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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Prognose. „Und was kann ich für ihn tun?“
    „Ich fürchte, sehr wenig“, räumte Doktor Cail seufzend ein. „Das Fieber resultiert aus dem fehlenden Gleichgewicht der vier menschlichen Temperamente. Mit ihm geht eine Erschütterung der Milz einher, die ein Übermaß an Blut verursacht. Seht zu, dass Ihr den Kranken so ruhig wie möglich haltet, gebt ihm viel zu trinken und kühlt seine Stirn. Es soll auch ein sehr wirksames Tonikum geben, das aus der Rinde eines in Indien wachsenden Baumes gewonnen und dort mit gutem Erfolg angewendet wird. Es ist allerdings sehr bitter. Der letzte Fieberanfall ist übrigens der gefährlichste, und ich schlage einen raschen Aderlass vor, wenn das Fieber am höchsten ist. Nun lasst den Kopf aber deswegen nicht hängen. Ich weiß, dass manche meiner Kollegen diese Behandlung übertreiben. Klug angewandt ist sie jedoch im Kampf gegen das Fieber durchaus tauglich.“
    Trotz dieser aufmunternden Worte wurde Juliannas Miene immer sorgenvoller. „Hoffentlich mache ich alles richtig“, murmelte sie, während sie dem Doktor ins Krankenzimmer folgte.
    „Nun, vor allem solltet Ihr Euch jetzt etwas Ruhe gönnen“, erklärte Jonathan Cail, während er mit einem geübten Handgriff Sir Edmunds Puls fühlte und dann einen Augenblick lang auf dessen Atem lauschte. „Ihr werdet noch viel Kraft brauchen. Jetzt muss ich aber zurück zu meinen Patienten im Hospital. Lasst mich rufen, wenn es vonnöten ist.“
    „Sagt mir ganz ehrlich, Doktor Cail“, flehte Julianna angstvoll, „wird Sir Edmund den nächsten Anfall überleben?“
    Schweigend musterte der Arzt die junge Frau und schien dabei ihre Widerstandskraft einzuschätzen. Dann hob er langsam die Schulter. „Ehrlich, Lady Fitzhugh?“, bedauernd schüttelte er den Kopf. „Ich bin mir leider nicht sicher.“

7. KAPITEL
    Juliannas Augen brannten, und in ihren Schläfen klopfte eine stechender Schmerz. Die Welt schien hinter einem trübe gewordenen Glas verborgen zu sein und beschränkte sich für sie auf einen fieberkranken Mann im Bett und auf den nach wie vor vorwurfsvollen Blick des Haushofmeisters.
    Gleich am nächsten Tag hatte sie Mr Brock zum Themse-Kai geschickt, um das indische Tonikum zu besorgen. Voller grimmigen Triumphes war er mit einer kleinen Dose in der Hand zurückgekehrt. Der Arzt hatte wahrlich nicht übertrieben, als er diese fremdländische Medizin als sehr bitter bezeichnete. Selbst mit reichlich Sirup versetzt, war ein Löffel davon nur mit Juliannas ganzer Überredungskunst als ältere Schwester über Sir Edmunds Lippen zu bringen.
    Im Augenblick fantasierte der Kranke wieder. Er warf sich wild hin und her und rief: „Hart backbord, Mr Barley! Setzt jeden Fetzen Leinwand, den Ihr finden könnt!“
    Mordecai Brock warf Julianna einen scharfen Blick zu und erwiderte mit fester Stimme: „Aye, aye, Kapitän.“
    „Ruder langsam seitwärts! Mann über Bord! Mann über Bord!!!“
    „Nur Ruhe, Kapitän. Wir holen ihn schon heraus, so wie Ihr mir einst das Leben gerettet habt.“ Brocks Stimme klang unerwartet warm und beschwichtigend.
    Erleichtert seufzte Sir Edmund auf. „Gut, gut. Und habt Obacht auf die Piraten.“ Dann verlor er das Bewusstsein.
    Sacht strich der alte Haushofmeister über den Arm seines Herrn und redete leise auf ihn ein. Bei diesem Anblick sah Julianna ihren Widersacher auf einmal in einem anderen Licht, nämlich als wachsamen Beschützer seines ehemaligen Kapitäns, dem er sein Leben verdankte. Demnach richtete sich seine Feindseligkeit nicht gegen ihre Person, sondern gegen die Gefahr, die seiner nicht ganz unberechtigten Befürchtung nach von ihr ausging.
    „Er wird überleben, Mr Brock“, flüsterte sie und fügte für sich voller Verzweiflung hinzu: „Er muss!“
    Doch der Haushofmeister gönnte ihr keinen Blick, und so ließ sie sich wieder in den Armstuhl zurücksinken, als plötzlich ein Klopfen ertönte und John hereinschaute.
    „Da ist ein Mann an der Tür, der sich nicht abweisen lässt, Mr Brock“, berichtete der Lakai aufgeregt. „Er behauptet, dass er der Bruder von Lady Fitzhugh ist.“
    Jerome! Entsetzt fuhr Julianna auf und sah sich angstvoll nach einem Versteck um. „Schickt ihn fort!“, flehte sie den überraschten Haushofmeister an. „Bitte, bitte, Mr Brock. Ich kann ihn nicht sehen. Ihr müsst ihn wegschicken. Ich bitte Euch.“
    Der alte Mann musterte sie nachdenklich und sagte dann: „Bleibt hier. Ich erledige das.“ Mit energischen Schritten verließ er

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