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Lockende Flammen

Lockende Flammen

Titel: Lockende Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PENNY JORDAN
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Fall weniger wert ist als ein Erstgeborener und mindestens genauso erfolgreich sein kann.“
    „Ich will überhaupt niemandem etwas beweisen, und meinem Vater schon gar nicht. Ich lebe nach meinen eigenen Maßstäben.“
    Sie starrten sich erbittert an.
    „Das bildest du dir nur ein“, widersprach Leonora. „Wenn es nämlich so wäre, hättest du es nicht nötig gehabt, mich zu erpressen und hierhin zu verschleppen. Du weißt um deine Probleme …“
    „Und du um deine“, unterbrach Alessandro sie. „Du willst ständig besser sein als jeder Mann. Genau gesagt bist du so besessen von dem Gedanken, mit Männern konkurrieren zu müssen, dass du dich in ein Neutrum verwandelt hast, das allen Ernstes glaubt, Männer wären scharf auf Amazonen, die sich anmaßen, sämtliche Schlachten für sie zu schlagen.“
    „Das ist nicht wahr“, widersprach Leonora mit zitternder Stimme, aber insgeheim wusste sie, dass er einen wunden Punkt berührt hatte.
    Wie oft hatten ihre Brüder sie damit aufgezogen, dass sie auf Männer abschreckend wirkte? Das hatte sie verletzt, aber sie hatte sich nichts anmerken lassen, weil sie nicht wusste, in welche Richtung sie sich verändern sollte. Trotzdem stimmte es nicht, dass sie von dem Drang beseelt war, ständig mit Männern konkurrieren und siegen zu müssen. In ihrem tiefsten Innern sehnte sie sich danach, endlich auch einmal schwach sein zu dürfen, bei einem Mann, der sie verstand und ihr half, ihre Weiblichkeit zu finden. Aber wie sollte sie ein derart hohes Maß an Vertrauen jemals aufbringen, wenn sie immer befürchten musste, abgelehnt zu werden?
    Alessandro wusste, dass er übertrieben reagierte, aber Leonoras flammende Verteidigungsrede hatte einfach zu viele schmerzhafte Kindheitserinnerungen in ihm geweckt. Damals hatten seine Mutter und Falcon versucht, ihn vor seinem Vater zu beschützen, weil er noch zu klein gewesen war, um sich selbst zu verteidigen. Aber heute war er längst erwachsen und allein für sich verantwortlich. Eigentlich wäre es seine Aufgabe gewesen, Leonora zu beschützen, doch das ließ sie nicht zu. Stattdessen half sie lieber seinem Vater, ihn zu demütigen.
    „Vergiss nicht, warum du hier bist“, warnte Alessandro Leonora, während er einen Schritt zurücktrat. „Denk an deinen Bruder.“
    Nach und nach hatte sich der große Saal mit Neuankömmlingen gefüllt. Alessandro war von einer atemberaubenden Brünetten mit Beschlag belegt worden, die seinen Arm genommen und Leonora gebeten hatte, ihn kurz entführen zu dürfen, weil sie ihn ihrem Mann vorstellen wollte. Allerdings war auch Minuten später von besagtem Ehemann weit und breit nichts zu sehen, da war nur diese Frau, die mit hungrigen Blicken an Alessandros Lippen hing.
    Nicht dass es Leonora etwas ausgemacht hätte. Genauer gesagt war sie sogar froh, Alessandro los zu sein. Trotzdem hatte sie einen Kloß im Hals, obwohl sie alles tat, um sich abzulenken. Ein furchtbar lästiger Mann hatte eben endlos damit genervt, wann sie denn ihre Verlobung bekannt geben würden.
    Ein Kellner, der mit einem Tablett vorbeikam, bot ihr ein Glas Champagner an, aber Leonora lehnte ab. Sie war es nicht gewöhnt, so spät abends zu essen, deshalb war ihr jetzt schon fast schwindlig vor Hunger. Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet ihr, dass es erst neun war, und das hieß, dass sie sich bis zum Essen noch eine weitere Stunde gedulden musste.
    Ihre Füße in den zu hohen Schuhen brannten wie Feuer. Um sich Erleichterung zu verschaffen, schlüpfte sie aus einem Schuh, der dabei umkippte. Als Leonora sich bückte, um ihn wieder hinzustellen, spürte sie, wie sich der lange Reißverschluss hinten an ihrem Kleid öffnete. Starr vor Entsetzen hielt sie sich das Oberteil vor die Brust und wich bis an die Wand zurück. Was um Himmels willen sollte sie jetzt tun? Sie wusste nicht, wo die nächste Toilette war, und hier würde sie es nicht schaffen, den Reißverschluss zuzumachen. Dazu brauchte sie zwei freie Hände und viel Zeit, ganz abgesehen davon, dass sich das kleine Häkchen am Ende schon beim Anziehen widersetzt hatte.
    Wie gelähmt stand sie mit vor der Brust verschränkten Armen da und überlegte, wie sie sich aus der peinlichen Situation retten könnte. Alessandro würde wütend sein, wenn sie ihn bloßstellte, und sie selbst sehnte sich auch nicht gerade danach, ihr Kleid zu verlieren, vor allem, weil sie außer einem winzigen Slip nichts darunter trug.
    „Ist Ihnen kalt?“
    Leonora schrak zusammen.

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