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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Sumpfspäher mit Hilfe von Blutmagie ihren eigenen König und jene anderen getötet hatten, war das ein ebenso deutliches Anzeichen für einen heraufziehenden Sturm wie ein roter Himmel am Morgen. Aber er konnte nicht glauben, dass Rudolfo dahintersteckte. Er kannte den Mann, und so etwas lag nicht in seinem Wesen. Aber es gab einen anderen – einen noch älteren – Freund, bei dem es durchaus wahrscheinlich schien.
    »Das riecht nach Vlad Li Tams Arbeit«, erklärte er, und es brach ihm das Herz, das zu sagen. Vlad Li Tam und seine Kinder hatten die Benannten Landen verlassen. Der letzte Besuch seiner Eisernen Armada vor sieben Monaten war noch immer ein großes Gesprächsthema in den Gasthäusern von Caldusbucht.
    Rafe füllte sich einen Teller mit gebratenem Schinken und gewürzten Kartoffeln. »Unsere Freunde sehen das ähnlich. Sie glauben, dass noch irgendein Netzwerk der Tam aktiv ist.«
    Petronus’ Blick verengte sich. »Ihr scheint bestens in das Wissen Eurer Freunde eingeweiht zu sein.«
    Rafe lächelte. »Es ist gut fürs Geschäft, wenn ich sowohl Beweggründe als auch Bedenken meiner Auftraggeber kenne. Und ich habe ein Interesse am Erfolg ihres demokratischen Experiments. «
    Petronus nickte. Es war nicht das erste Mal, dass die Idee einer repräsentativen Regierung in der Neuen Welt aufkam. Aber er bezweifelte, dass viel daraus werden würde. Sogar der Orden, so aufgeklärt er in vielerlei Hinsicht auch gewesen sein mochte,
hatte erkannt, wie unwahrscheinlich es war, dass diese Art von Regierung funktionieren würde, auch wenn es etwas Ähnliches in den frühesten Tagen der Besiedelung schon einmal gegeben hatte. Dennoch hatte er den Bürgerkrieg im Delta mit Interesse verfolgt und mit seinen Vögeln alle Neuigkeiten gesammelt, die er bekommen konnte, obwohl politische Machenschaften nicht das waren, worauf er hauptsächlich sein Augenmerk legte. Und er konnte erkennen, wie die Vorstellung von freien, demokratischen Stadtstaaten im Dreiflussdelta jemandem wie Rafe zugutekommen könnte. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. »Ihr fühlt Euren Auftraggebern also immer wieder auf den Zahn?«
    Rafe kaute auf seinen Kartoffeln und schluckte, dann spülte er sie mit einem Krug Zitronenbier hinunter. »Sicher. So weit es mir möglich ist.«
    Petronus beugte sich vor. »Dann habt Ihr vielleicht eine Vorstellung davon, weshalb sie meine Flucht bezahlen und mir Zuflucht bieten wollen?«
    Rafe lächelte. »Ich habe meine Theorien. Aber natürlich keine handfesten Beweise.«
    Petronus lehnte sich wieder zurück. »Bitte, tut Euch keinen Zwang an.«
    Der Pirat lachte leise. »Ist es nicht offensichtlich? Ihr habt Sethbert getötet. Er war nicht furchtbar beliebt, weder in seinem eigenen Land noch außerhalb. Erst recht nicht bei diesem besonderen Haufen. Das macht Euch zu einer Art Held, nehme ich an. Außerdem seid Ihr der letzte Papst des Androfranziner-Ordens.« Rafe musste die dunkle Wolke gesehen haben, die über Petronus’ Gesicht zog. »Ganz gleich, was Ihr davon haltet, macht Euch das zu einer mächtigen politischen Figur, deren Fäden der Bundschaft in einen ziemlich großen Teppich aus Bündnissen geknüpft sind.« Er hielt inne und nippte noch einmal an seinem Bier. »Sie stehen vor einer beinahe unmöglichen Aufgabe und brauchen alle Freunde, die sie bekommen können. Und angesichts der
Leiche im Frachtraum braucht auch Ihr alle Freunde, die Ihr bekommen könnt.«
    An dem Tag, an dem Petronus das Messer und den Ring neben Sethberts Leiche fallen gelassen hatte, hatte er auch alle Absichten von sich gewiesen, sich in Staatsangelegenheiten einzumischen. Und an dem Tag, an dem er zum ersten Mal den Beutel mit Vlads Papieren gesehen hatte, hatte er sich einer neuen Aufgabe verschrieben, die seine ganze Aufmerksamkeit erforderte. Er hatte keine Zeit für gewalttätige Idealisten mit ihren eigenen rückwärtsgewandten Träumen. Er blickte Grymlis an. »Pflichtet Ihr unserem Gastgeber bei?«
    »Das tue ich, Vater«, sagte der alte Soldat. Er lächelte dabei nicht. »Und ich glaube, dass ich Euch dort beschützen kann. Besser als in Caldusbucht.«
    Petronus nickte langsam. »Und glaubt Ihr, dass sie diejenigen sein könnten, die Euch vor dem Angriff gewarnt haben?«
    Grymlis schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Weshalb sollten sie in diesem Fall anonym bleiben wollen? Wenn sie wirklich Eure Einflussnahme auf ihre Sache wünschen – auf irgendeiner Ebene, ob nun öffentlich oder im Stillen –, dann wäre

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