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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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sich gerichtet, sein Kopf schwenkte von links nach rechts, während er die Hügel absuchte, die die Straße säumten.
    Schließlich ritt Aedric nach vorne und sprach aus, was Neb nicht sagen wollte. »Ich glaube, wir haben ihn verloren«, bemerkte er und ließ sein Pferd langsamer traben. »Selbst magifiziert können die Pferde nicht mit ihm Schritt halten.«
    Die anderen wurden ebenfalls langsamer.
    »Ich kann ihn einholen«, sagte Isaak. Seine Augenschließen blitzten auf und schlossen sich wieder, die gläsernen Juwelen immer noch nach vorne gerichtet.
    Aedric schüttelte den Kopf. »Wir müssen zusammenbleiben. General Rudolfo würde es nicht … «

    Ein dumpfer Knall, mit dem etwas Hartes seitlich gegen Isaaks Kopf prallte, schnitt ihm das Wort ab. Ein kleiner Stein rollte klappernd über die zerklüftete Oberfläche der Straße. Über sich hörten sie ein Kichern. Neb und die anderen blickten zu den Felsvorsprüngen auf, die sie umgaben.
    »Regenbogenmänner und Metallmänner fern der Heimat!«, rief eine Stimme. Ihr Tonfall und ihre Klangfarbe waren falsch – sie wurde hoch, wenn sie hätte tief werden sollen, und umgekehrt. »Keine Aschenmänner, die Euch beschützen.«
    Sie hielten an, und auf Aedrics leises Pfeifen hin griffen die Männer nach ihren Bögen und ließen ihre Pferde rückwärtstänzeln, weg von der Richtung, aus der die Stimme kam. Aedric suchte mit seinem Blick nach dem Ursprung der Stimme. »Wir wollen nicht, dass es zu Gewalttätigkeiten kommt.«
    Weiteres Gelächter. »Wer will das schon? Aber in den Fundamenten der Welt ist die Gewalt einfach.« Noch ein Stein – diesmal ein kleinerer – flog in einem langsamen Bogen heran, der Aedric die Zeit ließ, sein Pferd einen Schritt zur Seite machen zu lassen. »Wo reitet Ihr so eilig hin, Regenbogenmänner? Und ohne Eure Schaufeln und Wagen?«
    Aedric erhob die Stimme und antwortete. »Ich bin Aedric, der Erste Hauptmann der Zigeunerspäher. Wir sind hier im Auftrag von Rudolfo, dem General der Streunenden Armee und Herrn der Neun Häuser der Neun Wälder.«
    Weitere Stimmen fielen nun in das Kichern ein, und das Gelächter sprang von Fels zu Fels, erfüllte den Himmel über ihnen, als hätten sie es mit einer Armee von Stimmen zu tun. »Welche Wälder, Regenbogenmann? Welcher General? Was für ein Herr? Weshalb erzählt Ihr Euren Waisenjungen einen solchen Unsinn? Ihr kommt vom Luxpadre des Westens. Antwortet mit einem ›Jawohl‹ und lasst die Bezahlung sehen. Wir werden Euch getreulicher führen als Renard.«
    Neb blickte auf. Auch Isaak hob den Kopf, und ihre Blicke
trafen sich. Nebs Hände bewegten sich flink. Erkundigt Euch nach Renard , signalisierte er. Aedric nickte.
    Der Erste Hauptmann drehte sein Pferd und blickte nach oben in die Richtung, aus der die Stimme kam. »Wer ist Renard? Wo können wir ihn finden?«
    »Niemand und nirgends. Ihr verhandelt jetzt mit Geoffrus. Renard ist wahnsinnig. Geoffrus wird Euch zu den Grablöchern bringen.«
    Aedrics Blick verengte sich. »Weshalb kommt Ihr nicht herunter, damit wir uns anständig unterhalten können?«
    Diesmal hielt das Gelächter eine ganze Weile an. Ein unheimliches Geräusch, das Nebs Magen in Aufruhr versetzte. Es strahlte Gefahr aus. »Regenbogenmänner mit Bögen und Messern. Bietet Ihr mir und den Meinen Bundschaft an?«
    »Jawohl«, sagte Aedric. »Für den Augenblick. Wenn Ihr mit dem Steinewerfen aufgehört habt.«
    Über und hinter ihnen ertönte das Scharren von Erde und rieselnden Steinen, und Neb blickte hinauf. Eine schmale Gestalt kam schlitternd in Sicht, ein schlanker Mann in Flickenkleidern und groben Lederfetzen. Leichtfüßig glitt er an der Hügelflanke hinab und landete mit einer großen Geste vor Aedric.
    »Ich bin Geoffrus, zu euren Diensten «, sagte er kichernd. »Und dies sind meine Männer.« Ein halbes Dutzend Köpfe erhob sich, um auf sie herabzublicken. »Bundschaft bietet Ihr, und Bundschaft nehmen wir an. Bezahlung für unsere Dienste wird nach der Übereinkunft geleistet.«
    Der Mann wirkte auf Neb, als wäre er nicht ganz bei Sinnen, aber zunächst konnte er keinen Grund dafür nennen. Dann fiel ihm auf, dass sein Blick nie verweilte, ständig schweifte er umher, über alles hinweg. Seine linke Hand zuckte unablässig, und als er den Mund öffnete, sah Neb Zähne und Zahnfleisch, von irgendeiner widerlichen Substanz geschwärzt, auf der er ausgiebig herumkaute, während er darauf wartete, dass Aedric etwas sagte.
Schließlich räusperte sich

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