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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Spanier reich mit Schätzen beladen war. Wir teilten die Beute, und Commodore Anson bat mich, vorauszusegeln und seine baldige Ankunft zu melden. Da meine Laderäume auch schon mit Gewürzen aller Art gefüllt waren, machte ich mich umgehend auf den Weg nach England – nicht zuletzt um meine Braut nunendlich heimzuführen.“
    „Eure Braut, Sir?“ Brock blickte fragend von Crispin zu Julianna.
    „Meine Braut, allerdings. Willst du damit sagen, dass Onkel Edmund dir nie reinen Wein über seine Scheinheirat eingeschenkt hat?“
    „Scheinheirat?“, wiederholte Brock mit ausdrucksloser Miene.
    „Wir haben es niemandem gesagt, Crispin“, griff Julianna ein. „Anfangs hatte Sir Edmund nämlich große Bedenken, dass Jerome es erfahren und uns dann Schwierigkeiten machen könnte.“
    Diese Erklärung schien Crispin zu befriedigen. „Aber so ein heller Kopf wie du hat doch zumindest Verdacht geschöpft, nicht wahr?“, wandte er sich wieder an Brock.
    „Gewiss, Sir“, erwiderte Brock unschlüssig. „Ich habe mich natürlich gewundert, dass Euer Onkel so Hals über Kopf geheiratet hat. Jetzt verstehe ich natürlich die Zusammenhänge.“
    Trotz dieser Behauptung warf er Julianna einen zweifelnden Blick zu.
    Wo war er nur, und wie kam er hierher? Edmund sah sich blinzelnd in der rauchigen Schankwirtschaft um und blickte dann voller Abscheu in die trübe Flüssigkeit auf dem Grunde seines Weinglases. Irgendwann, und wohl sehr spät, hatte er sich auf den Heimweg vom Chapterhouse gemacht, war von seinem üblichen Wege abgewichen und durch fröhlichen Gesang zum Eintreten verlockt worden. Alles erschien ihm besser als das stundenlange Umherwandern in den kalten Straßen, bis er einen Grad der Erschöpfung erreicht hatte, der ihm wenigstens ein paar Stunden der Ruhe versprach.
    Er hatte gehofft, seine Sorgen draußen im winterlichen Nebel lassen zu können, aber sie hatten sich an seine Fersen geheftet. Bitterkeit, Schmerz und Scham waren armselige Trinkgenossen. Und sie hatten noch einen weiteren Gefährten an den Tisch geholt – quälendes Verlangen.
    Wie kannst du nur diese Frau immer noch so leidenschaftlich begehren, wütete Edmund gegen sich selbst. Sie hatte ihn in Versuchung geführt und dazu gebracht, keinen Gedanken mehr an Crispin zu verschwenden. Dabei hatte sie sich nicht das Geringste aus ihm gemacht. Im selben Augenblick, da Crispin über die Schwelle trat, war sie ihm in die Arme geflogen. Skeldon hatte vollkommen recht gehabt. Nie hätte er sein Haus dieser Kokotte öffnen dürfen, mit ihren wilden, herausfordernden Locken und Augen und Lippen, die einen Mann ins Verderben bringen konnten. Oh, verdammt! Verdammt! Wieder stand ihr Bild vor seinen Augen. Würde sie denn nie aufhören, ihn zu peinigen?
    Mit einer müden Geste befahl er eine neue Flasche Wein.
    Mit offenen Augen starrte Julianna ins Dunkel. Es musste mindestens schon drei Uhr sein. Seit Crispins Heimkehr wachte sie jede Nacht zu dieser grauen Stunde auf und quälte sich mit Fragen herum, auf die es keine Antwort gab … Fragen zu zwei guten, anständigen Männern und ihren Gefühlen für sie beide.
    Bei all diesen ungelösten Problemen wusste sie eines zumindest genau: Crispins Zuneigung zu ihr hatte sich nicht verändert. Er war so feurig und galant wie eh und je. Was ihre Liebe zu ihm anging, war sie sich nicht so sicher. Aber wer konnte schon Crispins gewinnendem Charme widerstehen?
    Und Edmund? Was war mit ihm? Hatte er denn wirklich etwas für sie übrig? Was hatte ihm die Nacht auf dem Maskenball bedeutet? Hatte er versucht, sich ihr in seiner vorsichtigen Art zu nähern? Oder hatte er in kalter, berechnender Art nur ihre Treue zu Crispin auf die Probe stellen wollen? War das vielleicht der Grund, weshalb er sie seit dessen Rückkehr so augenfällig mied?
    Ihre eigenen Gefühle für ihn waren aber ebenso schwer zu begreifen. Konnte sie selbst doch nicht mit Sicherheit sagen, ob die Liebe, die zaghaft, aber dann um so herrlicher erblüht war, mit der Zeit verblassen und welken würde, oder ob ihre Wurzeln immer tiefer eindringen und jede Aussicht auf eine glückliche Zukunft mit Crispin zunichte machen würden.
    Crispin sah es als selbstverständlich an, dass Edmund unverzüglich die Annullierung seiner Ehe einleitete, und hatte schon mehrmals sein Unverständnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass er seinen Onkel nie dazu bringen konnte, mit ihm darüber zu sprechen. Auch sie selbst hatte keine Eile damit, denn der Gedanke an eine

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