rücken des Mechoservitors herum und beugte sich weit hinab, um genau zu sehen, was er tat, dann blickte er zu Aedric auf. »Ich denke«, sagte er, »dass wir ihn jetzt selbst fragen können. Mit Eurer Erlaubnis?«
    Aedric nickte.
    Isaak legte den Schraubenschlüssel weg und griff mit schlanken Fingern in den geöffneten Rücken des Metallmanns. Neb sah zu, wie er seine Hand bis zum Nackenansatz hinaufschob, dann hörte er ein lautes Klicken, auf das das Geräusch von gurgelndem Wasser folgte, dann das Knistern von sich erwärmendem Metall. Die Blasebälge in der Brust dehnten sich aus und zogen sich wieder zusammen, die Mundklappe öffnete und schloss sich, und ein dünnes, wortloses Murmeln drang an ihre Ohren.
    »Bist du funktionstüchtig?«, fragte Isaak.

    Der Metallmann drehte den Kopf. »Ich bin funktionstüchtig, Vetter.«
    Isaak blinzelte. »Weshalb nennst du mich Vetter?«
    Die Stimme des Mechoservitors war tiefer und rauer als die Isaaks. »Weil wir beide der Gemeinde der Stählernen angehören, den mechanischen Nachkommen des Heiligen Charles.«
    Aedric trat vor. »Woher kommst du, Metallmann?«
    Der Kopf des Metallmanns drehte sich, um den Ersten Hauptmann anzuvisieren, und Neb hatte den Eindruck, seine Augen würden heller aufleuchten und so etwas wie Verachtung zeigen. Abluft sickerte leise flüsternd aus seinem Rücken, dann setzte der Metallmann sich auf. Seine Mundklappe öffnete und schloss sich in dem Versuch, eine Art Melodie wiederzugeben. »Vater und Mutter von Eurem Diener war’n beide Brüder der Androfranziner«, sang er, »so sagt mein Tantchen, der Abt.«
    Etwas an diesem hohen, näselnden Gesang klang falsch. Neb spürte, wie sich kaltes Grauen von seinem Magen über den ganzen Körper ausbreitete.
    Isaak trat zurück, und während dieser Bewegung bemerkte Neb eine rasche Geste von Aedrics Hand. Vorsicht , bedeutete ihm der Erste Hauptmann, doch Neb ging bereits rückwärts.
    »Weißt du, wo du dich befindest?«, fragte Isaak, während das Bernsteinlicht seiner Juwelenaugen bis auf die Größe eines Stecknadelkopfes zusammenschrumpfte.
    Mit einem Klicken und Klacken begann der ältere Mechoservitor zu erschauern. »Ich weiß nicht, wo ich bin«, sagte der Metallmann. Wieder hörte Neb die Falschheit in seiner Stimme und fragte sich, ob Maschinen wahnsinnig werden konnten. Mit hängendem Kopf begann der Metallmann zu weinen.
    Isaak streckte eine Hand aus und legte sie auf die kastenförmige Brust. »Alles ist gut, Vetter. Bei uns bist du sicher.« Der Metallmann zuckte unter Isaaks Berührung zusammen.
    »Frag nach der Nachricht«, flüsterte Aedric. Isaak nickte.

    »Du bist auf dem

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