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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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beide habt das miteinander ausgeheckt?“
    „Ah, Edmund. Ich habe mich schon gefragt, wo du wohl steckst.“ Vanessa machte sich nicht einmal die Mühe, ihm die Hand zu reichen. „Und was die Verschwörung anbelangt, die du uns unterstellst, so habe ich noch nie etwas Lächerlicheres gehört, selbst von dir nicht. Von dem Wirrwarr hier hat man mir eben erst berichtet. Aber im Unterschied zu den Gentlemen“, sie betonte dieses Wort spöttisch, „war mir sofort klar, dass die arme Julianna in einer Lage ist, aus der ihr ein Ausweg geboten werden muss. Offensichtlich bin ich in dieser Absicht keinen Augenblick zu früh gekommen.“
    Nun, von mir aus kann Vanessa die Gelegenheit benutzen, um ihre Rechnung mit mir zu begleichen, dachte Edmund.
    „Wenn sie mein Haus unerträglich findet“, versetzte er erbost, „dann soll sie in Gottes Namen gehen.“ Er wandte sich um und ging zur Treppe zurück. „Ich bin froh, wenn ich euch beide los bin.“
    „Du solltest deine Manieren wieder etwas verfeinern, verehrter Cousin“, rief Vanessa ihm nach. „Sie haben sich in letzter Zeit auf skandalöse Weise verschlechtert.“
    „Ach, ihr dürft Onkel Edmund nicht so ernst nehmen“, versuchte Crispin, die Damen zu beruhigen. „Er hasst doch einen solchen Tumult, der ihn um seine Ruhe bringt.“
    „Ich nehme ihn äußerst selten ernst“, erwiderte Vanessa verächtlich.
    Edmund hörte noch, wie Crispin und Vanessa hinter seinem Rücken herzhafter lachten, als es diese harmlose Bemerkung verdient hatte, und er vernahm auch schnelle, leichte Schritte hinter sich.
    „Edmund!“ Julianna hielt ihn am Ärmel fest. „Dieses Haus bot mir eine Zuflucht, als ich sie am dringendsten brauchte. Du warst mein Beschützer, als ich keinen anderen mehr hatte. Deshalb schulde ich dir mehr Dank, als ich je werde abstatten können. Wenn du willst, dass ich bleibe, braucht es nur eines Winkes von dir.“
    Jedes ihrer Worte riss eine tiefe Wunde in Edmunds Brust. Einen Augenblick lang fand er weder Kraft noch Mut zu einer Antwort. Doch dann kamen ihm die harten Erfahrungen seiner Kindheit zu Hilfe. Zeige deinen Schmerz nicht. Verhalte dich so, als mache es dir nicht das Geringste aus .
    Ohne Julianna anzusehen, erwiderte er scheinbar gelassen: „Deine Dankesschuld begleichst du am besten, indem du meinem Neffen eine liebende und treue Frau wirst. Ich werde den Antrag zur Annullierung unserer Ehe noch vor Ablauf dieser Woche stellen.“
    Er schüttelte Juliannas Hand ab und stieg langsam, Stufe für Stufe, nach oben. Ebenso ruhig und bedachtsam ging er über den Korridor zu seinem Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Immer wieder sagte er sich, dass es das Beste sei, wenn Julianna nicht mehr in diesem Hause weilte. Aber trotz aller Bemühungen konnte er nicht daran glauben.

26. KAPITEL
    „Stelle dir doch nur vor, Liebste, in einem knappen Monat sind wir verheiratet und auf dem Weg in die Südsee.“ Wohlig atmete Crispin die frische Frühlingsluft ein. „Ich bin sicher, du wirst das Leben an Bord lieben lernen, wenn du dich erst daran gewöhnt hast.“
    Eine ungewöhnlich warme Aprilsonne beschien die Pfade in den Gärten von Vauxhall, an deren Rändern sich Hyazinthen und Narzissen im Frühlingswind wiegten. Die sommerlichen Temperaturen der vergangenen Tage hatten auch die Blüten an Bäumen und Sträuchern zur vollen Entfaltung gebracht.
    „Gehe doch bitte etwas langsamer, Crispin.“ Julianna schalt sich insgeheim wegen ihres scharfen Tones. „Ich glaube, Vauxhall war keine so gute Idee. Das Wetter ist zwar herrlich, aber die Wege sind noch immer voller Schlamm.“ Demonstrativ hob sie den beschmutzten Saum ihres Rockes.
    Crispin lachte. „Gut, wenn wir nicht spazieren gehen können, dann lass uns ein wenig auf dieser Bank Platz nehmen, um den Sonnenschein zu genießen und den gefiederten Sängern zuzuhören. Warte nur, wenn du erst die farbenprächtigen Vögel der Tropen zu Gesicht bekommst. Diese üppigen Federn! Unsere kleinen Schwalben und Zaunkönige müssen daneben vor Neid erblassen.“
    Das Gezwitscher der Vögel erschien Julianna jedoch wenig anziehend, und das Gras sah ihrer Meinung nach schon regelrecht vertrocknet aus. Sogar der warme Wind brachte nur den Geruch nach verrottendem Laub und Pferdeställen mit. Unwillkürlich kam ein tiefer Seufzer über ihre Lippen.
    „Du meine Güte!“ Crispin unterbrach seine begeisterte Beschreibung der exotischen Fauna und warf Julianna einen halb besorgten, halb

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