Lockende Flammen
unfairsten aber war, dass sein durchweichtes Hemd seinem unverschämt guten Aussehen keinen Abbruch tat – im Gegenteil. Ein Raubtier, das aus halbgeschlossenen Augen seine Beute taxiert. Durch das grelle Scheinwerferlicht wurden die hochmütigen Wangenknochen und das energische Kinn perfekt betont, und Leonora durchzuckte ein Gefühl, das sie nicht benennen konnte.
„Hier entlang“, sagte Alessandro und deutete auf die Treppe. „Der Weg ist zwar weiter, dafür aber trocken.“
Die Treppe führte auf einen Balkon, der viel größer war als ihr eigener, dahinter sah sie ein Schlafzimmer, dessen stilvoll elegante Einrichtung eine unübersehbar männliche Handschrift trug. Leonora schaute erst auf Alessandro, dann in das Zimmer und wieder zurück. Dabei verlangsamte sie ihre Schritte und sagte: „Aber das ist doch Ihr Schlafzimmer!“
„Ganz recht. Aber wenn Sie nicht noch einmal nass werden wollen, werden Sie den Umweg wohl oder übel in Kauf nehmen müssen. Na los, machen Sie schon.“
Verärgert legte er ihr die Hand auf den Rücken und schob sie ins Zimmer. Als Leonora spürte, wie sich die Wärme, die seine Hand abstrahlte, in ihrem ganzen Körper ausbreitete, fühlte sie sich extrem abgelenkt.
„Das ist alles nur Ihre Schuld“, schleuderte sie ihm anklagend entgegen. Und das stimmte. Noch nie im Leben hatte sie sich danach gesehnt, eine Berührung so auszukosten. Noch nie.
„Das sehe ich ganz anders!“
Leonora fuhr herum und starrte ihn empört an.
„Na hören Sie mal! Es ist ja schließlich Ihre Hand, die da in meinem Rücken … oh !“
Oh, in der Tat. Alessandros Gesichtsausdruck ließ keinen
Zweifel daran aufkommen, dass sie von verschiedenen Dingen redeten. Leonora spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss, als sein Blick langsam an ihr nach unten glitt und unverschämt direkt an ihren Brüsten hängen blieb. Dabei spürte sie zu ihrem Entsetzen, dass ihre Knospen hart wurden. Sie wünschte sich, ihre Arme schützend um ihren Oberkörper legen zu können, aber das hätte viel zu defensiv gewirkt.
Reiß dich zusammen, warnte sich Alessandro, sie ist nicht dein Typ. Geschäft und Privatleben musste man strikt getrennt halten, das war schon immer sein Credo gewesen, und das galt auch in diesem Fall. Trotzdem stellte Leonora aus einem unerfindlichen Grund eine Versuchung dar, der er hilflos ausgeliefert zu sein schien. Ihre lächerliche Bemerkung hatte ihn provoziert, davon abgesehen waren ihre Brüste wirklich ziemlich appetitlich, sofern es einem gelang, sich dieses idiotische Oberteil wegzudenken, das daran klebte. Nackt waren sie bestimmt noch viel appetitlicher. Er könnte sie mit den Händen bedecken und mit Lippen und Zunge diese kecken Knospen liebkosen und … und … was wäre daran eigentlich so schlimm? Mehr noch, war es denn nicht eigentlich so, dass eine gewisse Vertrautheit zwischen ihnen die Glaubwürdigkeit ihrer Rolle nur erhöhte?
Alessandro würde sie gleich in den Arm nehmen, um sie zu küssen … und vielleicht nicht nur das! In dem Moment, in dem Leonora das erkannte, trat sie die Flucht nach vorn in sein Schlafzimmer an.
Jetzt war sein Jagdinstinkt endgültig erwacht. Ohne nachzudenken setzte Alessandro ihr nach.
„Ich dachte, Sie wollen mich nicht?“, fragte Leonora mit zitternder Stimme, als er die Hand nach ihr ausstreckte und sie an sich zog, als ob es das selbstverständlichste von der Welt wäre.
„Sie haben gesagt, dass Sie mich nicht wollen“, erinnerte er sie mit leisem Spott, während er seine Nase so aufregend sinnlich an ihrer rieb, dass ihr dabei ganz heiß wurde. Seine Lippen an ihrem Mund waren so weich wie Schönwetterwölkchen am Morgen, als er im Brustton absoluter Sicherheit hinzufügte: „Aber das war natürlich gelogen.“
Leonora holte tief Luft, um energisch zu widersprechen. Diesen Moment nutzte Alessandro, um mit der Zungenspitze die Umrisse ihres Mundes nachzuzeichnen, eine Intimität, angesichts derer es ihr die Sprache verschlug. Ihr Herz hämmerte im Hals. Ihre Entschlossenheit, ihm zu widersprechen, hatte sich in Luft aufgelöst. Sie war völlig unfähig, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Wahrscheinlich deshalb ließ sie es wie gebannt geschehen, dass diese erfahrene männliche Zunge ihre Mundhöhle eroberte. Leonora klammerte sich an Alessandros Schultern, als ob es um ihr Leben ginge.
Wie konnte es sein, dass sich eine so streitlustige, renitente und lästige Frau an ihn klammerte, als ob sie
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