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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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gibt’s irgendwo Geld. Wir könnten welches gebrauchen.«
    »Nicht nur sexy, sondern auch clever«, sagte Duke anerkennend. »Ist sie nicht ein guter Fang?«
    »Allerdings, Duke.« Norman wandte mit Mühe den Blick von der als Sarg missbrauchten Kühltruhe ab.
    Er ging zur Spüle. Ließ das Wasser laufen. Begann, Kartoffeln zu schälen. Mechanisch.
    Wie es sich wohl anfühlt, eine gefrorene Leiche auf den Mund zu küssen?
    Scheiße. Seine Fantasie lieferte ihm das dazugehörige Gefühl. Als würde man sich Eis an die Lippen drücken.
    »Wir sehen uns mal um«, sagte Duke. Dann wandte er sich an Boots: »Kommst du?«
    »Davon träumst du wohl, Alter.«
    Sie kicherte kindisch – unterbrochen von schweinischem Grunzen – und rannte aus der Küche, wobei Duke ihr einen Klaps auf den dicken Hintern gab. Norman hörte, wie sie die Treppe hinauftrampelten. Kurz darauf gluckste Boots heiser. Es klang ziemlich gedämpft.
    Im Gegensatz zu dem Quietschen der Bettfedern, das durch die Decke drang.
    Norman zwang sich, sich auf die Kartoffeln zu konzentrieren. Doch immer wieder tauchten verstörende Gedanken auf.
    Der alte Mann unter dem Haus.
    Seine Frau gefroren wie eine Erbse in der Truhe.
    Großer Gott.
    In was für einen Albtraum bin ich nur geraten?
    Während er die Kartoffeln schälte und mit der Messerspitze die Augen ausstach, hörte er das Knarren des Betts.
    Manchmal klang es wie das Knarren des Deckels der Gefriertruhe.
    Dann wirbelte sein Kopf so schnell herum, dass seine Nackenmuskeln schmerzten.
    Sie klettert aus der Truhe.
    Kommt dich holen, kleiner Normy.
    Jedes Mal, wenn er hinüber sah, rechnete er damit, das graue Gesicht der alten Frau zu sehen, mit Augen, die zur Seite blickten wie die eines Fisches. Sie würde verstohlen über die Kante spähen, mit dem Gerätedeckel auf ihrem blau getönten Haar.
    »Komm zu mir in die Truhe, Süßer.« Er konnte die geflüsterte Einladung beinahe hören. »Komm mit der alten Mutter Brundle kuscheln. Hier drin ist es sicher und dunkel.«
    Ruhe!
    Das Ächzen der Bettfedern drang durch die Decke zu ihm herab. Duke und Boots würden dort oben nackt sein. Er würde in sie hineinbohren, als wollte er auf der anderen Seite sauber wieder herauskommen.
    Und dann war da die alte Eis-Jungfer. Er war sich sicher, Bewegungen in der Truhe zu hören.
    Vielleicht sollte er sie sich noch einmal ansehen? Sich vergewissern, dass sie tot war.
    Vielleicht sollte er nach oben gehen. Sich zu einem Dreier einklinken.
    Vielleicht sollte er die Schlüssel für den Datsun nehmen. Sich aus dem Staub machen.
    Der Gedanke kam ihm überraschend. Er sah sich in der Küche um und entdeckte ein an die Wand geschraubtes Brett. Unter dem Bild eines deutschen Schäferhundes standen dort die Worte: ICH BEWACHE DEINE SCHLÜSSEL.
    Unter dem Spruch befanden sich kleine Metallhaken, an denen haufenweise Schlüssel hingen. Einige davon waren Autoschlüssel.
    In fünf Sekunden würde er die Schlüssel in der Hand halten.
    Doch er würde nah an die Gefriertruhe mit der Eis-Jungfer herangehen müssen.
    Es war das Risiko wert.
    Denn in zwanzig Sekunden könnte er von hier wegfahren.
    Allein.
    Duke würde immer noch Boots bumsen.
    Nicht merken, dass er fort war.
    Bis es zu spät war.
    Toll.
    Wo würde ich hinfahren?
    Wen kümmert’s? Hauptsache, ich bin das verrückte Duo los.
    Er legte das Messer und eine halb geschälte Kartoffel in die Spüle, trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und ging auf die Schlüssel zu, die im durch das Fenster fallenden Licht glitzerten. Draußen in dem abgeschiedenen Tal war es still. Die Sonne schien auf die Bäume herab. In der Ferne lockte die freie Straße.
    Ich werde Duke und Boots nicht mehr am Hals haben. Kein Irrsinn mehr. Keine weiteren Morde.
    Und die tiefgefrorene Frau bin ich auch los. Ich kann hören, wie sie mit den Fingernägeln über die metallenen Seitenwände kratzt.
    Er erreichte das Schlüsselbrett. Ja, da waren die Autoschlüssel. Bei einem war das Wort DATSUN in den Plastikanhänger graviert. Er könnte in ein paar Augenblicken davonfahren.
    Norman streckte die Hand aus. Berührte den Schlüssel.
    »Hey.«
    Vor Schreck wäre ihm beinahe das Herz aus der Brust gesprungen. Er wirbelte herum und erwartete, die alte Frau in der Truhe stehen zu sehen, wo sie mit auf die Hüften gestützten Händen zu wissen verlangte, was vor sich ging.
    Stattdessen stand Duke mit einem Gewehr in der Hand im Türrahmen. Er war splitternackt.
    »Was hast du da,

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