Lockende Flammen
die sichtbaren Anzeichen seiner Erregung immer noch nicht ganz abgeklungen waren. Auch die Welle aus Mitgefühl für sie und Wut über ihren Vater, die jetzt über ihm zusammenschlug, wollte er vor ihr verbergen.
Nachdem er sowohl seinen Körper wie auch seine Gefühle wieder im Griff hatte, drehte er sich um und sagte: „Es muss schwer für dich gewesen sein, ohne Mutter aufzuwachsen.“
„Nicht schwerer als für meine Brüder oder für dich und deine Brüder“, gab sie zurück.
Sie schauten sich tief in die Augen. Alessandro begann zu ahnen, dass da irgendetwas zwischen ihnen war, was ein genaueres Hinsehen lohnte. Trotzdem hakte er lieber nicht nach und beschloss, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Sie und er hatten nichts gemeinsam. Ende.
Wirklich nicht?
Höchstens, dass sie beide ständig gezwungen gewesen waren, sich durchzusetzen … mutterlose mittlere Kinder. Aber das bedeutete nichts. Gar nichts.
Er zog den Vorhang zurück und inspizierte auf der Suche nach der Spinne ausführlich Fensterbrett und Fenster, das einen Spaltbreit geöffnet war. Nachdem er nichts entdeckte, machte er das Fenster fest zu und untersuchte die Wand und den Fußboden in nächster Nähe, bevor er sich zu Leonora umdrehte und sagte: „So, jetzt kannst du ruhig schlafen, die Gefahr ist gebannt.“
Leonora nickte und seufzte erleichtert auf.
„Danke. Du musst mich für völlig idiotisch halten, auch wenn du es nicht sagst.“ „Bestimmt nicht, weil du dich vor Spinnen fürchtest. In anderer Hinsicht vielleicht schon.“
Deutlicher konnte er es nicht sagen. Wenn sie auch nur einen Funken Verstand besaß, würde sie spätestens jetzt einsehen, dass sie den Kampf mit ihm nicht gewinnen konnte. Einfach, weil er nicht bereit war, sich manipulieren zu lassen, auch wenn sie noch so viele Gemeinsamkeiten zwischen ihnen in die Waagschale warf.
In anderer Hinsicht vielleicht schon? Was hatte er damit gemeint? Leonora wusste es nicht, aber ihr war klar, dass die Bemerkung nicht als Kompliment gemeint war. Die burschikose Leonora hätte jetzt eigentlich sofort nachhaken müssen, aber die verletzliche Leonora, die sie in ihrem tiefsten Innern war, reagierte auf seine Kritik außerordentlich empfindlich und wollte nicht riskieren, durch eine Erklärung, die ihr nicht gefiel, erneut verletzt zu werden.
Während Alessandro zurück zum Bett ging, sagte er aus einer spontanen Regung heraus: „Ich konnte unseren ungebetenen Gast zwar nirgends entdecken, aber wenn du willst, können wir im Bett die Seiten tauschen, vielleicht schläfst du dann ja ruhiger.“
Warum um alles in der Welt bot er so etwas an? Er sollte wirklich keine Rücksicht auf ihre Ängste nehmen, sonst bildete sie sich womöglich noch ein, er wolle ihr einen Gefallen tun, und das war bestimmt nicht der Fall.
Leonora starrte ihn sprachlos an. So rücksichtsvoll behandelt zu werden war sie nicht gewöhnt, und das ausgerechnet von Alessandro!
„Meinst du das ernst?“ In ihrer Stimme schwang Ungläubigkeit mit. „Das wäre wirklich riesig nett.“
Er hätte sein Angebot am liebsten sofort wieder zurückgezogen, so übertrieben fand er ihre Reaktion, aber das war nicht möglich. Also zuckte er nur beiläufig die Schultern und sagte mürrisch: „Ich möchte einfach nur noch ein paar Stunden Schlaf, das ist alles.“
Seine unwirschen Worte brachten Leonora sofort wieder auf den Boden der Realität zurück. Natürlich machte er es nicht für sie, sondern nur, weil er weiterschlafen wollte. Wie hatte sie etwas anderes auch nur denken können? Sie hätte sich gern entschuldigt, aber sie wagte es nicht, weil sie befürchtete, dass er an ihrer Stimme hören könnte, wie gedemütigt sie sich fühlte. Deshalb legte sie sich einfach nur schweigend auf seinen Platz. Aber als ihr aus dem warmen Bettzeug sein Duft in die Nase stieg, spannte sie sich an. Und so sollte sie jetzt schlafen? Oje!
Sie drehte Alessandro den Rücken zu, schloss die Augen und versuchte seine Anwesenheit einfach zu ignorieren, doch das war unmöglich. Erst senkte sich die Matratze, als er sich ins Bett legte, dann spürte sie, wie er sich ihr näherte. Leonora stockte der Atem. Was hatte er vor? Jetzt war er dicht hinter ihr. Sie konnte seine Körperwärme spüren. Als sein Bein das ihre streifte, bekam sie heftiges Herzklopfen, während sie von heißem Verlangen überschwemmt wurde.
Er streckte den Arm aus und beugte sich über sie … um sie an sich zu ziehen? Zwischen ihren Schenkeln begann es
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