Lockende Flammen
Falcon. Als sie den Kopf schüttelte, passte sie einen Sekundenbruchteil lang nicht auf, wobei das Kleid noch weiter nach unten rutschte. O Gott!
„Das war aber eine flammende Verteidigungsrede, die Sie da eben gehalten haben“, bemerkte Falcon lächelnd.
„Ich habe einfach nur meine Gefühle zum Ausdruck gebracht“, gab sie zurück. Und das war nicht einmal gelogen, auch wenn man ihre Worte vielleicht nicht ganz wörtlich nehmen durfte. „Aber Alessandro ist mir böse deswegen, in seinen Augen habe ich ihn gedemütigt.“ Leonora wusste nicht, warum sie das jetzt gesagt hatte, außer, dass Falcon einen durch seine besonnne Art zu allerlei Geständnissen geradezu verleitete.
„Er hat eben seinen Stolz.“
„Stimmt.“
Er musterte sie eingehend. „Sagen Sie, ist Ihnen wirklich nicht kalt?“
Wieder schüttelte Leonora den Kopf. Aber dann nahm sie all ihren Mut zusammen und fügte hinzu: „Es ist nur mein Kleid. Der Reißverschluss ist aufgegangen, und sobald ich mich bewege, laufe ich Gefahr, es zu verlieren.“
„Ach so, jetzt wird mir einiges klar!“ Falcon lachte so breit, dass seine weißen Zähne blitzten. „Nun, da Alessandro nicht hier ist, um Sie zu retten, erlauben Sie mir als seinem Bruder vielleicht, diese Rolle für ihn zu übernehmen?“
Seltsamerweise war ihr das Ganze plötzlich überhaupt nicht mehr peinlich, und alles, was sie fühlte, war Erleichterung. Es war fast so, als ob sie und Alessandro wirklich ein Paar wären und Falcon für sie so etwas wie ein Bruder wäre.
„Würden Sie das wirklich für mich tun? Ich wäre Ihnen schrecklich dankbar … obwohl mir schleierhaft ist, wie das unauffällig über die Bühne gehen soll.“
„Dann passen Sie jetzt mal gut auf.“ Noch während er sprach, streckte Falcon die Hand aus und zog sie in einem halben rechten Winkel zu sich heran. Nachdem er sie so vor fremden Blicken abgeschirmt hatte, kümmerte er sich um den Reißverschluss und schloss das Häkchen, wobei er eine Geschicklichkeit an den Tag legte, die keinen Zweifel daran aufkommen ließ, dass er viel Übung darin hatte, Reißverschlüsse an Frauenkleidern zu öffnen und zu schließen. Nachdem die Tat vollbracht war, lächelte Leonora ihn dankbar und erleichtert an.
Alessandro stand auf der anderen Seite des Raums und beobachtete Leonora und seinen Bruder mit wachsender Verärgerung. Sie flirtete doch tatsächlich mit Falcon, obwohl er sie ausdrücklich gewarnt hatte. Sie lachte und scherzte mit seinem Bruder, während dieser viel zu dicht bei ihr stand. Jetzt schlug Alessandros Verärgerung in Wut um – nicht in Eifersucht, sondern wirklich in Wut, wie er sich selbst versicherte. In eine Wut, die so brandgefährlich und glühend heiß war wie die flüssige Lava des Ätnas.
Sie machte es nur, um ihn zu provozieren, so war das. Sie musste es einfach absichtlich machen. Nun, sie würde bald erfahren, dass er sich von niemandem vorführen ließ – und von ihr schon gar nicht.
8. KAPITEL
„Ich hoffe, es hat dir Spaß gemacht, mit meinem Bruder zu flirten. Dein Pech, dass am Ende dein Bruder dafür bezahlen muss.“
Sie waren auf dem Weg zu dem Buffet, das für die Hausgäste aufgebaut worden war, und Alessandros Worte veranlassten Leonora, abrupt stehenzubleiben.
„Ich habe mit überhaupt niemandem geflirtet.“
„Du lügst. Ich bin schließlich nicht blind. Und glaub ja nicht, ich wüsste nicht, warum du gegen meine Anweisungen handelst. Weil du unbedingt immer gewinnen musst, richtig? Aber gegen mich kannst du nicht gewinnen, glaub mir, Leonora.“
„So war es doch gar nicht“, protestierte sie. „Willst du wissen, was dein Problem ist? Du bist so besessen von dem Gedanken, dass du nur zweite Wahl bist, dass du schon an Verfolgungswahn leidest.“
Das tat weh. Alessandro packte sie am Arm und zog sie in einen kleinen Vorraum, wo er die Tür zumachte, bevor er sagte: „Auch wenn Falcon so tut, als ob er ein Interesse an dir hätte, kann ich dir versichern, dass das nicht der Fall ist. Er glaubt einfach nur, mich wieder einmal vor einem Fehler bewahren zu müssen. Aber das muss er nicht, weil ich denselben Fehler nämlich nie zweimal mache, das weiß Falcon bloß noch nicht. Ich habe mich einmal von einer Frau benutzen lassen, die es eigentlich auf Falcon abgesehen hatte, aber das habe ich mir eine Lehre sein lassen.“
Und zwar eine sehr schmerzhafte, das konnte Leonora ihm nur zu deutlich ansehen.
„Liebst du sie immer noch?“, platzte sie heraus.
Sie sah
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