Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lockende Flammen

Lockende Flammen

Titel: Lockende Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PENNY JORDAN
Vom Netzwerk:
bewirkte so eine Geschwisterkonstellation? Dass sie ständig das Gefühl hatte besser sein zu müssen als jeder Mann, oder wollte sie einfach nur besser sein als ihre Brüder? Im ers ten Fall würde sie auch nicht davor zurückschrecken, Sex als Mittel zum Zweck einzusetzen. Dann stellte sich allerdings die Frage, warum sie ihn noch nicht provoziert hatte.
    Alessandro war ein scharfsinniger Mann, der es hasste, wenn eine Rechnung nicht aufging. Und im Moment war Leonora Thaxton die Rechnung, die ärgerlicherweise nicht aufgehen wollte.
    Gerade als Leonora anfing zu überlegen, ob sie für diesen Gewaltmarsch nicht besser flache Schuhe angezogen hätte, öffnete Alessandro eine Flügeltür zu einem großen Salon mit gewölbter Decke, der vollgestopft war mit schweren dunklen Möbeln und so düster, dass Leonora froh war, ihn schnell hinter sich lassen zu können. Obwohl die Bibliothek, die sich daran anschloss, um keinen Deut freundlicher wirkte.
    Nachdem sie zwei weitere, noch dunklere Räume durchquert hatten, gelangten sie wieder auf einen Flur und von dort zu einem breiten Treppenaufgang, über den sie in das Foyer kamen, das Leonora sofort wiedererkannte.
    Obwohl weit und breit niemand in Sicht war, nahm Alessandro jetzt ihren Arm. Merkwürdigerweise fühlte sie sich ungewohnt zerbrechlich und sehr weiblich, obwohl sie auf ihren hohen Absätzen sieben Zentimeter größer war als normal. Noch alarmierender allerdings erschien ihr, dass sie den Wunsch verspürte, sich an Alessandro anzuschmiegen, während sie die Treppe hinuntergingen.
    Als Alessandro erkannte, dass Leonora sich an ihn presste, redete er sich ein, dass er es nur zuließ, weil es für Außenstehende der Beweis für ihre Ergebenheit und Hingabe war. Dass im Moment überhaupt niemand da war, spielte keine Rolle. Bald würden sie von Menschen umringt sein, da war es wichtig, möglichst vertraut zu wirken, und deshalb konnten sie ruhig schon mal üben.
    Unten durchquerten sie einen eleganten Salon mit goldenen, teils orientalisch anmutenden Möbeln. Einige Sessel und Sofas waren mit taubenblauer, verblichener Seide bezogen, in die ein goldenes Wappen eingestickt war, bei dem es sich nur um das Familienwappen der Leopardis handeln konnte. An der Decke hingen zwei funkelnde Kronleuchter, deren Strahlen sich in mannshohen Wandspiegeln mit vergoldeten Rahmen brachen.
    „Manche Einrichtungsgegenstände stammen noch aus Napoleons Zeiten“, erklärte Alessandro. „In die Lyoner Seide wurde das Familienwappen eingewebt. Angeblich plante einer unserer Vorfahren seinen ältesten Sohn mit Napoleons Schwester Pauline zu verheiraten. Es blieb allerdings bei dem Wunsch … zum Glück, vermutlich.“
    Der nächste Salon war in verblasstem Gelb gehalten. Nachdem sie ihn hinter sich gelassen hatten, hörte Leonora leises Stimmengewirr. Plötzlich war sie so aufgeregt, als ob sie wirklich diese junge Frau wäre, die zum ersten Mal dem Vater des Mannes, den sie liebte, begegnen sollte.
    Vor der Tür zögerte sie, aber da trat auch schon Falcon zu ihnen und sagte entspannt: „Schön, dass ihr da seid.“ Jetzt verflog ihr Unbehagen, sodass es ihr nicht schwerfiel, an Alessandros Arm den Saal zu betreten. Falcon machte den Anfang und bahnte ihnen einen Weg durch die noch längst nicht vollständige Schar der Gäste, die sich überwiegend aus Angehörigen der älteren Semester zusammensetzte. Die Dinnerjacketts der Männer waren mit Orden und Ehrennadeln geschmückt, während ihre Ehefrauen mit schwerem Goldschmuck aufwarten konnten.
    Alessandros Vater saß in einem Rollstuhl, den er als eine Art Thron zu betrachten schien. Er hatte stolze, arrogante Gesichtszüge, die er an seinen zweiten Sohn weitergegeben hatte. Sein immer noch volles silbernes Haar glänzte im Licht der Kronleuchter. Mit der Rechten umklammerte er den silbernen Knauf eines Krückstocks, und Leonora sah, dass seine Fingerknöchel stark angeschwollen waren. Im ersten Moment war sie beeindruckt von seiner imponierenden Ausstrahlung, doch sobald er den Kopf wandte und sie ansah, fühlte sie sich abgestoßen. Statt Alessandros stolzem Blick hatte der alte Prinz kleine stechende, verächtlich dreinblickende Augen. Es waren die Augen eines kaltherzigen dünkelhaften Mannes, der um seine Macht wusste und sie bis zur Neige auskostete.
    Leicht verspätet bemerkte sie, dass sich eine erwartungsvolle Stille über den Raum gelegt hatte. Die Gäste machten Platz, um Alessandro und Leonora zu seinem Vater

Weitere Kostenlose Bücher