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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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auf, und er sah den Hass und den Hunger darin. Geoffrus machte noch eine letzte, ausladende Verbeugung, dann wirbelte er herum und kletterte zurück den felsigen Hang hinauf.
    Nachdem Geoffrus verschwunden war, wandte sich der Neuankömmling an Aedric. »Ihr verfolgt den Metallmann«, sagte er geradeheraus. »Ich bezweifle, dass Ihr ihn einholen werdet, wenn er es nicht zulässt.« Er blickte zu Isaak. »Gerissen sind sie und gefährlich.«
    Isaak sagte nichts. Seine Blasebälge wisperten leise, und der riesige Hengst, auf dem er ritt, verlagerte unter der Last sein Gewicht.
    Als Nächstes musterte der Führer ihre Uniformen. »Und Ihr gehört nicht zur Grauen Garde des Luxpadre, und dennoch hantiert Ihr mit seinen Spielzeugen. Ihr seht mir aus wie Waldzigeuner. «
    Aedric nickte. »Die Welt jenseits des Hüterwalls hat sich verändert. Windwir ist gefallen. Den Orden gibt es nicht mehr.«
    Neb war davon ausgegangen, diese Neuigkeiten würden größeren Eindruck machen. Aber stattdessen klopfte der Mann nur auf die Botentasche, die an einem ausgeleierten Lederband um
seinen Hals hing. »Dann sind diese Schreiben jetzt wohl wertlos. Ich habe mir schon Gedanken gemacht, als letztes Jahr der Karawanenverkehr so plötzlich zum Stillstand gekommen ist.«
    »König Rudolfo hat die Besitztümer des Ordens geerbt, auch die Östliche Wacht«, sagte Aedric. »Ich habe die Befugnis, an seiner Stelle jeden Vertrag zu schließen oder zu erfüllen. Seid Ihr also ein Androfranziner?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Das bin ich nicht. Aber ich habe ihnen sehr lange gedient, und mein Vater zuvor ebenso.« Er trat vor und streckte eine Hand aus. »Ich bin Renard«, sagte er. »Ich werde Euch gerne in die Weitschreiterstadt geleiten, wo Ihr weitere Abmachungen treffen könnt, um Eurem eigensinnigen Metallspielzeug nachzujagen.«
    Aedric stupste sein Pferd an, damit es vorwärtsging, beugte sich vor und schüttelte dem Mann einmal die Hand, ließ sie aber schnell wieder los. »Ich bin Aedric, der Erste Hauptmann von Rudolfos Zigeunerspähern.«
    »Seid gegrüßt«, sagte Renard mit einem Nicken. Er wandte sich um, hob seinen Stock und zeigte nach Nordosten. »Dort liegt die Weitschreiterstadt. Wir können bei Einbruch der Dunkelheit dort sein.« Sein Blick wanderte von Aedric zu Neb und schließlich zu Isaak. »Wir sollten bei Einbruch der Dunkelheit dort sein. Die Ödlande sind bei Nacht nicht sicher.«
    Aedrics Blick verengte sich. »Und woher wissen wir, dass wir Euch vertrauen können?«
    Das schiefe Grinsen war wieder da. »Ihr seid ein Dutzend. Ich bin allein. Aber darüber hinaus …« Er öffnete die Klappe seiner Tasche, wühlte darin herum und zog einen zerknitterten Brief hervor. Er reichte ihn Aedric.
    Der Erste Hauptmann las ihn rasch, dann strich er mit dem Finger über das Siegel darunter, ehe er ihn an Neb weiterreichte. Es war ein Empfehlungsschreiben, das vor etwa zwanzig Jahren von Papst Introspekt unterschrieben worden war, darin stand,
dass Renard, der Sohn von Remus, die Gunst seiner Heiligkeit des Papstes besaß und frei über alle Vertrags- und Geschäftsbedingungen im Namen des Ordens verhandeln durfte, die für die Arbeit in der Alten Welt erforderlich waren. Neb konnte nicht widerstehen; er berührte den Abdruck des päpstlichen Siegels, ehe er es an den Ersten Hauptmann zurückgab. Er hatte den Siegelring schon viele Male gesehen, hatte ihn tagelang in seiner Tasche herumgetragen, ehe er ihn in der Nähe des Kraters, wo einst die Große Bibliothek gestanden hatte, an Petronus überreicht hatte.
    Renard blickte zu ihm auf und zwinkerte, fischte ein schwarzes Wurzelstück aus seiner Tasche und ließ es im Mund verschwinden. »Du bist der Junge von Hebda«, sagte er, während er darauf herumkaute. »Du bist früh dran, aber dein Vater hat mir gesagt, dass du kommen würdest.« Dann wandte er sich um, noch während Neb den Mund öffnete, um etwas zu erwidern. »Wir müssen eine Menge Boden gutmachen!«, rief ihr neuer Führer über die Schulter. »Laufen wir!«
    Er fiel in einen lockeren Laufschritt, dessen Schritte immer länger wurden, bis er schließlich sprintete, und Aedric ließ den Pfiff zum Weiterreiten hören. Anfangs fragte Neb sich noch, wie dieser seltsame Ödländer darauf kam, dass er es mit magifizierten Pferden aufnehmen könnte. Doch zu seiner Überraschung stellte er fest, dass Renard, selbst als sie ihren Pferden die Sporen gaben, keine Schwierigkeiten hatte mitzuhalten. Seine Füße

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