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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Julianna. Sie nahm den ihr gebotenen Arm und wies auf die Tanzfläche. „Ich befehle eine Gavotte, mein Herr, danach eine kleine Erfrischung und noch mehr von Euern hübschen Komplimenten.“
    „Das ist ein sehr angenehmes Programm, hochverehrte Herrscherin aller Elfen.“
    Damit begann ein Abend voller Verlockung und rauschhafter Schwärmerei. Die Atmosphäre flirrte und flimmerte wie die warme Luft über den Hunderten von Kerzen im Saal. Julianna und ihr fahrender Ritter hielten ihre erfundene Identität aufrecht und tändelten und schmeichelten. Ein Hauch von Sinnenlust lag in jeder ihrer Bewegungen, in seinem dunkel fordernden Blick, in ihrem leise glucksenden Lachen. Ihre Berührungen durchzuckten die Körper wie Elmsfeuer und verwandelten das Blut in schweren Wein. Die samtweichen Phrasen und poetischen Komplimente kamen ihnen mühelos über die Lippen. Sie blieben unter sich und hatten für nichts anderes Augen. Die Stunden vergingen wie im Traum – süß, flüchtig und viel zu schnell. Schon begann sich die Schar der Gäste zu lichten. Die Kerzen waren heruntergebrannt, und hier und da nickte bereits ein Lakai in einer dunklen Ecke ein. Es wurde Zeit für den Abschied.
    Der Ritter zog Julianna in eine von einem Vorhang verdeckte Nische des Ballsaales.
    „Habt acht auf Eure Tugend, Herr Ritter. Soviel ich weiß, habt Ihr Euch zu einem mönchischen Dasein verpflichtet.“ Juliannas Stimme war leicht, scherzhaft scheltend und hielt damit den Ton ihrer nächtlichen Liebelei.
    Seine Antwort war dessen ungeachtet jedoch auf einmal ernst und eindringlich. „Selbst wenn dem so ist, bin ich doch – zwar noch Sterblicher – verzaubert vom Elfenreich und von Amors fröhlicher Heimtücke.“ Die von der Maske beschatteten Augen glühten bei diesen Worten, und seine Hände umschlangen ihre schlanken Finger.
    Auf diesen Augenblick hatte Julianna seit dem Sommer voller brennender Sehnsucht gewartet. Ein Gefühl wilder Glückseligkeit erfüllte sie.
    „Eure Worte sind süß wie Honig und machen trunken wie Wein. Selbst ein Weib aus dem Feenreich könnte ihr Herz an Euch verlieren, auch wenn es anderweitig gebunden ist.“ Sie hob den Kopf und bot ihm den leicht geöffneten Mund dar.
    „Das Herz Eurer Majestät könnte nicht zärtlicher verwahrt werden“, flüsterte der Fremde, bevor sich ihre Lippen berührten.
    Ein Schauer rann über Juliannas Körper wie ein verzehrendes Fieber. In den vergangenenMonaten hatte Edmund ihr nur die Hand geküsst, vielleicht auch einmal die Stirn. Hin und wieder hatten sich ihre Wangen voller Herzlichkeit gestreift. Doch nun trafen sich zum ersten Male ihre Lippen, und die Welt versank in einem Meer von Glück. Hingebungsvoll schlang Julianna ihre Arme um seinen Nacken und spürte zugleich seine Hände in ihrem Haar.
    Dann wurden Edmunds Küsse fester und heißer, wie getrieben von einer kaum zu bändigenden Inbesitznahme. Juliannas Herz raste, und die Woge ihrer Leidenschaft drohte als Antwort auf diese Glut über ihr zusammenzuschlagen. Nur ein Gedanke war noch in ihr, triumphierend, jubelnd: Endlich, endlich gehört Edmund mir!
    Als Julianna am anderen Morgen erwachte, war es bereits heller Tag. Sie streckte sich wohlig, während ein verstohlenes Lächeln um ihre Mundwinkel spielte. Mit einem leisen, kehligen Lachen ließ sie die Finger durch ihr Haar gleiten, wie Edmund es getan hatte. Mit der Zungenspitze fuhr sie sacht über ihre Lippen, die noch brannten von seinen Küssen, so wie ihr Körper prickelte in der Erinnerung an seine Nähe und vor Sehnsucht nach mehr … viel mehr …
    Von heute an würde ein neues Leben beginnen. Nun da sich erwiesen hatte, dass Edmund sie begehrte und sogar lieben könnte, musste sie alles daran setzen, seinen Widerstand dagegen zu brechen und ihn zu überzeugen, dass sie zusammengehörten. Welche Gründe auch immer sie beide vor den Traualtar geführt hatten – sie waren vor Gott und der Welt Mann und Weib. Er würde verstehen, dass die Liebe und Leidenschaft, die zwischen ihnen gewachsen war, als ihr Schicksal hingenommen werden musste.
    Da es Gwenyth offensichtlich aufgegeben hatte, im Salon auf das Erwachen ihrer Herrin zu warten, blieb Julianna nichts anderes übrig, als sich in der Ankleidekammer selbst ein Gewand herauszusuchen. Einen Augenblick lang hatte sie in Betracht gezogen, noch einmal das Kostüm der Elfenkönigin anzulegen. Doch da sie heute ihre wahren Gefühle für Edmund offenbaren wollte, schien eine Verkleidung nicht

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