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Lockend klingt das Lied der Wueste

Lockend klingt das Lied der Wueste

Titel: Lockend klingt das Lied der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McMahon
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bunte Lichtermeer der Stadt glitzern sah. Der dunkle Nachthimmel war der perfekte Hintergrund für die gleißenden Lichterketten der Straßenbeleuchtung, der Reklameschilder und den Leuchtschriften an Hotels und anderen Gebäuden. Ganz in der Nähe stand eine hell angestrahlte Moschee mit vier Minaretten.
    „Lassen Sie das Licht bitte aus“, bat sie, während sie zur Fensterfront ging. Karim folgte ihr, und gemeinsam betrachteten sie das nächtliche Schauspiel.
    „Ich wollte, ich hätte meine andere Kamera mitgebracht“, sagte sie. „Die kleine, mit der ich die Schnappschüsse auf der Party gemacht habe, könnte diesen Eindruck nicht annähernd wiedergeben.“
    „Seattle bei Nacht bietet sicher einen ähnlichen Anblick“, meinte Karim.
    „Das schon. Würde ich dort einen Raum betreten und unvermutet auf ein solches Lichtermeer schauen, wäre ich ebenso begeistert. Ist das nicht atemberaubend?“
    Als Karim nicht antwortete, warf sie ihm einen forschenden Seitenblick zu. Er sah zwar zum Fenster hinaus, doch sie bezweifelte, dass er das, was er betrachtete, ebenso in sich aufnahm wie sie.
    „Karim?“
    Fragend wandte er den Kopf. „Ja?“
    „Ich bin sehr froh, dass Sie mich vor dem Sandsturm gerettet haben und ich dadurch auch Ihre Mutter kennenlernen durfte“, sagte sie leise.
    „Die Wege des Schicksals“, erwiderte er ausdruckslos.
    „Vielleicht. Jedenfalls habe ich einen sehr netten Abend verbracht, was ich gar nicht gedacht hätte.“
    „Und wieso nicht?“
    „Erstens spreche ich nicht Ihre Sprache, und zweitens verkehre ich normalerweise nicht in diesen Kreisen.“
    Der schwache Lichtschein, der ins Zimmer fiel, ließ ihre Augen dunkel und geheimnisvoll erscheinen. Ihr Haar wirkte jetzt fast so schwarz wie das von Nura. Einen Moment lang wünschte Karim, sie wären sich in einem anderen Leben begegnet.
    Er löste seinen Blick von ihr und schaute wieder zum Fenster hinaus. Es fiel ihm leichter, sie als einen Gast seiner Mutter zu betrachten, wenn er sie nicht ansah.
    „Und welche Kreise meinen Sie damit?“, ging er auf ihre Bemerkung ein.
    „Gehören arabische Scheiche nicht zur Aristokratie? Das meinte ich damit. Ich bin den Umgang mit normalen Leuten gewöhnt.“
    Wieder wandte Karim sich ihr zu. „Sie sagen das, als wären wir eine besonders exotische Gattung“, antwortete er, während er in der diffusen Beleuchtung ihren Blick suchte. „Aber wir sind ganz gewöhnliche Menschen.“
    Für Lisa war Karim trotzdem etwas Besonderes. Weniger seines Titels als seiner Herkunft wegen. Er war attraktiv, mutig und stark – ein welterfahrener Mann, ein würdiger Repräsentant seines Landes, dem das Wohl seiner Mitmenschen am Herzen lag und der alles tun wollte, um den Beduinen das Leben zu erleichtern. Nur der Hauch von Trauer und Einsamkeit, der ihn umgab, passte nicht recht zu ihm.
    Lisa blickte wieder aus dem Fenster. Die Lichter der Stadt verschwammen vor ihren Augen. In Gedanken war sie in Karims schützenden Armen, als er sie vor dem Sandsturm gerettet hatte. Trotz der Gefahr hatte sie sich bei ihm sicher gefühlt.
    Gewaltsam riss sie sich von den Erinnerungen los. Es war an der Zeit, sich in ihr Zimmer zurückziehen.
    Karim hinderte sie daran, als sie zur Tür gehen wollte. Er drehte sie zu sich herum und sah ihr in die Augen. Sein Blick war unergründlich.
    „Ich habe meine Frau sehr geliebt“, sagte er. „Es liegt mir fern, eine neue Beziehung einzugehen.“
    Lisa schaute ihn verblüfft an. Wie kam er auf solche Gedanken?
    „Niemand zwingt Sie dazu“, erwiderte sie schulterzuckend.
    „Falls Sie denken, dass meine Mutter uns zusammenbringen will, dann versichere ich Ihnen, dass ich nichts damit zu tun habe.“
    „Das hätte ich auch nie im Leben angenommen! Glauben Sie im Ernst, Ihre Mutter will uns verkuppeln?“
    „Sie ist in ihrer Ehe sehr glücklich, und daher möchte sie, dass auch ich wieder glücklich bin“, erklärte er.
    „Dann muss sie lernen, dass Sie Ihr Glück selbst finden müssen.“ Lisa befreite sich aus seinem Griff. „Ich denke, wir sollten uns jetzt verabschieden. Nicht dass Sie noch auf den Gedanken kommen, ich hätte gewisse Absichten auf Sie“, fügte sie gekränkt hinzu. „Ich kann auch ein Auto mieten, um morgen zur Ausgrabungsstätte zurückzukommen. Ich brauche Ihre Hilfe nicht mehr.“
    „‚Absichten‘ wäre vielleicht etwas krass ausgedrückt. Vielleicht wollten Sie nur abwarten, was sich zwischen uns entwickelt?“
    „Was sollte sich da

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