Lockende Flammen
Stelle. Um zu verhindern, dass er ihr beschämendes Geheimnis entdeckte.
Stopp!, schrie eine innere Stimme. Ja, sie musste es tun, unbedingt … aber vielleicht ja noch nicht gleich, nicht sofort, nicht ausgerechnet jetzt, wo er sie so unglaublich sinnlich berührte, wo seine Fingerspitzen die Stelle ertasteten, die seiner Berührung am allermeisten entgegenfieberte.
Sie war wie Samt und Rosen, betörend wie der Duft der Nacht und die ewige Verlockung von Ebbe und Flut. Sie war eine Frau, seine Frau, und er liebte sie mehr als alles andere auf der Welt.
O Gott, das war zu viel. Sie musste ihn aufhalten, solange es noch möglich war. Leonora versuchte Alessandro von sich wegzuschieben, ihr Herz hämmerte in einer Mischung aus unerträglicher Anspannung und Traurigkeit, es war schwer vor Liebe und Verlangen und Furcht vor dem, was sie tun musste.
Sie versuchte ihn zu stoppen. Sie wollte ihn aufhalten, weil sie ihn nicht liebte.
Alessandro hatte geglaubt, die Bedeutung von Verzweiflung und Verlust zu kennen, doch jetzt wurde ihm klar, dass er bis jetzt gar nichts gekannt hatte. Als er Leonora losließ, zitterten seine Hände. Seine Kehle war rau und seine Stimme heiser.
„Warum weist du mich zurück? Du willst mich! Ich weiß genau, dass du mich willst! Wenn das ein Machtkampf sein soll …“
Leonora schüttelte den Kopf. Sie hatte es ihm eigentlich nicht sagen wollen, aber die Intimität, die sie eben geteilt hatten, schuf ihre eigene Realität – ganz davon abgesehen, dass sie ein hoffnungslos ehrlicher Mensch war.
„Es ist kein Spiel. Es stimmt ja, ich will dich auch. Aber wenn du erst die Wahrheit über mich weißt, willst du mich bestimmt nicht mehr. Du ahnst nicht, wie peinlich mir das alles ist … ich schäme mich so. Eine Frau wie mich würde kein Mann wollen, und du schon gar nicht.“
Ihre Stimme klang tränenerstickt.
Um Himmels willen, was hatte sie getan? Was trug sie für Geheimnisse mit sich herum, Geheimnisse, derer sie sich schämen musste?
„Es ist ganz normal, dass es vor mir andere Männer gab. Aber …“
Leonora war machtlos gegen das hysterische Lachen, das in ihrer Kehle aufstieg.
„Natürlich ist es normal, das ist es ja. Aber es gab keine anderen Männer – eben weil ich nicht normal bin. Oder wie soll man es sich sonst erklären, dass ich immer noch Jungfrau bin?“
Die Luft im Zimmer wurde bleischwer, die Zeit blieb stehen. Alessandro schaute Leonora an. Sein Herz, das eben noch heftig geklopft hatte vor Erregung, raste jetzt vor Ungläubigkeit.
„Was? Du bist noch Jungfrau?“
„Ja“, gestand Leonora heiser, dann reckte sie trotzig das Kinn. Der Wildfang trat wieder auf den Plan. „Zum Totlachen, stimmt’s? Vielleicht sollte ich ja ein Warnschild um den Hals tragen, auf dem ‚Vorsicht, Jungfrau‘ oder so was Ähnliches steht. Schon gut, spar dir deine Worte, ich weiß genau, wie du dich fühlst. Natürlich hat ein Mann wie du keine Lust, mit einer Jungfrau ins Bett zu gehen, noch dazu, wenn ihr Verfallsdatum schon lange abgelaufen ist. Du willst mit einer Frau Spaß beim Sex haben, und das ist mit einer Frau wie mir, die den Anschluss verpasst hat, eben einfach nicht möglich …“
Großer Gott … eine Jungfrau. Sie war noch Jungfrau .Und sie litt heftig darunter, weil sie seinen Spott und seine Zurückweisung fürchtete.
„Du hast recht“, sagte er sanft. „Es stimmt, ich will mit einer Frau beim Sex Spaß haben, ich will eine Frau, die mir genauso viel Lust bereitet wie ich ihr, eine Frau, die meine Liebe und mein Begehren erwidert.“
Er nahm ihre Hand, und sie wehrte sich nicht dagegen. Sie war wie gelähmt und hatte keine andere Möglichkeit, als ihrem Schmerz, der über ihr zusammenschlug, freien Lauf zu lassen.
„Und diese Frau bist du, Leonora“, fuhr er fort. „Ich will keine andere Frau als dich.“
„Bestimmt nicht!“, protestierte sie, fest überzeugt davon, dass er sich einen grausamen Scherz mit ihr erlaubte.
„Doch.“
„Aber verglichen mit Sofia bin ich ein völlig hoffnungsloser Fall! Ich bin nicht einmal entfernt so sinnlich und erfahren wie sie.“
Alessandro schnaubte verächtlich. „Sofia ist knallhart und kein bisschen sinnlich. Wahre Sinnlichkeit hat nichts mit Techniken und Erfahrung zu tun, sondern kommt von innen. Es kommt auf den Gleichklang der beiden Partner an, wie gut man zusammenpasst oder nicht. Falcon hat mir erst heute gesagt, wie sehr er mich um unsere Gemeinsamkeiten beneidet. Ich bin nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher