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Lockende Flammen

Lockende Flammen

Titel: Lockende Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PENNY JORDAN
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durchzulassen. Aus irgendeinem Grund hatte Leonora den Eindruck, dass die Feindschaft zwischen Vater und Sohn ein offenes Geheimnis war.
    „Wie ich sehe, hast du deine Freundin mitgebracht, Alessandro. Ist dir eigentlich bewusst, was für ein hohes Risiko du damit eingehst? Immerhin läuft der Zweitgeborene ständig Gefahr, vom Erstgeborenen überboten zu werden … in jeder Hinsicht. Oder hast du das immer noch nicht begriffen? Eine Frau sucht ganz naturgemäß nach dem bestmöglichen Vater für ihre Kinder, deshalb bleibt dem Zweitgeborenen gar nichts anderes übrig, als sich mit den Resten zu begnügen, die der Erstgeborene übrig lässt.“
    Alessandros Vater war nicht nur zynisch und grausam, sondern auch durch und durch böse. Leonoras Herz begann vor Empörung schneller zu schlagen. Wie schrecklich, wenn ein Vater so etwas zum eigenen Sohn sagte, und dann auch noch in aller Öffentlichkeit. Der alte Prinz hatte soeben unterstellt, dass jede Frau sich, vor die Wahl gestellt, prinzipiell für seinen älteren Bruder entscheiden würde und nie für Alessandro. Damit hatte der alte Mann nicht nur Alessandro beleidigt, sondern auch sie selbst.
    Leonora straffte die Schultern und erklärte mit Entschiedenheit: „Alessandro weiß genau, dass kein anderer Mann je seinen Platz in meinem Herzen einnehmen könnte.“ Man meinte fast hören zu können, wie die Gäste um sie herum den Atem anhielten. „Und ich liebe ihn nicht, obwohl er der Zweitgeborene ist, sondern gerade weil er es ist.“
    „Machen Sie sich nicht lächerlich“, erwiderte der Prinz kalt. „Keine Frau würde freiwillig auf ein solches Privileg für ihren Sohn verzichten. Für einen Titel waren die Frauen schon immer zu allem bereit, dafür haben sie nicht nur gelogen und betrogen, sondern sogar gemordet.“
    „Für die Vergangenheit mag das gelten, aber die Zeiten haben sich zum Glück gewandelt. Heutzutage wünscht sich eine Frau einen verantwortungsvollen und liebenden Vater für ihr Kind und die Möglichkeit, dass es frei und ungehindert von Erwartungen aufwachsen kann. Alessandro hat einem Kind weit mehr zu geben als nur einen leeren Titel.“
    Leonora hörte das Raunen, das sich um sie herum erhob. Doch als sie Alessandros grimmiges Gesicht sah, war die Siegesgewissheit, die sie in sich aufsteigen fühlte, im Nu verflogen.
    Auch der Prinz wirkte nicht im Mindesten beeindruckt.
    „Pah!“, rief er aus. „Das bilden Sie sich vielleicht im Moment ein, doch auf Dauer wird sich keine Frau mit einem Mann zufriedengeben, der nur stumm daneben steht, während sie sich gezwungen sieht, ihn zu verteidigen. Aber du hast dich ja schon immer hinter Weiberröcken versteckt, nicht wahr, Alessandro? Du hast dich wirklich kein bisschen verändert.“
    „Genauso wenig wie du, Vater“, gab Alessandro in schneidendem Ton zurück. „Aber ich habe nicht vor, mich von einem kranken alten Mann, dessen Zeit bald abgelaufen ist, in eine Auseinandersetzung verwickeln zu lassen. Auch wenn du es noch so sehr darauf anlegst.“
    Ohne eine Erwiderung abzuwarten, drehte Alessandro sich um und machte Leonora mit einem Paar bekannt, das hinter ihnen stand. Die beiden waren Restauratoren und mit der Arbeit an örtlichen Projekten befasst, und Leonora hörte in Alessandros Stimme eine Sympathie mitschwingen, die unübersehbar auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Nach einer Weile bat Alessandro das Paar, ihn und Leonora zu entschuldigen, angeblich, um sie noch weiteren Gästen vorzustellen. Aber das tat er nicht, sondern zog Leonora in eine Nische und baute sich machtvoll vor ihr auf.
    „Wenn dich mein Vater dafür bezahlt hätte, dass du mich demütigst, hättest du deine Sache nicht besser machen können“, schleuderte er ihr wütend entgegen.
    „Was redest du? Ich habe dich doch nur verteidigt!“
    „Verteidigt? Du hast mich verteidigt? Und warum, wenn ich fragen darf? Umgekehrt muss es sein. Ich muss dich verteidigen, das ist meine Aufgabe. Ein Mann schützt sich selbst und all jene, die auf seinen Schutz angewiesen sind. Eine Frau schützt ihr Kind. Aber du musstest natürlich unbedingt wieder einmal das Kommando übernehmen, stimmt’s? Auch wenn ich dadurch gedemütigt werde.“
    „Und das sagst ausgerechnet du? Du bist doch so erpicht darauf, immer alles zu kontrollieren! Das ist wirklich ein starkes Stück. Und du merkst nicht mal, was für einen Unsinn du da redest, weil du glaubst, deinem Vater unbedingt beweisen zu müssen, dass ein Zweitgeborener auf gar keinen

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