Lockende Flammen
müssen.
Entschlossen schob sie die schmerzhaften Gedanken beiseite. Die Frage, was sie anziehen sollte, stellte sich nicht, weil ohnehin nur ihre Jeans infrage kamen. Die ihre Stilberaterin kaum sonderlich beeindrucken würden.
Alessandro beobachtete von einer versteckten Nische im Flur aus, wie Leonora die Treppe herunterkam. Dummerweise weigerte sich sein Körper, auf seinen Verstand zu hören, und reagierte erschreckend pubertär. Trotz ihrer schlecht sitzenden Jeans und dem weiten Oberteil war er sich peinigend deutlich bewusst, dass sich unter dieser Kleidung nicht nur aufregende Brüste verbargen, sondern auch eine herrlich schmale Taille, die mit den Händen zu umspannen für jeden Mann ein sinnlicher Genuss war. Und diese endlos langen Beine! Falcon würde seine reine Freude daran haben.
Heute Morgen hatte sie ihre langen Locken zu einem dicken Zopf geflochten, wodurch ihre ausgeprägten Wangenknochen und der üppige Mund betont wurden. Seltsamerweise war ihm bisher entgangen wie schön sie war … und wie sinnlich. Letzteres hatte nur sein Körper auf Anhieb registriert.
Was wirklich ein Problem war.
Obwohl natürlich nicht die geringste Gefahr bestand, dass er sich mit Leonora Thaxton auf eine Affäre einlassen könnte, auf gar keinen Fall. Er war schließlich nicht umsonst so stolz auf seine Selbstbeherrschung. Wenn er sich gestern Abend nicht so über ihre Dreistigkeit geärgert hätte, wäre das alles gar nicht passiert. Und dann …
Am Fuß der Treppe angelangt, blieb Leonora stehen und schaute sich um. Caterinas Worten zufolge hatte sie eigentlich die Stilberaterin erwartet, aber jetzt kam Alessandro auf sie zu und sagte kühl: „Guten Morgen. Unsere Pläne haben sich leicht geändert. Ich komme mit.“
Leonora holte erschrocken Luft. Dabei spürte sie, wie ihr eine verräterische Röte in die Wangen kroch. Jeder Widerspruch war zwecklos, so viel war ihr klar. Und vielleicht hatte die Stilberaterin ja einen Rückzieher gemacht, nachdem Alessandro ihr erzählt hatte, dass sie ein hoffnungsloser Fall war.
„Die bekanntesten Designerläden sind in der Via Tournabouni, da gehen wir besser zu Fuß hin, sonst bleiben wir noch im Stau stecken.“
Leonora sparte sich eine Antwort. Egal was sie sagte, es würde nichts ändern.
Obwohl es erst neun Uhr morgens war, schien die Sonne bereits strahlend vom Himmel. Die Via Tournabouni war eine belebte, in der Altstadt gelegene Einkaufsstraße mit imposanten alten Gebäuden, die viele teure Geschäfte beherbergten. Um diese frühe Tageszeit war noch alles geschlossen, obwohl für Alessandro offenbar eine Ausnahme gemacht werden sollte. Zu diesem Schluss gelangte Leonora, als er vor einem der exklusiven Geschäfte stehenblieb, sein Handy herauszog und eine SMS tippte. Anschließend informierte er Leonora: „Ich habe Cristina, die dich gleich in ihre Obhut nehmen wird, erzählt, dass du mich nach Sizilien begleitest und dein Gepäck unterwegs verloren gegangen ist …“
Er unterbrach sich, als die Tür aufging und eine elegant gekleidete Frau auf der Schwelle erschien. Sie umarmte Alessandro und sagte überschwänglich. „ Ciao , Alessandro, wie schön, Sie bei mir begrüßen zu dürfen!“
Alessandro gab ihr auf jede Wange ein angedeutetes Küsschen und erwiderte: „Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, Tina.“
Wie viele Frauen mochte er wohl schon hierhergebracht haben? Aber warum interessierte sie das überhaupt … und wo kam diese plötzliche zornige Aufwallung her? Zornig, nicht eifersüchtig, wie Leonora sich selbst versicherte.
„Überhaupt nicht, Sandro, ganz im Gegenteil. Ich werde es Ihnen nie vergessen, dass Sie unsere Models für die letzte Modenschau gerade noch pünktlich nach New York geflogen haben.“
Dann hatte sie ihn vielleicht ungerechterweise verdächtigt.
„Und das hier ist Leonora, Tina“, sagte Alessandro. „Ich übergebe sie Ihnen zu treuen Händen.“
Nachdem er Tina erneut umarmt und Leonora kurz zugenickt hatte, wandte er sich um und ging mit langen Schritten die Straße hinunter. Statt froh zu sein, dass sie ihn endlich los war, fühlte sich Leonora seltsamerweise fast beraubt. Aber der Gedanke war in dem Moment vergessen, in dem Cristina sie hereinbat und die Tür hinter ihnen wieder abschloss.
„Das ist der Albtraum einer jeden Frau, stimmt’s? Dass unterwegs das Gepäck verloren geht, meine ich.“ Cristina warf ihr ein verschwörerisches Lächeln zu. „Bevor wir dazu übergegangen sind, Alessandros
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